Plötzlicher Flugausfall in Nürnberg
Ärger am Airport: Passagiere erleben Odyssee - und bekommen Vier-Euro-Gutschein
Redakteur
Die lange Nacht steckt Carlos Gómez noch in den Knochen. Eigentlich wollte der Nürnberger vom Dürer-Airport am Samstagabend in den Urlaub abheben, seinen Geburtstag in der Sonne der Balearen feiern. "Doch daraus wird nichts", sagt er wenige Stunden später am Telefon. "Erst hieß es, unser Flug ist nur etwas verspätet." Doch das war längst nicht alles. Am Ende steht für Gómez und Dutzende weitere Passagiere eine quälende Hängepartie, die sie alle mehr als einen kompletten Urlaubstag kostet.
Was war passiert? Das lässt sich nicht so leicht rekonstruieren. Eigentlich sollte der Flug FR2159 um 21.25 Uhr von Nürnberg nach Mallorca abheben. Einen Tag später stand auf der Homepage des Dürer-Airports aber immer noch nur ein Wort: verspätet. Was mit dem Jet, der die Passagiere auf die Balearen bringen sollte, passiert ist, blieb unklar. Die zuständige Airline Ryanair ließ mehrere Anfragen unserer Redaktion bis Montag unbeantwortet. In einer Antwort per Mail heißt es nun, der Flug der Tochtergesellschaft Lauda sei wegen Personalengpässen am Flughafen in Palma über Nacht verschoben worden. Allerdings hob auch am nächsten Tag keine Maschine ab.
Scharfe Kritik an Ryanair
"Wir sind ganz normal zweieinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen gewesen", sagt Gómez. Er erinnert sich an 50 bis 60 Passagiere, die mit ihm am Gate standen. Familien, ältere Menschen, ein Querschnitt der Gesellschaft. "Um 21 Uhr wurde uns gesagt, dass der Flug verspätet ist." Doch bei einer harmlosen Verspätung sollte es nicht bleiben. Zuerst zog sich das Warten über Stunden. "Um 1.30 Uhr nachts wurde uns dann erklärt, dass der Flug ausfällt."
Ein Schock für die Urlauber, die bis zuletzt davon ausgingen, nach Mallorca fliegen zu können. Personal der Airline sei nicht greifbar gewesen, die Informationspolitik sei eine Katastrophe gewesen, erklärt Gómez. "Die haben nur gesagt, sie können unsere Probleme nicht lösen und wir müssen uns selbst kümmern." Von Ryanair heißt es, man habe alle betroffenen Passagiere per SMS oder E-Mail informiert und auf dem Laufenden gehalten.
"Damit ist ein ganzer Tag Urlaub dahin"
Fast drei weitere Stunden harrte Gómez am Flughafen aus, sprach Airport-Mitarbeiter an - vergeblich. "Wir wollten umbuchen", sagt der Nürnberger. "Aber das war denen egal. Die haben es gar nicht versucht." Erst später erfährt Gómez über seine App, dass er auf einen anderen Flug gebucht wurde - und zwar am Montagmorgen. "Das wäre dann 29 Stunden später."
Der Frust sitzt tief, besonders, weil der Nürnberger jetzt seinen Geburtstag zuhause und in Ungewissheit feiern muss. "Das ist schon sehr enttäuschend, damit ist ein ganzer Tag Urlaub dahin", sagt Gómez. "Am Flughafen waren andere Passagiere, die hatten Hotels für 1300 Euro pro Nacht gebucht."
Die Kosten für das Hotel und den Mietwagen werden wohl ebenfalls nicht erstattet, fürchtet Gómez. Selbst das Taxi musste er selbst bezahlen. Ryanair gibt dagegen an, allen Passagieren Übernachtungsmöglichkeiten angeboten zu haben. Allerdings hätten sich wegen "begrenzter Verfügbarkeiten" in Nürnberg einige Gäste selbst um eine Unterkunft gekümmert. Die Kosten dafür würden erstattet, solange diese ihm Rahmen lägen.
Immerhin: Für die Wartezeit am Flughafen gab es einen Gutschein - über vier Euro. "Das hat natürlich gerade mal für ein Wasser gereicht", so Gómez.
Weil von Ryanair keine Hife kam, nahm der frustrierte Urlauber sein Schicksal selbst in die Hand und ging am Morgen noch einmal zum Flughafen. Auf eigene Initiative sicherte er sich einen Flug, der "schon" am Sonntagabend ging. Er sagt: "Das ist schon Wahnsinn, wie egal das alles Ryanair ist." Die restlichen Passagiere hoben schließlich am Montagmorgen ab. Mit mehr als einem vollen Tag Verspätung.
Eine ausführliche Erklärung für die 29 Stunden Wartezeit liefert Ryanair nicht. Man entschuldige sich aber aufrichtig bei allen Fluggästen für die Unannehmlichkeiten.
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