Angst ums „Juki“ in der Werderau

12.2.2012, 07:59 Uhr
Angst ums „Juki“ in der Werderau

© Günther Distler

Erst vor kurzem wurde die sinkende Teilnahme an den Kinderversammlungen diskutiert und befürchtet, „die Luft ist raus“ (wir berichteten). Doch der Nachwuchs aus der Gartenstadt, Gibitzenhof, Falkenheim, der Kettelersiedlung, Rabus, Sandreuth und der Werderau bewies das Gegenteil. Viele waren der Einladung der Stadt gefolgt, um Probleme in ihren Vierteln anzusprechen. Die Vorsitzende der Kinderkommission, Ilka Soldner, zeigte sich wenig überrascht: „Die Versammlung in diesem Gebiet war schon immer gut besucht. Es sind vergleichbar viele Teilnehmer wie vor zwei Jahren.“

Zu den diesjährigen Besuchern gehörten die achtjährige Melanie und Selina (9): Die beiden Mädchen gehen in die Maiacher Grundschule und waren mit ihrer Klasse hier. Die Lehrerin habe die Drittklässler auf diesen Nachmittag vorbereitet und sie zu der Versammlung begleitet.

Sie wünschten sich Fußballtore und Tischtennisplatten im Pausenhof, außerdem ein Klettergerüst und eine ganz lange spiralförmige Rutsche. Letztere wird zwar ein Traum bleiben, doch der Zustand der Pausenhöfe und mehr Spielgeräte sind auch beim Haus für Kinder in der Regenbogenstraße sowie beim Kinderhort in der Leerstetterstraße ein großes Thema.

Auch die Renovierung der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Grundschule soll eine Aufgabe für die Stadt werden, wenn es nach den Kindern geht: „Neue Farbe muss her und neue Eingangstüren!“ Des Weiteren soll Sör im Viertel „öfters sauber machen“ und die Polizei öfters kontrollieren, um Betrunkene im Viertel abzuschrecken. Zum Schluss erklärten sie: „Ein Schwimmbad wäre genial. Denn das nächste Bad ist weit weg.“

Die Vertreter der Stadt notierten eifrig und auch Oberbürgermeister Ulrich Maly hörte sich die Wünsche an. Ein weiteres Thema betraf die Kinder und Jugendlichen in der Werderau. Das Jugend- und Kinderhaus „Juki“ soll geschlossen werden, berichteten sie. Der Vermieter brauche die Räume für irgendetwas anderes. Simone Herold vom Jugendamt ist optimistisch: „Der Eigentümer hat noch nicht direkt mit der Einrichtungsleitung gesprochen. Dennoch sucht das Jugendamt mit der Evangelischen Jugend als Träger eine Lösung.“

Unterdessen hatte der Hort in der Maiacher Straße die Bühne gestürmt und präsentierte mit einem kleinen Theaterstück seine Wünsche: „Die Spielplätze in der Werderau sind mit Zigarettenstummeln oder Glasscherben verdreckt“, berichtete Selina (8) und die zehnjährige Noelia ergänzte: „Außerdem brauchen wir mehr Zebrasteifen. Vor einiger Zeit wäre ich in der Nähe der Schule beinahe angefahren worden.“

Werbung gemacht

Ihren Auftritt haben Noelia und die anderen Hortkinder der Erzieherin Sevgi Sayan (29) zu verdanken. Diese hatte nach einer Einladung durch die Stadt Werbung in ihrer Einrichtung gemacht. An mehreren Nachmittagen wurde dann überlegt, was sich ändern soll. Zwar sei ihr zu Ohren gekommen, dass manches nur langsam oder gar nicht umgesetzt wurde. Dennoch hat sie die 20 Minuten Busfahrt mit den Kindern auf sich genommen. „Ich wollte zeigen: Ihr könnt von klein auf mitwirken, euch engagieren und damit etwas bewegen.“

Das möchten auch der zehnjährige Aaron und sein Cousin Jonathan (8). Sie wohnen in der Gartenstadt und waren als einige der wenigen Kinder ohne Gruppe hier: „Meine Mama hat uns gefahren, nachdem Oma von dem Termin erzählt hat“, berichtete Aaron. Er und Jonathan waren gespannt darauf, was sie erwartet und griffen sich, nachdem alle anderen Gruppen ihre Anliegen präsentiert hatten, allein das Mikrofon: „Der Hundemist ist eklig. Außerdem sind die Straßenlaternen sehr dunkel, wenn ich nach dem Training in der Regenbogenschule abends um 18 Uhr nach Hause gehe“, berichtete Jonathan.

Einmal habe er wegen der Dunkelheit noch nicht einmal seinen eigenen Opa erkannt, der ihm entgegengekommen war. Aarons Mama, Heidi Schleihauf (40), war stolz auf ihre beiden Jungs: „Schade nur, dass Aaron nichts über den Lärm gesagt hat, den wir vom Rangierbahnhof und der Autobahn hören“, meinte sie und fügte hinzu: „Das werde ich dann auf der Bürgerversammlung weitergeben.“

 

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