Anti-Diät-Tag: Experte warnt vor Crash-Programmen

6.5.2018, 14:12 Uhr
Nur Obst und Wasser ist nicht die Lösung. Zum Anti-Diät-Tag hat die NZ mit einem Experten über das richtige Abnehmen gesprochen.

© dpa Nur Obst und Wasser ist nicht die Lösung. Zum Anti-Diät-Tag hat die NZ mit einem Experten über das richtige Abnehmen gesprochen.

Der Anti-Diät-Tag wurde von einer Britin ins Leben gerufen, die einst selbst unter Essstörungen litt. Die NZ hat sich anlässlich des Tages mit Andreas Weber unterhalten. Er ist Oberarzt am Nürnberger Klinikum und für das Optifast-Abspeckprogramm zuständig, das sich an stark Übergewichtige richtet.

NZ: Herr Weber, im Frühjahr liest man überall von "Bikini-Figur-in-vier Wochen"-Diäten. Taugen solche Programme etwas?

Andreas Weber: In kurzer Zeit viel abzunehmen ist Quatsch. Klar, für ein paar Tage kann man das schon machen. Wenn man solche Crash-Diäten aber länger durchzieht, dann ist das schädlich. Zum einen deshalb, weil eine solche Art der Ernährung einseitig ist und dem Körper wichtige Nährstoffe fehlen. Aber auch, weil der Grundumsatz an Energie, die der Körper schon beim Nichtstun verbrennt, bei jeder Diät sinkt. Das führt dann nur zum Jojo-Effekt und am Ende ist man dicker als vorher.

NZ: Wie nimmt man dann richtig ab?

Anti-Diät-Tag: Experte warnt vor Crash-Programmen

© Foto: privat

Weber: Indem man sein Verhalten ändert! Das braucht dann natürlich mehr Zeit, bis man abnimmt. Aber eine Ernährungsumstellung und Sport helfen dauerhaft. Statt gesüßter Getränke sollte man Wasser trinken, die Treppe statt den Aufzug nutzen und ab und an das Auto stehen lassen und stattdessen auf das Rad steigen oder zu Fuß gehen. Verbote braucht es übrigens nicht, rigide Verhaltensweisen kann schließlich eh niemand durchhalten. Nur darf es dann eben nicht jeden Tag Cola oder Gummibärchen geben. Das fängt übrigens schon im Kindesalter an. Früher war es ja die Ausnahme, dass ein Kind dick war. Das ist heute anders. Dabei ist es so wichtig, dass man gar nicht erst in diese Spirale des Zu- und Abnehmens hineinkommt.

 

NZ: Wer muss überhaupt abnehmen?

Weber: Zu dick ist in Deutschland jeder Zweite. Aber der Punkt, an dem man wirklich etwas tun sollte, ist ein BMI von 30 oder mehr (Gewicht geteilt durch Körpergröße im Quadrat; ein 1,80 Meter großer Mann hat einen BMI von 30, wenn er 97 Kilo wiegt, Anm. der Redaktion) oder mehr. Wer einen BMI zwischen 25 und 30 hat, der sollte lieber die Finger von Diäten lassen – es droht der Jojo-Effekt. Überhaupt: Ältere Menschen dürfen durchaus einen etwas höheren BMI haben. Wenn sie dann nämlich einmal krank werden, dann hat der Körper etwas, wovon er zehren kann.

NZ: Damit können jede Menge Menschen, die eigentlich abspecken wollten, den Anti-Diät-Tag doch feiern. Wie feiert man so was am besten?

Weber: Sinn und Zweck der Tages ist doch, darauf hinzuweisen, dass Crash-Diäten sinnlos sind. Gesund ernähren, bewusst ernähren, bewegen – das ist die Lösung. Dann darf man auch mal Sahnetorte ohne schlechtes Gewissen essen. Es kann schließlich nicht jeder eine Modelfigur haben.

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