Anwohner in Wetzendorf wollen Brutflächen retten

29.3.2017, 07:59 Uhr
Anwohner in Wetzendorf wollen Brutflächen retten

© Foto: Seuß

Die Gerüchteküche wird in Wetzendorf seit Wochen angeheizt. Wie berichtet, haben sich Kauf-Offerten der Firma Schultheiß im Stadtteil herumgesprochen. Insbesondere die Landwirtsfamilie Lehneis fürchtet um ihre Existenz, weil ihre gepachteten Ackerflächen vor dem Aus stehen. Als Konsequenz hat sich vor Ort und insbesondere auch in der Albert-Ortmann-Straße eine Bürgerinitiative "zum Erhalt der Landwirtschaft im Knoblauchsland" gegründet. Sie hat inzwischen über 1000 Unterschriften gesammelt und will, wie Sprecher Christoph Lautz sagt, eine Wohnbebauung nördlich der Schleswiger Straße "auf alle Fälle vermeiden".

Die Betroffenen verweisen dabei vor allem auf das große Wohnbaugebiet südlich der Schleswiger Straße, wo bis zu 1200 Wohneinheiten vorgesehen sind. Schon das würde das Gebiet deutlich verändern, deshalb will man immerhin den Acker auf der anderen Straßenseite retten. Zu den Aktiven in der Bürgerinitiative gehört die Familie von Eva Plewnia, die sich sehr für Naturschutz engagiert.

In einem Brief an die Stadtverwaltung schreibt sie: "Wir halten eine Bebauung beziehungsweise Straßenführung durch dieses naturschutzfachlich hochwertige Habitat entsprechend der geltenden EU-Richtlinien für nicht vertretbar." Dabei verweist sie auf mehrere geschützte und vom Aussterben bedrohte Vogelarten, die hier seit vielen Jahren brüten.

Auf ein Brutgebiet fixiert

Neben Rebhuhn und Haubenlerche ist das der Kiebitz, der als Schnepfenvogel bis zu 30 Jahre alt werde. Über 30 Kiebitze leben auf diesem Acker, wobei Plewnia betont, dass sich bei dieser Art nur die Jungtiere vermehren, weshalb ein größeres Aufkommen als wichtig für den Erhalt gilt. Zudem seien Kiebitze auf ein Brutgebiet fixiert, weshalb fraglich sei, ob sie eine Ersatzfläche annehmen.

Auf Alternativstandorte wird aber bei der Stadt gebaut. Bau- und Planungsreferent Ulrich sagt, dass Kiebitze "aktuell in fast allen Planungsgebieten die entscheidende Größe sind. Wir bieten offenbar tolle Bedingungen - und das sogar oft im Konsens mit der Landwirtschaft. Aus diesem Grund hat die Pflege der drei Hauptvogelarten Kiebitz, Lerche und Rebhuhn enorme Bedeutung im Gesamtkonzept." Laut Ulrich will man "keinesfalls Verluste hinnehmen", im Einzelfall sei das aber kein Grund, "dass man nicht bauen kann, sondern dass man den Lebensraumverlust sinnvoll und ausreichend ausgleichen muss".

Ulrich spricht von einer "gewaltigen Herausforderung für die Stadtentwicklung" - nicht zuletzt mit Blick auf das neue Agrarstrukturelle Gutachten, das im Mai vorgelegt werden soll. Umweltreferent Peter Pluschke verweist im Kontext auf die Bestandsaufnahme von 2014 zu den Vögeln im Knoblauchsland, wo der Bestand seitdem stabil geblieben sei. Er kann sich vorstellen, dass in der Schmalau bisherige Gewerbegebiete, die der Stadt gehören, als Ausgleichsfläche umgewidmet werden könnten.

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