Ausgeprägtes Helfer-Gen

30.10.2017, 20:16 Uhr
Ausgeprägtes Helfer-Gen

© Foto: Eduard Weigert

Bei der Aktion "EhrenWert" zeichnen die Stadt Nürnberg und die Universa-Versicherungen mit Unterstützung der Nürnberger Nachrichten regelmäßig eine(n) Ehrenamtliche(n) des Monats aus. Vorschläge können laufend von den Lesern unserer Zeitung aus dem gesamten Verbreitungsgebiet eingebracht werden.

Sämtliche Informationen zum (mit 1000 Euro dotierten) "Ehren-Wert"-Preis finden sich unter www.universa.de/ehrenwert im Internet. Fragen werden per Mail unter ehrenwert@stadt.nuernberg.de beantwortet. Auch telefonisch können sich Interessenten bei der Stadt unter (09 11) 2 31-33 26 im Sozialreferat über die Aktion "EhrenWert" informieren. Porträts der bisherigen Preisträger unter www.nordbayern.de/ehrenwert

Jonas Maurer ist ein alter Hase — im Ehrenamt. So klingt das zumindest, wenn er davon erzählt, wie er früher im Stadtteilhaus Fisch in Schniegling die Jüngeren betreut oder Jugendfreizeiten organisiert hat. Oder damals, vor acht Jahren, als er dann, nach fast drei Jahren Wartezeit, doch endlich beim Technischen Hilfswerk mit anpacken durfte. Denn als Jonas’ Mutter, auf die Bitte ihres Sohnes, das erste Mal beim THW angerufen hat, hieß es, er sei noch zu jung. Als Achtjähriger.

Heute ist Jonas Maurer 19 Jahre alt und trägt statt der blau-gelben Uniform des Hilfswerks Dunkelblau und leuchtendes Orange. Wie alle Mitarbeiter des Malteser Hilfsdiensts. Dort ist Jonas seit 2015 aktiv. Und wie: 300 Arbeitsstunden hat er im Jahr, offiziell. 100 Stunden könne man aber wohl noch einmal dazurechnen.

Schon im Leitungsteam

Er sagt das nicht, um anzugeben, im Gegenteil. Um über ihn selbst zu sprechen, muss man schon öfter nachfragen. Lieber erzählt der 19-Jährige von den 80 aktiven ehrenamtlichen Mitarbeitern, die die Malteser haben, von der Kameradschaft unter den Freiwilligen, von der Lust an der Arbeit im Team. Dass Jonas nach zwei Jahren beim Hilfsdienst zum Leitungsteam gehört, verschweigt er lieber. "Wie das klingt", sagt der sympathische junge Mann mit dem breiten Grinsen.

Für die Malteser teilt Jonas, der die Ausbildung zum Einsatzsanitäter absolviert, die zum Rettungssanitäter aber noch dranhängen will, andere Ehrenamtliche ein, zum Beispiel für Einsätze bei Konzerten oder bei Spielen des 1. FC Nürnberg. Das macht der Nürnberger, eigentlich in Schniegling zu Hause, aus dem Büro der Ehrenamtlichen im Untergeschoss der Malteser in der Hafenstraße in Eibach — am anderen Ende der Stadt. "Ja, die Freiwilligen sitzen hier im Keller", sagt der 19-Jährige und lacht wieder.

Nein, er habe kein Problem damit Verantwortung zu übernehmen. Vor allem aber gibt Jonas Maurer gerne. Er schenkt Zeit, viel Zeit. Im Stadtteilhaus Fisch auch, um sich für die viele schöne Zeit zu bedanken, die der junge Jonas, dessen Mutter drei Kinder alleine erziehen muss, selbst dort hatte. "Wir hatten so viel Spaß im Hort und in der Nachmittagsbetreuung", erinnert sich Jonas Maurer, erzählt von Wasserbombenschlachten oder von Gummibärchenschmuggel. Dass Jonas Maurer später selbst Aktionen dort organisiert und sich zum Jugendbetreuer ausbilden lässt, hat zwei Gründe: "Ich wollte nicht zu Hause sitzen — und etwas zurückgeben."

Jonas will helfen. Als er dann die Helfer des THW in einem Fernsehbeitrag sieht, ist er interessiert. "Feuerwehr oder Polizei kennt man ja", aber über das Technische Hilfswerk muss er sich bei seiner Mutter erkundigen — und will mitmachen. Mit acht Jahren ist er aber zu früh dran, seit 2010 ist er nun aber auch für die Helfer im Einsatz, aktuell etwa 70 Stunden im Jahr.

Dass ihr Sohn für sein Engagement auf so viel Freizeit verzichtet, verstehe nicht jeder, sagt Monika Maurer. Noch dazu, weil er für die Fahrtkosten für die selten kurzen Wege selbst aufkommt — von seinem Ausbildungsgehalt.

Angehender Krankenpfleger

Jonas Maurer ist angehender Krankenpfleger. Noch ein Beweis für das ausgeprägte Helfer-Gen des 19-Jährigen, der schon in der Realschule Sanitäter (und Streitschlichter) war. Auch Schichtdienst ("Hat auch Vorteile wie kaum Berufsverkehr") oder Schicksalsschläge, die man miterlebt, bringen ihn nicht ins Wanken: Es gibt Jonas ein gutes Gefühl, wenn er helfen kann, dass es anderen bessergeht.

Und doch ist es Jonas selbst, der zu Beginn des Jahres eine Diagnose schlucken muss: Diabetes Typ 1. Das sei schon eine Umstellung, aber er lasse sich von Blutzuckermessungen und Spritzen jetzt nicht unterkriegen, sagt Jonas — und klingt schon wieder nicht wie ein Teenager, der er ja noch ist.

Der aber bei den Maltesern auch die Aufgabe hat, neue Ehrenamtliche zu empfangen und einzuschätzen, ob die reif fürs Ehrenamt sind, durch dass man "viel fürs Leben lernt und ganz oft auch hinter die Kulissen blicken kann", findet Jonas. An Nachwuchs mangele es übrigens nicht direkt, "aber es ist einfach schwer, die Leute zu halten". Weiß der alte Hase.

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