Auch ohne Bardentreffen: Straßenmusiker dürfen in Nürnberg spielen

30.7.2020, 12:46 Uhr
Auch ohne Bardentreffen: Straßenmusiker dürfen in Nürnberg spielen

© Foto: Horst Linke

Nürnberg klingt und swingt, tönt und dröhnt – zum Bardentreffen verwandeln sich große Teile der Altstadt in eine vielgestaltige Bühne für Hunderte von Musikern. Neben den Profis, die an den offiziellen Spielstätten das Publikum in ihren Bann ziehen, präsentieren sich auf kleinen und größeren Plätzen und in allen möglichen Ecken und Winkeln auch Hobbykünstler und Halbprofis.

So war es jedenfalls bis vor einem Jahr. Und eigentlich hätte es am kommenden Wochenende wieder so weit sein sollen: Neben den vom städtischen Projektbüro engagierten Bands und Barden und natürlich allen Musikfreunden hatten sich auch ein paar Hundert Gelegenheits- und Straßenmusiker die Drei-Tage-Session dick im Kalender angestrichen – manche reisen für das Vergnügen auch aus anderen Teilen des Landes oder der Nachbarländer an.

Allgemeine Freigabe fehlt

Doch was sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt hat, erfährt nun einen jähen Bruch: Denn die Corona-Pandemie zwang die Stadt bekanntlich zur Absage ihres Weltmusikfestivals – und damit entfällt nicht nur der kulturelle Top-Magnet, sondern auch die rechtliche Grundlage für das bunte musikalische Treiben auf den Achsen zwischen den Hauptbühnen.


"Glücksverstärker": Bardentreffen zeiht 200.000 Besucher an


Während Straßenmusiker gewöhnlich eine Erlaubnis für ihre Auftritte benötigen, hatte die Stadt jeweils für die drei Tage Bardentreffen über eine sogenannte Allgemeinverfügung das öffentliche Musizieren generell freigegeben – zur Freude von Jugendlichen, die sich mit Flöten- und Geigenspiel oder flirrenden Trommelwirbeln ein Taschengeld verdienten, wie von durchaus etablierten Bands.

Viele hatten quasi inoffizielle Stammplätze: Die Rockin Lafayettes zum Beispiel waren regelmäßig auf dem Hans-Sachs-Platz zu erleben, die Gruppe Court of Mercy rockte vor dem Herrenschießhaus auf dem Andrej-Sacharow-Platz. "Wir hätten wirklich liebend gerne gespielt, aber unter den gegenwärtigen Umständen ist das nicht vertretbar, denn die Menschen stehen einfach viel zu dicht beieinander", bedauert der Sozialpädagoge Thomas Staudigl. Dabei darf er sich als Schlagzeuger mit seinen Freunden trotzdem auf einen launigen Abend freuen: "Wir kehren zurück zu unseren Wurzeln und dürfen am Samstagabend im Kulturladen Nord spielen, dort allerdings mit Eintrittskarten und nach den üblichen Vorgaben und Regeln." Auch andere Bardentreffen-Veteranen wie "La Boum" werden ihre Fangemeinde enttäuschen müssen.


Alle Infos rund ums Nürnberger Bardentreffen


Dabei ist Straßenmusik – auch unter Corona-Vorzeichen – keineswegs ganz tabu. In Nürnberg gilt derzeit wieder die schon länger bestehende Regelung: Bis zu fünf Einzelmusiker oder Gruppen dürfen pro Tag (zwischen 10 und 22 Uhr) in der Altstadt auftreten und müssen sich dafür vorab das nötige Papier beim Liegenschaftsamt besorgen. So wird es auch am bevorstehenden Wochenende gehandhabt. Die genauen Standflächen sind nicht vorgegeben, doch darf jeder Platz höchstens eine halbe Stunde belegt und bespielt werden – dann heißt es weiterziehen.

"Unter Umständen auch schon vorher. Denn aktuell sind zusätzlich noch die Vorgaben des Freistaats zu beachten: Es dürfen sich keine zu engen und großen Menschentrauben bilden, sonst müssen die Künstler abbrechen", erläutert Stefan Bauer vom Liegenschaftsamt. Anders gesagt: Wer zu gut spielt und zu viele Passanten in seinen Bann zieht, bestraft sich selbst. An schönen Tagen wie derzeit werde die Zahl der verfügbaren Erlaubnisse durchaus ausgeschöpft, so Bauer weiter, ein Ansturm auf die Genehmigungen für das Wochenende sei aber nicht erkennbar. Vielleicht auch, weil ab Freitag überall vor allem die Schausteller den Ton angeben.

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