Vor dem Kita-Bau

Am Fürther Tor: 126 Jahre alte Brücke wird saniert und bremst Verkehr aus

8.9.2021, 09:26 Uhr
Die 2,35 Millionen Euro teure Sanierung der Brücke am Fürther Tor hat bereits begonnen. Nächstes Jahr wird hier der Verkehr ordentlich ausgebremst.

© Eduard Weigert, NNZ Die 2,35 Millionen Euro teure Sanierung der Brücke am Fürther Tor hat bereits begonnen. Nächstes Jahr wird hier der Verkehr ordentlich ausgebremst.

Am Palmenhof entsteht ein neuer Kindergarten. In dem fünfstöckigen Neubau in der Lorenzer Altstadt sollen zwei Gruppen Platz haben, 3,5 Millionen investiert die Stadt in das Projekt an der Spittlertormauer. Wer die nur wenige Meter weiter läuft, stößt auf das Fürther Tor. Oder zumindest auf das, was davon übrig ist.

Seit Jahrzehnten klafft eine Lücke

Der Ludwigstorzwinger war einst ein beliebtes Ausflugsziel für Nürnberger Familien. Architekt Conradin Walther baute 1898 das Restaurantgebäude auf die Stadtmauer. Im Zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt und im Jahr 1961 die Reste abgerissen.

Der Ludwigstorzwinger war einst ein beliebtes Ausflugsziel für Nürnberger Familien. Architekt Conradin Walther baute 1898 das Restaurantgebäude auf die Stadtmauer. Im Zweiten Weltkrieg wurde es beschädigt und im Jahr 1961 die Reste abgerissen. © Stadtarchiv

Geblieben ist das Tor, durch das Autofahrer, Radler und Fußgänger Richtung Plärrer unterwegs sind oder vom Ring aus in die Altstadt abbiegen. Darüber aber klafft eine Lücke. 50 Jahre lang ist das Fürther Tor überbaut gewesen. Doch nachdem das Gebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, bleibt nur der Torbogen stehen.

Das soll sich ändern. Die Stadt hat beschlossen, das Fürther Tor wieder aufzubauen. Einziehen soll: eine Kita. Seit eine solche aber am Palmenhof entsteht, werden Fragen laut, ob es eine weitere Tagesstätte am Fürther Tor überhaupt braucht. Ja, sagt Elisabeth Ries. "In die neue Einrichtung am Palmenhof ziehen ja die Gruppen aus dem Kindergarten St. Jakob in der Karl-Grillenberger-Straße", erklärt die Referentin für Jugend, Familie und Soziales. Deshalb sei der Bedarf für eine Kita auf dem Fürther Tor weiterhin da.

Kaum Freispielflächen

Auch dort sollen zwei Kindergarten-Gruppen einziehen, sagt Ries, darunter eine weitere von St. Jakob. Die zweite von einem weiteren Träger. Das Freigelände am Tor wird dann von beiden Gruppen genutzt, da es "in der dicht bebauten Alt- und Innenstadt schwierig ist mit Spielflächen", weiß die Referentin.

Für viele Autofahrer und auch den Schwerlastverkehr ist die Brücke am Fürther Tor eine wichtige Verbindung.

Für viele Autofahrer und auch den Schwerlastverkehr ist die Brücke am Fürther Tor eine wichtige Verbindung. © Eduard Weigert, NNZ

Wie genau die zwei Gruppen den Platz gemeinsam nutzen, steht noch nicht fest. Klar ist dagegen bereits, dass die Stadt den Aufbau des Tors selbst in die Hand nehmen und nicht vergeben wird. Auch weil es sich wegen des Denkmalschutzes um ein kompliziertes Projekt handelt.

Brücke ist 126 Jahre alt

Bevor das Baureferat hier aber in die konkrete Planung geht, ist zunächst der Servicebetrieb öffentlicher Raum gefragt. Der nämlich muss vorab die Brücke am Fürther Tor sanieren. Das hat eine Prüfung von Sör und eine Schadensanalyse der Landesgewerbeanstalt Bayern ergeben. Christian Vogel überrascht das Ergebnis nicht. "Das Bauwerk ist 126 Jahre alt", sagt Nürnbergs Bürgermeister und Erster Sör-Werkleiter. Die Brücke habe den Krieg, anders als das Gebäude nebenan, mit nur geringem Schaden überstanden. "Umfassend saniert wurde sie aber nie."

Noch ist bei der unter Denkmalschutz stehenden Brücke eine fachgerechte Sanierung möglich, bei der dennoch die aktuelle Tragkapazität erhalten werden kann. Die liegt bei 30 Tonnen. Immerhin ist die Brücke die Verbindung der Altstadt zum zentralen südwestlichen Verkehrsknotenpunkt am Plärrer, viele Lieferfahrzeuge kommen hier entlang.

Tragfähigkeit lässt nach

Hier geht's hinauf zur Nürnberger Stadtmauer - und bald in einen Kindergarten?

Hier geht's hinauf zur Nürnberger Stadtmauer - und bald in einen Kindergarten? © Eduard Weigert, NNZ

Noch. Denn die Schäden an der Brücke knabbern an der Tragfähigkeit der Brücke. Deshalb muss die Stadt schnell reagieren. "Wir müssen das durch eine gezielte Maßnahmen stoppen", sagt Vogel. Einige Teile der Konstruktion müssen deshalb ausgebessert werden. Das reicht von der in die Jahre gekommenen Verkehrsoberfläche bis zur statisch unsicheren Randeinfassung mitsamt zu niedrigen Bordsteinen, durch die die Brüstungen vor dem Aufprall eines Autos nicht ausreichend gesichert sind.

Die Liste der Mängel ist lang, entsprechend wird deshalb auch die Sanierung dauern. "Die Baumaßnahme ist auf zwei Jahre aufgeteilt", sagt der Sör-Chef. Heuer werden die Fassade, das Mauerwerk und die Brückenuntersicht instandgesetzt. Bis November soll das dauern. In der Bausaison 2022, also von April bis Oktober, wird dann der Überbau saniert - womit im kommenden Jahr auch der Verkehr am Fürther Tor ausgebremst wird. 2,35 Millionen Euro wird die Sanierung kosten.

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