Großer Andrang zum Auftakt

Ärger und Kritik: Schlangen vor neuem Impfzentrum am Plärrer

9.11.2021, 18:43 Uhr
Sie haben es bald geschafft, doch hinter den meisten, die am ersten Tag ins neue Impfzentrum am Plärrer kamen, liegen Wartezeiten von mehr als zwei Stunden.

© Eduard Weigert Sie haben es bald geschafft, doch hinter den meisten, die am ersten Tag ins neue Impfzentrum am Plärrer kamen, liegen Wartezeiten von mehr als zwei Stunden.

Ein bisschen bürgerfreundlicher könnte die Organisation schon sein, findet Alexandra Aschoff. Seit zweieinhalb Stunden steht die 54-Jährige in der Schlange vor dem neuen Impfzentrum am Plärrer, um sich ihre Auffrischungsimpfung geben zu lassen - und sie ist noch immer nicht an der Reihe. "Ich hatte gehofft, dass es schneller geht", sagt die Sozialpädagogin. "Jetzt plane ich meinen Tag halt um." Sie habe sich auch bei ihrem Hausarzt um einen Termin bemüht, sagt Aschoff. "Aber da wäre ich erst im Dezember dran gekommen." Doch mit der dritten Impfung fühle sie sich sicherer, da nehme sie die Wartezeit in Kauf.

Nicht alle sind so geduldig. "Es zieht, es ist kalt, es ist eine Katastrophe", sagen zwei Frauen, 32 und 60 Jahre alt, die ein Stück weiter hinten in der Schlange stehen. Die beiden sind zur Erstimpfung hier, "wegen der Arbeit", bei der jetzt in vielen Betrieben für Ungeimpfte regelmäßige Tests Vorschrift sind. Zwar habe ihr Vorgesetzter keinen direkten Druck ausgeübt, "aber es wurde uns empfohlen". Sie selbst hatten die Impfung bislang nicht für nötig gehalten. "Es ist ja nicht sicher, dass wir Corona kriegen", sagt die ältere.

Den Sinn der Impfung stellt eine 41-Jährige zwar nicht in Frage, aber auch sie ärgert sich über die Organisation. "Da ganze Procedere geht mir ziemlich auf die Nerven." Im Messezentrum, wo die Nürnbergerin ihre beiden ersten Spitzen bekam, habe die Abwicklung wunderbar geklappt, jetzt dagegen habe man sie im Impfzentrum in der ehemaligen Kfz-Zulassung trotz Termin wieder weggeschickt, weil der Andrang so groß war. Hier sei es nicht besser. "Und es gibt nicht mal Schilder, die über die voraussichtliche Wartezeit informieren." Ähnlich erging es Hermann Meisinger, der bereits zum vierten Mal versucht, seine Booster-Impfung zu bekommen. Zweimal gab der 81-Jährige in der Kfz-Zulassung auf, weil die Schlange zu lang war, einmal stand er vor verschlossenen Türen, "obwohl eigentlich geöffnet sein sollte". Jetzt will er durchhalten. "Ich habe gerade gezählt, es sind nur noch 35 vor uns, dann kommt er dran", sagt seine Frau


.Gelten Geimpfte bald nicht mehr als geimpft?


Eigentlich will die Stadt mit der zusätzlichen Impfstelle für Entlastung sorgen, doch am Eröffnungstag ist davon am Plärrer noch nichts zu spüren. Rund 100 Meter lang ist die Schlange in der Fürther Straße um die Mittagszeit, und noch immer reihen sich neue Menschen ein. "Wir tun das Bestmögliche, um das abzuarbeiten", sagt Johanna Hanstede, stellvertretende Verwaltungsleiterin für die Nürnberger Impfzentren, die im Auftrag der Stadt von Eco Care betrieben werden. Drei Ärzte sind parallel im Einsatz, um die Spritze zu setzen, bis zu fünf sollen es werden. Vorerst ist hier dienstags bis donnerstags geöffnet, montags, freitags und samstags wird in der ehemaligen Kfz-Zulassung geimpft. Die voraussichtliche Wartezeit sei schwer abzuschätzen, deshalb könne man darüber nicht informieren, sagt Hanstede. Eine Terminvereinbarung nutzt laut Stadt aktuell nichts, weil sich die Wartenden aus organisatorischen Gründen nicht in zwei Schlangen trennen lassen. Beim bayrischen Impfzentrum solle man sich dennoch vorab registrieren und seine Daten erfassen, rät Hanstede. "Das hilft uns ungemein."

In den kommenden Tagen soll sich an der Organisation der Abläufe noch einiges ändern, kündigt der Leiter der städtischen Impfzentren, Rolf Rabenstein, an. Details will die Stadt aber erst auf einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt geben. Vorerst ist jedenfalls noch Geduld gefragt - erst recht bei Julia Pilsner und Jasmin Dozier, die gerade die letzten Plätze in der Warteschlange eingenommen haben. Die beiden Freundinnen, 36 und 28 Jahre alt, haben die Impfung zunächst vor sich hergeschoben, jetzt wollen sie aber doch den Schutz durch die Spritze. "Es wird ja immer schlimmer und schlimmer", sagen beide. "Das macht uns schon Angst. Und impfen ist auf jeden Fall besser, als das Virus zu bekommen."