"Angespannte" Lage: Freiwillige Helfer für Nürnberger Seniorenheime gesucht

14.1.2021, 05:26 Uhr
Aktuell steigt in Deutschland und Frankreich die Zahl der Menschen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Nun werden freiwillige Helfer in Seniorenheimen gesucht.

© LIONEL BONAVENTURE, AFP Aktuell steigt in Deutschland und Frankreich die Zahl der Menschen, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Nun werden freiwillige Helfer in Seniorenheimen gesucht.

In Altersheimen ist die Corona-Lage besonders heikel. Ältere Menschen mit Vorerkrankungen sind Teil der Risikogruppe, soziale Isolation ist für Senioren oft sehr quälend - und die Pflegerinnen und Pfleger müssen in den Heimen jeden Tag versuchen, alles am Laufen zu halten, ohne sich oder andere dabei anzustecken. Eine absolute Ausnahmesituation, die viele an die Grenzen bringt.

Der BRK Kreisverband Nürnberg-Stadt sucht nun auf der eigenen Internetseite nach freiwilligen Helferinnen und Helfern, die in Seniorenheimen mitarbeiten wollen. "Sinn des Aufrufs ist es, die Fachkräfte zu entlasten," sagt Brigitte Lischka, Geschäftsführerin des Kreisverbandes Nürnberg-Stadt.

Die Helfer können in den Heimen bei alltäglichen Aufgaben tätig werden. Dazu gehören zum Beispiel Geschirrspülen, Servieren von Frühstück, Spaziergänge, Wäsche einsammeln oder Betten beziehen. Es würde oft auch schon helfen, wenn die Bewohner jemand hätten, mit dem sie sich unterhalten können,

Hygiene ist das oberste Gesetz

Wer sich als Helfer anmelden will, kann dies mit einer Registrierung bei "Team Bayern" tun und hat dann für die Dauer des Einsatzes auch einen Versicherungsschutz über das Rote Kreuz. Für die Zeit des Einsatzes ist man dann ebenfalls, eben wegen der Versicherungsschutzes, Mitglied beim BRK. Diese Mitgliedschaft endet aber sofort, wenn der Einsatz endet.


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Bevor es losgeht werden die Freiwilligen geschult, oberste Priorität haben dabei die aktuellen Hygienestandards. Wer sich bereit fühlt, den Bewohnern zum Beispiel auch im Bad oder beim Ankleiden zu helfen, tut dies zunächst unter der Aufsicht einer Fachkraft.

Laut Brigitte Lischka haben sich in Nürnberg bislang 25 Freiwillige gemeldet. "Man muss verstehen, dass das Virus in den Heimen ist und man sich der Gefahr aussetzt. Es ist ein enormer Dienst an der Gesellschaft und auch für die Stadt Nürnberg," so Lischka. Freiwillige werden, wie das Pflegepersonal, vor jedem Betreten der Räumlichkeiten mittels Schnelltest auf Corona getestet.

Entschädigung für Freiwillige

Menschen, die Ausbildungen im Pflegebereich haben, wären natürlich "ein Sechser im Lotto", so Lischka, aber es sind dennoch alle willkommen. Eine besondere Qualifikation ist nicht notwendig, jedoch sollte man selbst fit und gesund sein und sich der Aufgabe gewachsen fühlen. Gearbeitet wird in Schichten von Montag bis Sonntag, von 08.00 bis 13.00 und 14.00 bis 19.00 Uhr.

Es gibt für jede Schicht eine Entschädigung von 50 Euro, wenn man in seiner Freizeit aushilft. Bei einer Freistellung durch den Arbeitgeber kann dieser Lohnersatz geltend machen.


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Anke Röver, Pressesprecherin des Vereinigung der Pflegenden in Bayern, kennt diese Anfragen, sie laufen bei ihr in einem sogenannten "Pflegepool" ein. Die Führungsgruppen Katastrophenschutz der Landkreise in Bayern können dort Personalnot melden und bekommen im besten Falle dann freiwillige Helfer zugeteilt.

Um welche Einrichtungen es sich letztendlich in welchem Umfang handelt, könne man auch aus Datenschutzgründen nicht öffentlich machen.

Röver merkt außerdem an, dass trotz Schulung und Aufsicht kein Freiwilliger Pflegepersonal einfach so ersetzen kann. Insbesondere beim direkten Kontakt, wie zum Beispiel beim Anziehen, könne man bei gebrechlichen Menschen einiges falsch machen. "Selbst für die reine Betreuung der Bewohner gibt es Kurse, die Wissen vermitteln, da steckt also viel dahinter."

Aus der Not heraus

Ersetzen kann und will man beim BRK auch niemanden. "Wir haben hier einen Katastrophenfall. Niemand konnte wissen, wie und wie lange diese Pandemie wüten wird," sagt Brigitte Lischka.

Es handelt sich also um einen Notfall, in dem besondere Mittel notwendig sind. Wenn sich die Lage beruhigt hat, wünscht sich aber auch die Geschäftsführerin von der Politik aber mehr Förderung für Pflegeberufe.

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