Bankautomaten in Franken gesprengt? Vor Gericht geht es um über 400.000 Euro

27.5.2020, 19:26 Uhr
Immer wieder werden auch in Franken Bankautomaten gesprengt, dieses Bild zeigt einen Fall aus dem Jahr 2014 in Oberfranken.

© News5 / Fricke Immer wieder werden auch in Franken Bankautomaten gesprengt, dieses Bild zeigt einen Fall aus dem Jahr 2014 in Oberfranken.

Im Jahr 2018 verging kaum eine Woche, in der nicht irgendwo in Deutschland ein Geldautomat in die Luft flog, seit 2016 zählt das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden jedes Jahr mindestens 300 Fälle. Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth hat gerade ein Strafverfahren gegen drei mutmaßliche Automatenknacker (27, 29 und 32 Jahre) begonnen – der Jüngste der Männer, ein gelernter Maler und Lackierer, gilt als Rädelsführer.

Er schweigt vor Gericht, doch seine Komplizen räumen die Vorwürfe weitgehend ein. Der 32-Jährige war arbeitslos und hoffte durch den Coup auf Vermögen, der 29-Jährige wurde ins Boot geholt, weil er über eine Kreditkarte und einen Führerschein verfügt, notwendig, um an schnelle Leihwagen zu gelangen.

Bundesweit machen nur die wenigsten Beute

Mit Autos der Firma Sixt ging es laut Anklage nach Bamberg, Fürth, Bad Kreuznach und Göttingen. Vor Ort hebelten der 27-Jährige und der 32-Jährige mit einem Brecheisen Geldautomaten auf und sprengten die darin befindlichen Geldtresore – dann ging es mit Vollgas zurück nach Holland. Von August 2018 bis Mai 2019 erbeuteten sie 416.660 Euro und richteten einen Sachschaden in Höhe von 190.000 Euro an.

Bundesweit, so heißt es im BKA, machen die Diebe nur in den wenigsten Fällen Beute – die meisten Sprengversuche bleiben erfolglos. Was die Ermittlungen schwierig macht: Durch die Explosionen werden häufig Spuren vernichtet und es fehlen Zeugen. Die überwiegende Anzahl der Delikte wird in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen verübt, und die meisten Diebesbanden stammen aus den Niederlanden, so auch die drei Angeklagten, die in Nürnberg vor Gericht sitzen.

Flucht über die A3

Er habe den "größten Fehler seines Lebens“ begangen, lässt der 29-Jährige über seinen Anwalt erklären. Er hatte die Autos auf seinen Namen angemietet – und da die beiden Haupttäter am Ende ihrer Diebstahlserie das Fluchtfahrzeug, einen VW Touareg, schwer beschädigten, hat er nun 50.000 Euro Schulden.

Am 24. Mai 2019 sprengten die beiden Haupttäter in einer Filiale der Commerzbank in der Erlanger Straße in Fürth einen Automaten und entwendeten 91.270 Euro – als eine Polizeistreife auf der A3 Richtung Würzburg versuchte, die Diebe zu stoppen, gab der 27-Jährige Gas. Die wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei zog sich fast bis Ludwigshafen, das Fluchtauto kollidierte schließlich mit einer Polizeistreife. Die Beschuldigten blieben unverletzt, zwei Beamte waren wochenlang dienstunfähig. Der Prozess geht weiter.