Bahnhof Nürnberg: Straftaten weiter auf hohem Niveau
27.1.2018, 05:57 UhrSeit gut einem Jahr greift täglich in der Zeit von 22 bis 6 Uhr eine Alkoholverbot in der Köpa und vor dem Bahnhof bis hin zum Zentralen Omnibusbahnhof. Außerdem richtete die Polizei vor einem halben Jahr die "Besondere Aufbauorganisation Königstorpassage" (BAO Köpa) ein. "Der punktuelle Einsatz der Polizeieinheiten zuvor war wirksam, aber nicht nachhaltig. Deswegen haben wir uns für die Einrichtung der BAO entschieden", erklärt Guth. Jetzt gebe es Schichtpläne für Köpa und Bahnhofsvorplatz und damit eine dauerhafte Präsenz der Sicherheitskräfte.
Die Landespolizei, deren Zuständigkeit auf der Schwelle in den Hauptbahnhof endet, kooperiert mit der Bundespolizei und DB Sicherheit, die im Gebäude verantwortlich sind. Erklärtes Ziel ist, so Guth, Alkohol- und Drogenkonsum in und rund um den Bahnhof einzudämmen. Wer innerhalb der Verbotszone und Verbotszeit zur Flasche greift, trinkt und dabei erwischt wird, kassiert von der Polizeistreife erst eine Belehrung. Ist die Person unbelehrbar und wird ein weiteres Mal beim Trinken ertappt, kommt es zur Anzeige. "Die wird an die Stadtverwaltung weitergeleitet, die erlässt dann ein Bußgeld", sagt der Chef der Polizeiinspektion Mitte.
Es gibt noch viel zu tun
Guth lässt allerdings auch durchblicken, dass es beim Alkoholverbot mit dem Zeitfenster 22 bis 6 Uhr noch dringenden Handlungsbedarf gibt. Denn tagsüber fehlt der Polizei die rechtliche Grundlage, um einschreiten zu können. "Wir haben beobachtet, dass die Leute am Bahnhof schon um 9 Uhr vormittags anfangen zu trinken", sagt er. Gegen 14 Uhr komme es zu ersten handfesten Auseinandersetzungen, weil mit jedem Schluck die Hemmschwelle sinkt und das Aggressionspotential in diesen Gruppen steigt. Die Zahl der Körperverletzungen nimmt bis in die Nachtstunden weiter zu.
Noch lässt die Gesetzeslage in Bayern ein zeitlich ausgeweitetes Alkoholverbot im öffentlichen Raum nicht zu, die Stadt hat da keinen Handlungsspielraum. War im November eine Gesetzesänderung noch nicht in Sicht, scheint auf Regierungsebene jetzt Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. Guth: "Die Staatsregierung denkt über eine Änderung nach."
Zufriedenstellende Statistiken
Das zeitlich eingeschränkte Alkoholverbot und die BAO scheinen jedenfalls zu wirken, die Zahl aller Straftaten rund um den Bahnhof ist gesunken. Verglichen mit 2016, ging sie 2017 um 17 Prozent zurück. Der Wert bei Körperverletzungen verringerte sich um zehn Prozent (bei Drogen sogar um 20). Er liegt laut Guth aber noch immer auf hohem Niveau.
Klar ist auch: In rund 80 Prozent der Fälle bei Körperverletzungen standen die Beteiligten unter Alkoholeinfluss, 50 Prozent von ihnen hatten mehr als ein Promille intus. Guth: "Es war in den zurückliegenden Jahren vor allem die Häufigkeit an Körperverletzungen in diesem Bereich, die den Ausschlag für die Einführung der Alkoholverbotszone am Bahnhof gegeben hat."
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