Arbeitslosenzahl sinkt: Nürnberg trotzdem mit hoher Arbeitslosigkeit

29.10.2020, 14:36 Uhr
Eine besonders starke Herbstbelebung ist auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Doch wie es weitergeht, ist mit Blick auf Corona ungewiss.

© Jan Woitas, dpa Eine besonders starke Herbstbelebung ist auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Doch wie es weitergeht, ist mit Blick auf Corona ungewiss.

Knapp 278.000 Menschen waren in dem Monat ohne Job und damit fast 15.000 weniger als im September, wie die Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Nürnberg mitteilte.

Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte auf 3,7 Prozent. Dass die Arbeitslosigkeit nach den Sommerferien sinkt, ist normal. Doch in diesem von der Corona-Krise überschattetem Jahr ist es ein positives Signal, das sich bereits im Juli angedeutet hat. "Die saisonal übliche Belebung am Arbeitsmarkt im Herbst fällt in diesem Jahr stärker aus", sagte der Leiter der Regionaldirektion, Ralf Holtzwart.

Das liege zum einen daran, dass im September weniger Menschen ihren Job verloren hätten. Zum anderen hätten mit dem Start des Ausbildungs- und Studienjahres vor allem junge Leute die Arbeitslosigkeit beenden können. Für den Zeitraum von Oktober 2019 bis September 2020 lag die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen bei 103.221.

Freie Ausbildungsplätze

Das sind gut 7000 weniger als im Vorjahreszeitraum und entspricht in etwa dem Wert des Ausbildungsjahres 2015/16. Dennoch stünden jedem jungen Menschen, der noch eine Ausbildungsstelle suche, rein rechnerisch rund 12,5 freie Plätze gegenüber, teilte Bayerns Arbeitsministerin Carolina Trautner (CSU) mit.

"Die Ausbildungsbereitschaft unserer bayerischen Unternehmen ist trotz der Corona-Pandemie nach wie vor erfreulich hoch." Ein Blick auf die Vorjahreszahlen zeigt jedoch deutlich die Spuren, die die Corona-Krise hinterlassen hat: Im Vergleich zum Oktober 2019 sind es aktuell mehr als 77.000 Arbeitslose mehr, ein Anstieg von fast 39 Prozent.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag nach aktuellen Hochrechnungen im August bei 5,67 Millionen Menschen, ein Rückgang von fast 19.000. Vor allem in der Metall- und Elektroindustrie, der Arbeitnehmerüberlassung und dem Gastgewerbe schrumpfte demnach die Beschäftigung. Regional ist die Lage dabei sehr unterschiedlich.

Hohe Arbeitslosigkeit in Nürnberg

Die höchsten Arbeitslosenquoten verzeichneten Schweinfurt (6,8), Nürnberg (6,5), Hof, Augsburg (beide 6,3) und Aschaffenburg (6,1). Vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit ist in Nürnberg schon lange ein Problem. Am niedrigsten lagen diese mit 1,9 Prozent im Landkreis Eichstätt, gefolgt vom Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz gefolgt mit 2,2 Prozent.

Ein Lichtblick ist, dass die Zahl der offenen Stellen wieder zunimmt. "Vor allem in den Dienstleistungsbranchen, im Handel, im Baugewerbe, im Gesundheitswesen sowie in der Zeitarbeit wurden wieder mehr Stellen gemeldet. Das ist ein gutes Signal", sagte Holtzwart.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat lag der Personalbedarf jedoch in nahezu allen Branchen niedriger. Die Lage sei trotz positiver Signale fragil, betonte Holtzwart. "Das zeigen die aktuell stark steigenden Corona-Neuinfektionen, wodurch die Unsicherheit bei den Beschäftigten sowie bei den Unternehmen und in Folge auf dem Arbeitsmarkt steigt."

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, der Dachverband der Arbeitgeber in Bayern, befürchtet, dass die neuen Beschränkungen des öffentlichen Lebens dem Arbeitsmarkt einen weiteren Dämpfer verpassen könnten. "Insofern spiegeln die Oktober-Zahlen die tatsächliche Lage nicht wider", teilte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt mit.

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