Beherztes Eingreifen: Nürnberger retten Ente in Not

1.4.2020, 17:06 Uhr
Eine Reiherente (Symbolfoto) konnte gerade noch rechtzeitig gerettet werden.

© Wolfgang Scharnagl Eine Reiherente (Symbolfoto) konnte gerade noch rechtzeitig gerettet werden.

Da kann man doch nicht einfach vorbeigehen: Als Birgit Waldeck am Sonntag Abend an der Nordseite der Pegnitz spazieren war, bemerkte sie mit einem mal ein eigenartiges Geräusch. Eine Ente flatterte aufgeregt in Ufernähe und versuchte vergebens von einem Treibholz wegzukommen.

Schnell war der Tierfreundin klar, dass sie hier handeln muss. Zwei Männer waren mittlerweile dazu gekommen. Mit einem langen Ast gelang es ihnen, die Ente auf den Holzstöcken ans zwei Meter entfernte Ufer zu holen. "Hätte das nicht geklappt, vielleicht wäre ich sogar ein Stück ins Wasser gegangen", überlegt Birgit Waldeck im Gespräch mit dem Stadtanzeiger.

Als die Ente jedenfalls am Ufer war, erkannten die drei Retter, womit sich das Tier so abmühte: "Aus dem Schnabel der Ente schaute eine Angelschnur heraus. Die Ente hatte sich in der Schnur hoffnungslos verheddert und dabei auch noch um die schwimmenden Holzstöcke gewickelt. "Wirklich ein jämmerlicher Anblick", sagt Birgit Waldeck.

Stein an der Schnur

Jetzt ging es um weitere Hilfemaßnahmen. Doch die Kommunikation mit den anderen Helfern erwies sich als schwer: "Sie sprachen meine Sprache nicht und ich nicht ihre", sagt die Retterin. Dennoch gelang eine schnelle Absprache nur mit Gesten. Gemeinsam trennen sie den mittlerweile zitternden und entkräfteten Vogel von dem Treibholz. Dann entdeckt Birgit Waldeck etwas, dass ihr sofort das Gefühl gab, das Richtige zu tun: "Am Ende der Angelschnur war ein Stein befestigt. Ich vermute, dass hier jemand mit voller Absicht einen Köder ausgelegt hat." Wenn Menschen so etwas tun, war der Gedanke der Retterin, dann muss es auch Menschen geben, die helfen.


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Das zufällig entstandene Helfertrio konnte nun die Ente genauer betrachten. Die Schnur war zwar durchtrennt, aber ein Rest schaute immer noch aus dem Schnabel. Kein Zweifel: Die schwarz-weiße Ente - ein Reiher-Enten-Männchen, wie Birgit Waldeck später nachgeschaut hat - hatte den Angelhaken verschluckt. Am Hals blutete das Tier.

Transport im Bücherkarton

Und nun? Birgit Waldecks erster Anruf ging an die Polizei. Dort gab man die Info weiter. Eine Dame rief zurück und sagte, sie solle die Ente ins Tierheim bringen. "Zum Glück hatte ich zufällig einen Bücherkarton im Auto", sagt die Tierfreundin. Von einem der beiden Mithelfer ließ sich die Reiher-Ente widerstandslos dorthin tragen.

Die Tierpflegerinnen des Tierheims untersuchten das Tier, konnten aber nicht helfen: Der Haken saß zu tief. Der Tiernotdienst brachte das kleine Enten-Männchen in eine Tierklinik.

Dieses Erlebnis hat Birgit Waldeck aus dem Nürnberger Osten auch auf dem Nachbarschaftsforum "nebenan.de" geschildert. Nicht, weil sie sich ihrer Tat rühmen will, sondern weil sie das Anliegen hat, dass möglichst alle mit "offenen Augen durch den Pegnitzgrund gehen". Dass sie dabei aber so viel "Dankeschöns", Zustimmung und weitere Nachfragen erhält, war ihr nicht klar. "Ich möchte mich nicht hervortun, den beiden unbekannten Rettern gebührt ein Großteil des Dankes."

Wie ging die Geschichte weiter? Der Haken wurde entfernt, der Hals des Tieres verarztet und offensichtlich hat das Männchen mit dem markanten Schopf am Hinterkopf ein Antibiotikum bekommen, woraufhin es sich schnell erholt hat. Birgit Waldeck hätte den Vogel gern wieder an seinen Fundort zurück gebracht, doch auf Nachfrage hieß es, er sei bereits frei gelassen worden und davon geflogen.

Der Aufwand, so Birgit Waldeck, war es allemal wert. "Ich würde es ohne zu zögern wieder so machen."

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