Bewusstloser im U-Bahnhof: VAG-Mitarbeiter half nicht

1.12.2016, 10:10 Uhr
"Ich habe jetzt Dienstschluss", konterte ein VAG-Mitarbeiter kühl die Bitte eines Fahrgasts, einem Bewusstlosen am Aufseßplatz Hilfe zu leisten.

© Roland Fengler "Ich habe jetzt Dienstschluss", konterte ein VAG-Mitarbeiter kühl die Bitte eines Fahrgasts, einem Bewusstlosen am Aufseßplatz Hilfe zu leisten.

Weil sie am Eingang zur U-Bahnstation Aufseßplatz offen Drogen geraucht hatten, waren die jungen Männer schon kurz vor dem Vorfall einer 22-Jährigen aufgefallen. Als sich die beiden unten neben sie setzten, habe einer der Männer plötzlich die Augen verdreht und sei bewusstlos umgekippt.

In ihrer Not wandte sich die junge Frau an einen uniformierten VAG-Servicemitarbeiter, der auf die Bahn Richtung Langwasser wartete. Leider vergebens, der Mann verwies auf seinen Feierabend und fuhr davon.

"Ich war total geschockt von diesem Verhalten", sagt die 22-Jährige, die dem Ohnmächtigen den Puls gefühlt und schließlich per Handy einen Notruf losgeschickt hat. Der Freund des Mannes hatte sich da längst davongemacht, auch andere Passagiere stiegen trotz ihrer Bitten in die U-Bahn.

VAG-Pressesprecherin Elisabeth Seitzinger übt deutliche Kritik. "Der Kollege hätte helfen müssen", stellt sie auf Anfrage fest. Es sei, auch nach Dienstschluss, rechtlich vorgeschrieben, Hilfestellung zu leisten. Auch betriebliche Anweisungen legten das fest, das Personal werde entsprechend geschult. Zumindest hätte der Uniformierte den Notruf der Station drücken und die Leitstelle informieren müssen, so Seitzinger.

Die VAG kann den Vorfall am Dienstagabend in der U-Bahnstation Aufseßplatz zwar auf ihren Überwachungskameras exakt nachvollziehen. Das Gespräch der jungen Frau mit dem Mitarbeiter habe so stattgefunden — doch leider könne man den Kollegen auf den Filmaufnahmen nicht identifizieren.

Die Qualität der gespeicherten Bilder sei zu schlecht. Andernfalls hätte den Mann "ein intensives Gespräch mit seinem Vorgesetzten" erwartet, heißt es. "Leider stellen auch wir immer wieder fest, dass Menschen anderen Menschen nicht mehr helfen", so die VAG-Sprecherin. Der alte Mann, der kürzlich im Schalterraum einer Essener Bank starb, ohne Hilfe zu bekommen, sei nur ein Beispiel.

Der Bewusstlose wurde schließlich von den alarmierten Rettungssanitätern aus dem U-Bahnhof in eine Klinik gebracht.

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