"Arbeitgeber, schämt euch": 250 AOK-Mitarbeiter streiken

17.2.2020, 20:41 Uhr
Vor ihrem Ausweichquartier, der AOK-Verwaltung im ehemaligen Postgebäude am Rathenauplatz, versammeln sich Mitarbeiter bei strömendem Regen zum Warnstreik. Am Neubau für die AOK-Verwaltung am Frauentorgraben wird noch gebaut.

© Foto: Roland Fengler Vor ihrem Ausweichquartier, der AOK-Verwaltung im ehemaligen Postgebäude am Rathenauplatz, versammeln sich Mitarbeiter bei strömendem Regen zum Warnstreik. Am Neubau für die AOK-Verwaltung am Frauentorgraben wird noch gebaut.

Das Wetter hat es nicht gut gemeint mit dem Arbeitskampf der Mitarbeiter bei der AOK Bayern. Am Montagmittag schüttete es erbarmungslos und ohne Unterlass – doch die Streikenden vor der AOK-Direktion in der Bayreuther Straße ließen sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Eine Menschenmenge, in der jeder noch einen bunten Regenschirm über dem Kopf trägt, wirkt womöglich gleich noch etwas größer.

Rund 250 Nürnberger Mitarbeiter der AOK Bayern waren dem Aufruf der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) gefolgt und legten für eine Stunde ihre Arbeit nieder. "Wir sind es wert", steht auf ihren Regenwesten. Neben Tarifbeschäftigten der AOK Bayern seien auch einige verbeamtete Mitarbeiter anwesend – wenn auch natürlich in ihrer Freizeit, erklärt Roland Herbig.

AOK: Zeichen der Solidarität

Als Mitglied der Verhandlungskommission sitzt er mit am Tisch, wenn Verdi sich mit dem Arbeitgeber auseinandersetzt. Herbig, der bei der AOK Mittelfranken als Personalratsvorsitzender tätig ist, verhandelt dort im Namen der Tarifbeschäftigten. Teilweise, sagt er, säßen Mitarbeiter mit und solche ohne Beamtenstatus Schreibtisch an Schreibtisch – da sei es schön, dass man sich mit den Kollegen solidarisch zeige.

Viel Solidarität und Unterstützung brachten die versammelten Beschäftigten Herbig und seinen Kollegen entgegen, die in den Faschingsferien für sie in die dritte Verhandlungsrunde der aktuellen Tarifverhandlungen starten.

"Das aktuelle Angebot ist ein Skandal"

"Arbeitgeber, schämt euch" – solche drastischen Worte findet bei der Streikkundgebung der Verdie-Vertrauensleutesprecher Werner Braunersreuther. Warum?

In der ersten Verhandlungsrunde im Januar habe es statt einem Angebot die Ankündigung gegeben, die Sozialzuschläge für Mitarbeiter abzuschaffen. "Das sind beispielsweise für mich, der ich Frau und zwei Kinder habe, 390 Euro brutto im Monat", erklärt dazu Verdi-Verhandler Herbig.

Und auch in der zweiten Runde lief es aus Sicht von Verdi nicht besser: Das aktuelle Angebot, das die AOK als Arbeitgeber in den Raum gestellt hat, nennt Braunersreuther einen Skandal, einen Witz, eigentlich überhaupt nur ein "sogenanntes Angebot". Es sieht vor, die Gehälter der Beschäftigten bei einer Laufzeit von 36 Monaten in Stufen von 2 Prozent im ersten Jahr, und dann jeweils noch mal um 1,5 Prozent zu steigern.

Die Gewerkschaft dagegen fordert Erhöhungen von 6,8 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – und eine unbedingte Erhaltung der Sozialzuschläge. Denn diese dienten den Beschäftigten als finanzieller Ausgleich dafür, dass die AOK im Vergleich mit anderen gesetzlichen Krankenkassen schlechter zahle.

"Wir haben hier eine sehr motivierte Arbeiterschaft, die diese Erhöhung wirklich verdient hätte", sagt Herbig. "Vom Arbeitgeber erwarten wir für die dritte Verhandlungsrunde ein faires Angebot für uns."


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Die dritte Verhandlungsrunde zwischen Verdi und der AOK steht am 25. und 26. Februar an. Warnstreik-Aktionen fanden am Montag in ganz Bayern statt – neben Nürnberg auch in München, Würzburg, Augsburg, Bamberg, Regensburg, Neumarkt und weiteren Orten.

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