Anti-Stau-Gebühr für München? Experten nennen auch Nürnberg

14.9.2020, 12:51 Uhr
Nürnberg zählt zu den zehn staureichsten Großstädten Deutschlands.  Verkehrsexperten empfehlen eine Anti-Stau-Gebühr. 

© Roland Fengler Nürnberg zählt zu den zehn staureichsten Großstädten Deutschlands.  Verkehrsexperten empfehlen eine Anti-Stau-Gebühr. 

Es ist Jahr für Jahr ein Ärgernis: Durchschnittlich 119 Stunden stand jeder Autofahrer im Jahr 2019 in Nürnberg im Stau. Im deutschlandweiten Vergleich landete Nürnberg auf Platz fünf – hinter Spitzenreiter Hamburg, Berlin, Wiesbaden und München.

Am Montag haben nun Verkehrsexperten eine Studie zum Stauproblem vorgestellt. Ergebnis: Eine Anti-Stau-Gebühr von wenigen Euro könnte große Teile der Verkehrsprobleme in den staureichsten Großstädten Deutschlands lösen.

Konkretes Beispiel ist München, hier könnte eine Gebühr von wenigen Euro "die Stauprobleme in der Innenstadt in den Griff bekommen", schreiben die Autoren von Ifo-Institut (Institut für Wirtschaftsforschung) und der Beratungsgesellschaft Intraplan in ihrer Studie. Negative Auswirkungen auf Einzelhandel und Tourismus erwarten die Forscher nicht. Sie gehen, im Gegenteil, sogar von einer Steigerung der Attraktivität der Innenstadt aus, wenn mehr Menschen auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.

Sechs Euro am Tag pro Fahrzeug könnten der Studie zufolge den Verkehr innerhalb des rund 28 Kilometer langen Mittleren Rings um durchschnittlich 23 Prozent senken - in Spitzenzeiten um 33 Prozent. Bei 10 Euro wären es sogar rund 30 beziehungsweise 41 Prozent. Die Forscher gehen davon aus, dass viele Personen wegen der Gebühr auf andere Verkehrsmittel umsteigen würden - insbesondere auf öffentliche.


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Soziale Härten durch die Gebühr könnten den Autoren zufolge mit Hilfe der Einnahmen aus ihr abgefedert werden - beispielsweise durch Sozialtickets für öffentliche Verkehrsmittel. Zudem könne das Geld in den Ausbau des Netzes gesteckt werden.

"Auch für andere Städte in Deutschland wäre eine solche Gebühr vorstellbar", sagt Oliver Falck, Autor und Leiter des Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien am Ifo-Institut. "Wir vermuten, dass die Ergebnisse auch auf andere staureiche Städte übertragbar sind." Als besonders staureiche Städte neben München nannte er Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Nürnberg, Köln, Hannover, Bremen und Frankfurt. Eine Gebühr müsste aber immer an die lokalen Gegebenheiten angepasst werden, so Falck.

Für Nürnbergs obersten Verkehrsplaner Frank Jülich indes ist die Einführung einer City-Maut derzeit nicht vorstellbar. "Dafür gibt es in Deutschland keine rechtliche Grundlage", sagt der Chef des Verkehrsplanungsamtes. In Nürnberg setze man daher auf andere Stellschrauben, etwa die Verbesserung des ÖPNV, den Ausbau der Radwege und das Parkraummanagement. Schon bald werde es etwa keine kostenlosen Parkplätze in der Innenstadt geben.

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