Auch in Nürnberger Bädern herrscht Bademeister-Not

21.6.2019, 05:26 Uhr
Auch in Nürnberger Bädern herrscht Bademeister-Not

© Foto: Michael Matejka

Das idyllische Langseebad im Stadtosten ist das einzige Naturbad in Nürnberg, es geht vergleichsweise ruhig zu, hier gibt es keinen Sprungturm und keinen überfüllten Kinderbereich. Ein toller Arbeitsplatz für einen Schwimmmeister, könnte man meinen – doch gerade gestern hat einer der beiden hauptamtlich Beschäftigten gekündigt, heißt es aus dem Büro des Langseebads.

Das wäre nicht weiter tragisch, wenn es zurzeit nicht fast aussichtslos wäre, einen Ersatz zu bekommen. So dürfen in das Freizeitbad in Lahr im Schwarzwald nur noch Vereinsmitglieder hinein, weil kein geeigneter Bademeister eingestellt werden konnte. Für Sicherheit sorgen dort nun Studenten und Rentner, die eine Prüfung zum Rettungsschwimmer gemacht haben. Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister, Peter Harzheim, weiß außerdem von verkürzten Öffnungszeiten oder vorübergehenden Schließungen. Der Personalmangel zwinge die Betreiber dazu.

Dieses Problem kennen die Verantwortlichen des Bayern 07 nur zu gut. Seit der Saison 2018 fehlt in dem beliebten Freibad am Pulversee ein zusätzlicher Schwimmmeister, erklärt Corinna Weidlich vom Vorstand. Bis solch ein "Fachangestellter für Bäderbetriebe" gefunden ist, komme man mit Aushilfen über die Runden. Trotzdem wurden die Öffnungszeiten für die Allgemeinheit verändert: Unter der Woche müssen alle, die keine Vereinsmitglieder sind, um 19.30 Uhr das Bad verlassen. Mit Unterstützung der ersehnten Fachkraft wäre es möglich, dass alle bleiben dürften, "bis es dunkel wird".

"Junge Menschen sind nicht mehr bereit"

Dass Schwimmmeister Mangelware sind, hat mehrere Gründe. So zeigt sich hier eine ähnliche Personalnot wie in Pflegeheimen und Kindertagesstätten. Viele junge Leute studieren, statt sich für eine Berufsausbildung zu begeistern. Verbandspräsident Harzheim: "Junge Menschen sind nicht mehr bereit, sieben Tage in der Woche auf der Arbeit zu verbringen. Weder Bezahlung noch Arbeitszeiten sind attraktiv." Zwar hat sich mit dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst 2017 die Situation verbessert. Davon aber haben die Mitarbeiter nur etwas, wenn sich die Bäder-Betreiber daran halten, was aber etwa bei privaten Arbeitgebern nicht immer der Fall ist.


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Bei NürnbergBad, dem Eigenbetrieb der Stadt, schieben 55 Fachangestellte für Bäderbetriebe Dienst, unterstützt von Saison- und Rufkräften. Sie arbeiten in den vier städtischen Hallenbädern und drei Freibädern. Damit hat NürnbergBad den großen Vorteil, dass seine Schwimmmeister saisonunabhängig arbeiten können. "Wir müssen nichts schließen und keine Öffnungszeiten einschränken", betont der Zweite Werkleiter Gerhard Albert. Im September fangen sechs neue Azubis die dreijährige Ausbildung an, zukünftig will man auf zehn Azubis aufstocken – wegen dem Volksbad. Da steht ein Eröffnungstermin zwar noch in den Sternen, dennoch plant Albert schon sehr, sehr lange voraus. "Wir können die Leute so oder so gut gebrauchen!"

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