Aus für "s'Gärtla": Wohnzimmer der Clubfans ist dicht

28.6.2016, 06:00 Uhr
Aus für

© Roland Fengler

Für Pächter Peter Henkelmann kam die Entscheidung aus heiterem Himmel. Erst seit Februar betreibt er zusammen mit seinen Söhnen den Kult-Biergarten unweit des Stadions. Vor allem familienfreundlicher wollte er das "s’Gärtla" machen, das für Fußballfans eine beliebte Anlaufstelle vor und nach den Heimspielen des 1. FC Nürnberg ist.

Dass sich Henkelmann da einiges vorgenommen hatte, war ihm bewusst. Vom Ordnungsamt gab es die Zulassung für den neuen Betrieb nämlich nur unter bestimmten Auflagen. Zum Beispiel durfte der alte Schankbereich nach lebensmittel- und hygienerechtlichen Bestimmungen nicht mehr benutzt werden.

"Wir verwenden nur unsere mobilen Einheiten und haben alles andere rausgerissen. Was jetzt noch an alten Gebäuden steht, ist genehmigt. Nur die zwei Toilettencontainer nicht, aber die können innerhalb einer halben Stunde abgebaut werden", sagt Henkelmann. Auch drei Altststadtfesthütten habe er auf dem Grundstück aufgestellt, die bei Veranstaltungen ab und an benutzt werden.

Das alles ist der Bauordnungsbehörde jedoch ein Dorn im Auge. Henkelmann wisse seit Monaten, dass er einen Bauantrag stellen müsse. "Aber er hat da einfach nur seine Häuschen abgestellt und es kommt nichts", sagt Gerhard Steinmann, Leiter der Bauordnungsbehörde. "Außerdem soll das ein Biergarten sein und kein Zwischenlagerplatz für Altstadthüttchen."

Immer wieder abgewiesen

Der Stadt schwebe für das Grundstück, das sie an die Brauerei Kitzmann und diese wiederum an Henkelmann verpachtet hat, "etwas Ordentliches" vor, sagt Steinmann. Ein oder mehrere Gebäude mit integrierter WC-Anlage. Seinen Biergartenflair solle das "s’Gärtla" natürlich behalten – aber eben keine provisorischen Bebauungen.

Peter Henkelmann hat nach eigener Aussage deshalb schon mehrfach bei Umwelt-, Stadtplanungsamt und Bauordnungsbehörde vorgesprochen. "Bevor ich einen Bauantrag stellen kann, muss ich mich doch erst mal mit den verschiedenen zuständigen Stellen zusammensetzen. Sonst weiß ich ja gar nicht, was ich den Architekten planen lassen soll."

Seit Februar sei er immer wieder abgewiesen worden, erst vor kurzem habe man sich auf einen Termin Anfang Juli geeinigt. Wenige Tage später war die sofortige Nutzungsuntersagung für den Biergarten in der Post. "Ich verstehe nicht, warum man damit nicht bis zum Gesprächstermin hat warten können", sagt Henkelmann frustriert. "Für mich ist das Behördenwillkür."

Noch dazu habe er mit den Veranstaltern des Norisring-Rennens einen Vertrag gehabt. "Die Leute, die bei uns vorbeigekommen sind, haben nicht verstanden, warum auf der anderen Seite ein toller Biergarten steht, der nicht benutzt werden kann." Zudem entgingen ihm nun auch die Einnahmen vom EM-Public-Viewing. "Es war eh schon ein schlechtes Jahr bisher mit dem vielen Regen", sagt Henkelmann. "Und jeder war zufrieden, wie wir das "s’Gärtla" im letzten halben Jahr betrieben haben."

Bei der Bauordnungsbehörde sei keine Terminanfrage eingegangen, sagt hingegen deren Leiter Steinmann. Und die Nutzungsuntersagung sei nun mal das einzige Druckmittel, das seine Behörde habe. "Wir warten jetzt erst mal ab, was bei dem Gespräch Anfang Juli herauskommt." Bis dahin bleibe der Biergarten auf jeden Fall geschlossen.

Damit wollen sich die "s’Gärtla"-Fans aber nicht abfinden. Auf der Facebook-Seite der Kultgaststätte machen sie ihrem Ärger Luft. "Riesensauerei", schreibt eine Nutzerin. Ein anderer fordert: "Es Gärtla muss bleiben, um jeden Preis" und "Club ohne Gärtla? Geht net". Auch "Da kann man nur mit dem Kopf schütteln" und "Ich hab kein Zuhause mehr" ist dort zu lesen. Eine Online-Petition, die sich für den Erhalt des Biergartens starkmacht, hatte am späten Montagabend immerhin 1247 Unterzeichner.

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