Archäologische Funde in Katzwang und im Klosterhof

22.10.2013, 11:03 Uhr
Das ist Fund Nr. 9 aus einem Grab direkt bei der alten Wehrkirche in Katzwang.

© John P. Zeitler/ Stadt Nürnberg Das ist Fund Nr. 9 aus einem Grab direkt bei der alten Wehrkirche in Katzwang.

Die Ausgrabungen im Germanischen Nationalmuseum (GNM) für das neue Depot haben außerdem den Nachweis von einer sehr frühen, intensiven Gartennutzung im Bereich der alten Stadtmauer geliefert – Nürnberg als Labor für die Erprobung neuer Gartenbautechniken.

1050 gilt als das Gründungsjahr für Nürnberg. Mit der Freilassung der Leibeigenen Sigena wird Nürnberg erstmals urkundlich erwähnt. Archäologen haben weniger mit Urkunden zu tun, sondern mit der Ausgrabung von Gegenständen.

Sie können deshalb in der Regel nicht auf das Jahr genaue Aussagen treffen. „Wir gingen bislang davon aus, dass Katzwang im 12. Jahrhundert besiedelt wurde. Wir haben aber jetzt den ersten gesicherten Hinweis, dass eine großflächige Besiedlung schon zwischen 1010 und 1060 erfolgt ist“, sagt der Stadtarchäologe John P. Zeitler. Die erste urkundliche Erwähnung Katzwangs stammt aus dem Jahr 1152.

Der Archäologe erhielt vor kurzem das Ergebnis der Untersuchung des Skeletts Nr. 9, praktisch ein Zeitgenosse Sigenas, nach der Radiokarbonmethode durch die Universität Erlangen–Nürnberg.

Sieben Archäologen graben derzeit im Germanischen Nationalmuseum 20 Skelette aus dem Mittelalter aus.

Sieben Archäologen graben derzeit im Germanischen Nationalmuseum 20 Skelette aus dem Mittelalter aus. © Roland Fengler

Das Skelett, von dem vor allem der Kopf mit einem weit aufgerissenen Mund übrig ist, wurde 2004 direkt an der alten Wehrmauer der Katzwanger Kirche an der Rednitz ausgegraben. Verteilt auf drei Lagen wurden auf einer 16 Quadratmeter großen Fläche die Skelette von insgesamt 21 Menschen gefunden.

Die Archäologen waren zunächst der Überzeugung, dass die menschlichen Überreste frühestens aus dem 13. Jahrhundert stammen. Dass es am Ende das elfte Jahrhundert ist, freut Zeitler besonders: „Wir haben immer vermutet, dass es auf dem Weg von Bamberg nach Weißenburg schon früh im Süden Nürnbergs eine größere Ansiedlung gegeben haben muss. Wir konnten es aber nicht nachweisen.“ Die gefundenen Skelette wurden sehr regelmäßig bestattet, so dass man von einer größeren Besiedlung an der Rednitzfurt im 11. Jahrhundert ausgehen kann.

Die Archäologen haben in Nürnberg derzeit gut zu tun. Beim ehemaligen Friedhof der Jakobskirche sind bei der Verlegung von Fernwärmeleitungen mehrere Skelette auf engstem Raum gefunden worden. Bei der ehemaligen Hadermühle wird auch gegraben und es kamen Reste einer mittelalterlichen Mühle zum Vorschein. Die größte Baustelle der Archäologen ist derzeit der Innenhof des ehemaligen Kartäuserklosters im GNM. Dort soll ein Depot bis zu einer Tiefe von 21 Metern entstehen. Rund 20 Skelette wurden bislang von den eingesetzten sieben Archäologen entdeckt.

Die Skelette stammen wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert. Interessant ist aber, was noch alles bei den Ausgrabungen ans Tageslicht gekommen ist. „Keramik und Bodenfunde belegen eine ganz intensive Gartennutzung vor der alten Stadtmauer schon für das 12. und 13. Jahrhundert“, sagt Zeitler. In den Sandboden wurden Humusinseln als Beete eingelassen, um Gartenbau betreiben zu können. „Das ist weit entfernt von einer simplen Dreifelderwirtschaft wie immer für das Mittelalter behauptet wurde. Es ist ein Beleg dafür, wie dem kargen Sandboden mit großem Geschick Ertrag abgerungen wurde“, sagt Zeitler.

Eine genaue Untersuchung der Skelette soll auch Auskunft über Krankheiten und Sterbeursachen geben. Es wurden auch zwei Öfen für die Herstellung von Metallgegenständen gefunden.



Bislang gibt es keine zentrale Stadtansicht aus dem 12. oder 13. Jahrhundert. „Deshalb sind die archäologischen Ausgrabungen so wichtig“, so Zeitler. Die Baustelle beim GNM sei eine der letzten großen Baustellen in der Innenstadt. Während heutzutage alles genau dokumentiert würde, habe die Stadt beim Bau von Karstadt großzügig weggesehen, um das Projekt nicht zu gefährden. Das größte Ausgrabungsprojekt, das ansteht, dürfte aber der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs sein: Darunter befinden sich die Reste des Ludwig-Donau-Main-Kanals.
 

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