Milliarden-Einnahmen

Bilanz Zoll Nürnberg: Wenn Katzenbabys, Gold und Zigaretten geschmuggelt werden

Franziska Holzschuh

Leitung Lokalredaktion Nürnberg

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3.5.2022, 09:47 Uhr
Bilanz Zoll Nürnberg: Wenn Katzenbabys, Gold und Zigaretten geschmuggelt werden

© Ralf Hirschberger/dpa

Das Hauptzollamt Nürnberg mit seinen vier Zollämtern und einem Standort in Weißenburg hat im vergangenen Jahr 14,8 Millionen Warenpositionen zur Einfuhr und zur Ausfuhr abgefertigt. Darunter waren von Body-Lotion bis zu Ladegeräten auch jede Menge Waren, die den Vorschriften zur Produktsicherheit nicht entsprachen und aus dem Verkehr gezogen wurden.

2021 hat die Nürnberger Finanzkontrolle Schwarzarbeit knapp 1100 Prüfungen bei Arbeitgebern durchgeführt und viele Tausend Arbeitnehmer nach ihren Arbeitsbedingungen befragt. Wiederholt standen die besonders von Schwarzarbeit betroffenen Branchen - wie die Bauwirtschaft, die Gebäudereinigung und der Bereich Spedition, Transport und Logistik - im Fokus bundesweiter Schwerpunktprüfungen. Aber auch Pizzabäcker und Sicherheitsdienste in der Region nahmen die Nürnberger Zöllner unter die Lupe.

"Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung vernichten legale Arbeitsplätze und schaden durch Vorenthalten von Beiträgen unseren Sozialsystemen und somit letztlich uns allen. Durch unsere Arbeit kämpfen wir nicht nur gegen Steuerhinterziehung, sondern auch gegen Ausbeutung, Leistungsbetrug und Mindestlohnverstöße. Wer schwarz arbeitet, zahlt nicht in die Rentenkasse ein und steuert dadurch möglicherweise geradewegs auf die Altersarmut zu", so Sabine Heise, die neue Leiterin des Hauptzollamts Nürnberg. "Das versuchen wir zu verhindern."

Zigaretten und Drogen

Immer unterwegs ist die Kontrolleinheit Verkehrswege, die im letzten Jahr weit über 7000 Personen und 4500 Beförderungsmittel auf Schmuggelware überprüft hat. Unter den vielfältigen Schmuggelwaren, die bei den Kontrollen zutage kamen, waren 900.000 unversteuerte Zigaretten, verschiedenste Drogen, aber auch Katzenbabys und Goldschmuck. Bei der Durchschau des Reisegepäcks am Flughafen stellten die Kontrolleure unter anderem Zigaretten, Waffen und viele Arzneimittel, von denen manche sogar unter das Betäubungsmittelgesetz fielen, sicher.

Auf Straße und Schiene, am Flughafen und in Paketverteilzentren konnten durch die Kontrolleinheiten des Hauptzollamts Nürnberg unter anderem insgesamt über 1,2 Millionen geschmuggelte Zigaretten, über 160 Kilogramm unversteuerter (Wasserpfeifen-)Tabak sowie diverse Drogen und Anabolika aus dem Verkehr gezogen werden. Besondere Funde waren eine halbe Million Schmuggelzigaretten, zur Tarnung verbaut in Lautsprecher, 150 Kilogramm Marihuana zwischen 17 Tonnen Trockenfrüchten und 100 Kilogramm Feuerwerk in Postpaketen - zur großen Verwunderung des Zolls im Januar, einem eher untypischen Monat fürs Böllern.

Luxus-Textilien bestellt

Der Zoll beschlagnahmt auch auf dem Postweg gelieferte Markenfälschungen. Dann sind Geld und Ware verloren und für die Bestellung droht unter Umständen noch eine Schadensersatzforderung des Originalherstellers. So musste zum Beispiel eine unbelehrbare Frau aus dem Großraum Nürnberg, nachdem sie sich zum zweiten Mal gefälschte Textilien eines Luxusmarken-Herstellers liefern ließ, 1000 Euro an den Rechteinhaber bezahlen. Im gesamten Bezirk des Hauptzollamts Nürnberg wurden bei der Einfuhr rund 35.000 gefälschte Markenartikel sichergestellt - die Originale wären fast 2,5 Millionen Euro wert gewesen. Kleidung und Sportschuhe gehören zu den Dauerbrennern der Plagiate. Aber auch Ladegeräte für Mobiltelefone oder eine komplette Motorradverkleidung waren unter den Fälschungen.

84 artengeschützte Exemplare konnten im Fracht- und Postverkehr sowie aus Koffern und Taschen von Reisenden beschlagnahmt werden. Darunter befanden sich neben Pfauenfedern und Beluga-Kaviar wie jedes Jahr vor allem Korallen.

Milliarden Euro eingenommen

Das Hauptzollamt Nürnberg mit seinen derzeit rund 600 Zöllnerinnen und Zöllnern nahm im Jahr 2021 knapp 2,5 Milliarden Euro ein. Zu den einnahmestärksten Abgabenarten gehörten erneut die Einfuhrumsatzsteuer mit 1,8 Milliarden Euro und die Verbrauchsteuern mit rund 205 Millionen Euro. Die Verbrauchsteuern gliedern sich in Stromsteuer (143 Mio. Euro), Energiesteuer (45 Mio. Euro), Steuern auf Alkohol, Tabak, Schaumwein und Kaffee (rund 9,8 Mio. Euro) und Biersteuer (7 Mio. Euro), die fast ausschließlich dem Bundeshaushalt zufließen.

Aus knapp 240 Betriebsprüfungen in den unterschiedlichsten Branchen ergaben sich Nachforderungen in Millionenhöhe. Auch knapp 221 Millionen Euro Kfz-Steuer nahm das Hauptzollamt Nürnberg 2021 ein. Der Bezirk des Hauptzollamtes Nürnberg erstreckt sich mit einer Fläche von 7419 Quadratkilometern über den Regierungsbezirk Mittelfranken und den südlichen Teil des Landkreises Forchheim im Regierungsbezirk Oberfranken.


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