Auswahl einer Gast-Grundschule: Stadt verschärft Kriterien

28.2.2018, 15:58 Uhr
Auswahl einer Gast-Grundschule: Stadt verschärft Kriterien

© Britta Pedersen/dpa

Wer die einschlägigen Internet-Foren besucht, der kennt die Diskussionen um die Frage: Welche Grundschule ist die beste für mein Kind? Da will "Hedda" wissen: "Ich wohne in der Südstadt und bin mit meiner Sprengelschule nicht wirklich zufrieden. Kann mir jemand eine Grundschule in Nürnberg empfehlen mit hoher Übertrittsquote aufs Gymnasium?" In einem anderen Beitrag wird ein Nutzer konkret. "Super" findet er "die ganzen Schulen im Knoblauchsland", gleichzeitig rät er ab von den Einrichtungen in "Gleißhammer und Südstadt allgemein". Nach welchen Kriterien er vorgeht, schreibt er nicht.

Es gibt viele Gründe, weshalb Eltern nicht möchten, dass ihr Kind auf die ihnen vom Sprengel vorgegebene Grundschule geht. Einige ziehen bald um und wollen, dass das Kind schon jetzt die spätere Grundschule besucht. Bei anderen können die Großeltern, die in einem anderen Stadtteil wohnen, das Enkelkind nach dem Unterricht betreuen.

Es gibt aber auch Gründe, die im Gespräch mit dem Schulamt verschleiert werden: das Leistungsniveau ist vermeintlich niedrig, der Migrantenanteil hoch. Dies ließe sich unter "Vorbehalte gegen die Sprengelschule" zusammenfassen – doch dieser Grund ist nicht "zwingend" und daher nicht ausschlaggebend, um eine Gastschule besuchen zu können. Ebenso wenig sind Geschwister, die die beantragte Schule bereits besuchen, ein Grund für eine Genehmigung oder dass der baldige Erstklässler in der Nähe einen Kindergarten besuchte.

Nach Angaben des Schulamts gab es in diesem Schuljahr rund 800 Anträge zum "gastweisen Schulbesuch" einer Grundschule, Mittelschule oder Förderschule. Für diese Schularten gilt die Sprengelpflicht. Das Schulamt erklärt, dass sich die Zahl der Gastschulanträge über die Jahre nicht verändert habe, obwohl immer mehr Kinder in die Schule gehen. Gründe dafür sind eine gestiegene Geburtenrate und Zuzug. Laut dem letzten Bildungsbericht wurden in Nürnberg im Schuljahr 2015/16 knapp 4000 Kinder eingeschult. Im Jahr 2020 rechnet die Stadt schon mit 4690 Sechsjährigen, so steht es in der Fortschreibung des Schulraumentwicklungsplans von 2016.

Aus allen Wolken gefallen

Wie jetzt bekannt wurde, ist das Verfahren zur Genehmigung eines Gastschulantrags vor Kurzem verschärft worden. Daher fielen die Eltern, die ihre Tochter ab diesem September auf eine Gastschule schicken wollen, aus allen Wolken. Reichte es bei ihrem Sohn – inzwischen Drittklässler – damals aus, einen Hortplatz bei der Gastschule vorzuweisen, benötigen sie nun: Hortplatz an der Gastschule und zusätzlich eine Ablehnung für einen Hortplatz an der Sprengelschule. Dass sie nun möglicherweise gezwungen sein wird, mit ihrer Vollzeittätigkeit zwei Kinder an verschiedenen Schulen und Horten unter einen Hut bringen zu müssen, bringt die Mutter auf die Palme. "Wie stellt sich die Stadt einen solchen Alltag vor?!", beklagt sie im Gespräch mit der NZ.

"Unser höchster Anspruch ist es, dass die Kinder in ihren Sprengel gehen sollen", betont Daniela Volland, beim Schulamt zuständig für die Grundschulen. So wird im Gastschul-Verfahren nun geprüft, ob das Kind nach Unterrichtsschluss in seiner zuständigen Schule in einem anderen Sprengel betreut werden kann. Ob es also beispielsweise im Bus zu einem entfernteren Hort gelangt. Zudem muss jedes Schuljahr ein neuer Antrag gestellt werden. Ob dieser genehmigt wird, steht oft erst im Sommer fest.

Klar ist, dass die Stadt planen muss. Richtgröße für Schulbauten und neue Horte sind unter anderem die Sprengel. Im ganzen Stadtgebiet wird für Grundschüler eine Betreuungsquote von 80 Prozent angestrebt, erklärt Volland. Da erscheint es wie ein seltsamer Zufall, dass auch die Aufnahmekriterien für die städtischen Horte derzeit überarbeitet werden. Und im letzten Jahr wurde kurzerhand beschlossen, dass Hortkinder länger in der Einrichtung bleiben müssen. Der Schluss liegt nahe, dass Kinder, die auch anders betreut werden können, aus dem Hort gedrängt werden sollen, um die Betreuungsquote zu steigern.

"Wenn die Nachbarskinder so unerträglich sind, dass mein Kind dort nicht in die Schule soll", fragt Volland, "warum wohne ich denn dann dort?" Ein Blick auf den engen Wohnungsmarkt dürfte das beantworten.

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