Großbauprojekte 

Bauboom in der Noris: Hier entsteht Nürnbergs neuestes Hochhaus

23.6.2021, 05:47 Uhr
Großbaustelle „Monopol491“ in St. Jobst: Entlang der Äußeren Sulzbacher Straße (li.) entstehen die ersten 180 Wohnungen, die alte Halle (vorn) bleibt erhalten. 

© Eduard Weigert, NNZ Großbaustelle „Monopol491“ in St. Jobst: Entlang der Äußeren Sulzbacher Straße (li.) entstehen die ersten 180 Wohnungen, die alte Halle (vorn) bleibt erhalten. 

Schon jetzt geht es auf den Wegen des neuen Naturschutzgebiets Pegnitztal-Ost eng zu. Spaziergänger, Jogger, E-Scooter-Fahrer, Gassigeher, Fahrradfahrer – da braucht es noch nicht mal rasante Radler, die auch mit von der Partie sind. Und es wird noch voller.

Neue Quartiere entstehen

Derzeit laufen vier Großbauprojekte in St. Jobst und Erlenstegen: „Monopol491“ heißt das neue Quartier, das auf dem ehemaligen Branntweinmonopolgelände an der Äußeren Sulzbacher Straße mit rund 500 Wohnungen unter Federführung der wbg-Unternehmensgruppe in die Höhe wächst. In nächster Nähe baut die P&P Gruppe am Thumenberger Weg/ Ecke Martin-Albert-Straße rund 100 Wohnungen. Im neuen „Quartier Tafel“ auf dem Tafelgelände entstehen 379 Wohnungen von Dawonia und auf das ehemalige Porsche-Areal an der Dresdener Straße kommen 125 Wohnungen und ein Supermarkt. Dazu gesellen sich kleinere Bauaktivitäten wie beispielsweise 56 Wohnungen auf dem Aldi-Gelände direkt neben „monopol491“, sie entstehen über dem neuen Discounter. Oder ein Gebäude mit 14 Wohnungen an der Eichendorffstraße.

Die Stadtverwaltung spricht von „2335 Neubaubeziehenden bis 2030“ im Bürgervereinsgebiet. Aktuell leben rund 13500 Menschen in St. Jobst und Erlenstegen. Viele befürchten, dass es hier eng wird – und suchen Kontakt zum Bürgerverein. „Wir haben schon jetzt ein Problem mit der Nahversorgung“, betont Vereinsvorsitzender Jörg Brunner. So lässt nach der Schließung zweier Postfilialen im Jahr 2019 ein Ersatz auf sich warten. Der Standort Welserstraße ist überlaufen. In puncto Supermarkt sieht es ebenfalls karg aus – insbesondere in Erlenstegen. Hier gibt kein Angebot, viele nutzen den Wochenmarkt am Platnersberg – und weichen für den Großeinkauf auf andere Stadtteile aus.

Wo sollen die Leute alle parken?

Da sind wir schon beim nächsten Problem: Parkplätze. Gerade die älteren Bewohner hier seien aufs Auto angewiesen, weiß Brunner. Mit Blick auf die Bauprojekte sagt er: „Die große Sorge der Stadtteilbewohner lautet: Wo sollen die Leute denn alle parken?“ Insbesondere die Menschen, die in der Nachbarschaft von „monopol491“ wohnen, befürchten, dass viele zum Parken in die Nebenstraßen ausweichen. „Die Parksituation ist angespannt, sie wird sich mit den neuen Bewohnern verschärfen“, so Brunner. „Denn die im Zuge der Bautätigkeiten entstehenden Parkplätze reichen sicherlich nicht aus.“


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Schauen wir mal genauer hin: Das neue Quartier „monopol491“ soll mit einem Bürgertreff und einer Kita aufwarten. Es sind zwei Tiefgaragen geplant – über die Zahl der Stellplätze kann die wbg auf Nachfrage derzeit keine Aussage machen. Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts entstehen 180 Mietwohnungen und verschiedene Gewerbeflächen entlang der Äußeren Sulzbacher Straße. Derzeit wartet die wbg auf die Baugenehmigung, es soll voraussichtlich Anfang 2022 losgehen.

"Ein Hochhaus passt nicht hierher“

In den folgenden Bauabschnitten geht es um den hinteren Bereich entlang der Bahnschienen. Hier sollen ein 18-geschossiges Hochhaus und sieben Gebäude mit jeweils sechs Geschossen entstehen – rund 300 Wohnungen. Baubeginn ist für Ende 2025 vorgesehen. An dem geplanten Hochhaus stören sich viele Stadtteilbewohner, „das passt doch gar nicht hierher“, sagt eine Anwohnerin aus St. Jobst. Andere waren erschrocken, „dass es so hoch wird“. Zum Vergleich: Der Wohnturm, der auf dem ehemaligen Coca-Cola-Gelände in Mögeldorf entsteht, umfasst ebenfalls 18 Stockwerke. Er ist das Markenzeichen des Neubauprojekts „Seetor“ und zugleich der kleine Bruder des Business-Towers schräg gegenüber.

Brunner vom Bürgerverein Jobst-Erlenstegen kommentiert: „Stillstand ist auch keine Lösung.“ Der Charakter des Stadtteils verändert sich, „die Großbauprojekte passen nur bedingt ins Viertel“.

Baureferent Daniel Ulrich winkt ab. Es passiere viel in St. Jobst/Erlenstegen, aber weniger als in anderen Stadtteilen. „Hier ist es sehr gut gelungen, die Zubauten auf Brachen und Nachnutzung zu konzentrieren – die wesentlichen Bauvorhaben stehen auf ehemaligen Gewerbeflächen, die im direkten Umfeld nicht immer unkritisch waren.“

Viele Verbesserungen

Der Baureferent betont: „Zudem konnte sichergestellt werden, dass keine Eingriffe ins öffentliche Grün erfolgen“ – und spielt dabei etwa auf den Ankauf von Flächen am Platnersberg durch die Stadt an, um den Park dauerhaft zu sichern. „Die vielen kleinen Verbesserungen bis hin zum Naturschutzgebiet an der Pegnitz zeigen, dass die Entwicklung immer im Sinne der doppelten Innenentwicklung – also Grün im Gleichklang mit Bauen – stattfinden konnte.“

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