Waldumbau wegen Klimawandel

Baumfällungen im Nürnberger Reichswald: Platz für die nächste Generation

12.9.2021, 18:00 Uhr
Bei Fischbach wurde ordentlich ausgelichtet. Der Betriebsleiter des Forstbetriebs Nürnberg Johannes Wurm zeigt, dass junge Bäume Licht und Platz für ihre Entwicklung brauchen.

© Michael Matejka, NNZ Bei Fischbach wurde ordentlich ausgelichtet. Der Betriebsleiter des Forstbetriebs Nürnberg Johannes Wurm zeigt, dass junge Bäume Licht und Platz für ihre Entwicklung brauchen.

Alle zwanzig Meter führt eine Schneise in den Forst, am Wegrand stapeln sich die Holzstöße: In einem Waldstück zwischen dem Wanderparkplatz am „Amtmannsbrücklein“ in Fischbach und der Regensburger Straße wurde in den vergangenen Wochen intensiv gearbeitet. Mittlerweile ist der Forstweg, von dem aus die Ernte- und Rückemaschinen unterwegs waren, wieder für den Spaziergänger und Radler-Verkehr freigegeben und der Bodenbelag begradigt. Anwohner und Spaziergänger beschwerten sich in den vergangenen Wochen bei der Lokalredaktion über „massiven Einschlag“.

Auch in einem Waldstück nahe der Flachsröststraße in Fischbach gab es Holzarbeiten. Sie wurden wegen der nassen Witterung aber bereits im August vorübergehend eingestellt. Fahrzeugreifen hatten unter anderem auf einem Erdweg ohne feste Tragschicht tiefe Spuren und matschige Kuhlen hinterlassen. Hundebesitzer und andere Spaziergänger beschwerten sich. Der Weg wird wieder begradigt, verspricht Johannes Wurm, Leiter des Forstbetriebs Nürnberg. Ein ebenfalls von den Maschinen beschädigter Forstweg sei bereits mit einem Spezialfahrzeug abgezogen worden.

Dass sich die Fischbacher über die Waldarbeiten Sorgen machen, versteht Johannes Wurm. Er kann aber beruhigen: Der Forstbetrieb plane keinen Kahlschlag. „Das sind Auslichtungsarbeiten, um den Wald für die Zukunft fit zu machen“, sagt er. Fichte und Kiefer haben laut Experten wegen der Klimaerwärmung keine Chance mehr. Auch im Nürnberger Reichswald sind sie zum Teil bereits schwer geschädigt oder abgestorben. „Wir müssen ein Auge auf die nächste Generation klimastabiler Bäume haben. Wir müssen schauen, dass es ihr gut geht und ein vitaler Wald heranwächst“, so Wurm.

Er führt in eine der Rückegassen. Diese Schneisen seien wichtig für eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Sie werden bei den Arbeiten immer wieder benutzt. So muss kein weiterer Wald für den Einsatz der Erntemaschinen weichen.


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Am Baumstumpf einer abgesägten Kiefer bleibt der Betriebsleiter stehen und zeigt auf eine Gruppe von etwa zehn bis 15 Meter hohe Eichen, Buchen und Ahornbäumen. „Sie brauchen jetzt Platz und Licht, um sich weiterzuentwickeln“, sagt Wurm.

Visionäre Förster

Dass an dieser Stelle, aber auch sonst an vielen Stellen im Nürnberger Reichswald, bereits heute ein üppiger Jungwald nachkommt, ist visionären Forstamtsleitern zu verdanken. Sie starteten bereits in den 1980er Jahren ein „Reichswald-Unterbauprogramm“ mit dem Ziel, die Kiefernmonokulturen des „Steckerlaswaldes“ in einen gesunden Mischwald umzubauen. Damals hatten die Fachleute freilich noch nicht den Klimawandel vor Augen, sondern einen naturnahen Wald.

Einige Baumarten trotzen dem Klimawandel

Heimische Baumarten, etwa Stiel- und Taubeneiche, aber auch Buche, Ahorn und Ulme können nach Einschätzung von Wissenschaftlern gut mit dem prognostizierten Klimawandel klarkommen. „Aber nur wenn dieser moderat bleibt“, erklärt Forstbetriebsleiter Wurm. Sollte es bis Ende des Jahrhunderts zu einem stärkeren Temperaturanstieg kommen, hätten auch diese Baumarten schlechte Karten. Dann müssten zum Beispiel Edelkastanien und Kirschbäume das Feld übernehmen.


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Nach zahlreichen viel zu heißen und zu trockenen Jahren hat der verregnete Sommer 2021 im Nürnberger Reichswald für etwas Entspannung gesorgt. Vor allem Jungpflanzen profitierten, sie schlugen Wurzeln und entwickelten sich schnell. „Wir sind zufrieden“, sagt Wurm. Ob der Regen gereicht hat, um den bedenklich abgesunkenen Grundwasserspiegel nachhaltig zu regulieren? Da ist der Forstbetriebsleiter eher skeptisch.

Blick in den Wald der Zukunft

Er und seine Kollegen wollen sich demnächst bei einer Exkursion nach Kaiserslautern ansehen, wie unser Wald in Zukunft aussehen könnte. Dort herrscht derzeit schon ein Klima, das bei uns bei einer moderaten Erwärmung erwartet wird. Sollte es jedoch noch heißer werden, müssten sich die fränkischen Förster in Istrien oder Südfrankreich umschauen.

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