Anerkannte Flüchtlinge finden nur schwer eine Wohnung

19.7.2017, 12:42 Uhr
Mittlerweile haben es 2855 Flüchtlinge schriftlich, dass sie hierbleiben dürfen – und eigentlich in eine eigene Wohnung umziehen dürfen.

© Winckler Mittlerweile haben es 2855 Flüchtlinge schriftlich, dass sie hierbleiben dürfen – und eigentlich in eine eigene Wohnung umziehen dürfen.

Vor zwei Jahren unterschrieb Sozialamts-Chef Dieter Maly jede Woche fünf neue Beherbergungsverträge, schloss insgesamt 172 Verträge ab – heute schickt er jede Woche ein bis zwei Kündigungsschreiben raus: Nun sollen besagte Beherbergungsverträge in Mietverträge umgewandelt werden, das Konzept wird am 19. Juli im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit vorgestellt und am 26. Juli im Stadtrat diskutiert.

Mittlerweile haben es 2855 Flüchtlinge schriftlich, dass sie hierbleiben dürfen – und eigentlich in eine eigene Wohnung umziehen dürfen. Doch der Weg zum selbstständigen Leben mit Arbeitsplatz und Wohnung, und damit auch zu Kontakten zu Einheimischen, bleibt beschwerlich: Wer keine Wohnung findet, bleibt als "Fehlbeleger", wie es in der Amtssprache heißt, in Sammelunterkünften.

Vermietern soll Idee schmackhaft gemacht werden

Es wäre für die Integration und den Steuerzahler zweifellos günstiger, kämen Flüchtlinge schneller in Lohn und Brot und eigene Wohnungen, wie eine einfache Rechnung zeigt: Sobald Flüchtlinge ein Bleiberecht haben, fallen sie unter die Zuständigkeit der Jobcenter. Sind sie arbeitslos, wird ihre Unterkunft bezahlt. Maly: "In Nürnberg sind dies 600 bis 700 Euro im Monat." Zum Vergleich: Als angemessener Mietpreis pro Ein-Personen-Haushalt nennt das Nürnberger Sozialamt 450 Euro.

Gelingt es, die Beherbergungs- in günstigere Mietverträge umzuwandeln, entlastet dies den Steuerzahler. Den Vermietern soll die Idee mit einer Mietlaufzeit von fünf Jahren schmackhaft gemacht werden. Und eine geringere Miete könnte ein weiteres Integrationshemmnis abbauen: Ein Flüchtling mit Bleiberecht und Job muss die Kosten für die Gemeinschaftsunterkunft selbst tragen – für Geringverdiener lohnt sich das Arbeiten daher nicht.

Verwandte Themen