Bilder der Zerstörung: Die Gasexplosion in der Schlüsselfelderstraße

21.1.2017, 06:00 Uhr
Am 23. Januar 1987 erschütterte eine Gasexplosion den Nürnberger Stadtteil Maxfeld. Der Täter wanderte für 51 Monate hinter Gitter, die Wunden bei den Angehörigen bleiben. Und manchmal wirken die Dinge auch in der Rückschau noch unverstellbar...
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Am 23. Januar 1987 erschütterte eine Gasexplosion den Nürnberger Stadtteil Maxfeld. Der Täter wanderte für 51 Monate hinter Gitter, die Wunden bei den Angehörigen bleiben. Und manchmal wirken die Dinge auch in der Rückschau noch unverstellbar... © Gerullis

Fünf Todesopfer forderte die Katastrophe in der Schlüsselfelderstraße damals. Weitere fünf Menschen wurden verletzt.
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Fünf Todesopfer forderte die Katastrophe in der Schlüsselfelderstraße damals. Weitere fünf Menschen wurden verletzt. © Herbert Voll

Zwei Brüder, die als Erste das ausströmende Gas bemerkten, hatten im Keller wohl noch versucht, die Leitungen abzudichten. Sie überlebten nicht.
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Zwei Brüder, die als Erste das ausströmende Gas bemerkten, hatten im Keller wohl noch versucht, die Leitungen abzudichten. Sie überlebten nicht. © Wilhelm Bauer

Die Ursache der Explosion war bald gefunden: Die Ermittler sicherten in der Küche des damals 56-jährigen Karl-Heinz B. einen Verschlussstopfen, einen Gasofen und eine Zange, dazu einen Fahrradschlauch, der noch immer nach Gas stank.
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Die Ursache der Explosion war bald gefunden: Die Ermittler sicherten in der Küche des damals 56-jährigen Karl-Heinz B. einen Verschlussstopfen, einen Gasofen und eine Zange, dazu einen Fahrradschlauch, der noch immer nach Gas stank. © Hafenrichter

Wenig später wurde der Mann verhaftet, kurz nachdem er die Intensivstation eines Krankenhauses verlassen hatte. Wie sich herausstellen sollte, war er im Sommer 1986 in der Schlüsselfelderstraße eingezogen, hatte nie auch nur eine Gas- oder Stromrechnung bezahlt, bis ihm die Stadtwerke im Dezember sowohl Gas als auch Strom abdrehten.
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Wenig später wurde der Mann verhaftet, kurz nachdem er die Intensivstation eines Krankenhauses verlassen hatte. Wie sich herausstellen sollte, war er im Sommer 1986 in der Schlüsselfelderstraße eingezogen, hatte nie auch nur eine Gas- oder Stromrechnung bezahlt, bis ihm die Stadtwerke im Dezember sowohl Gas als auch Strom abdrehten. © Wilhelm Bauer

Mitarbeiter der Werke demontierten den Gaszähler und schraubten zwei Stopfen auf die Rohre. Mehr machten sie nicht; es gab keine weiteren Sicherungen, keine Plomben, nichts.
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Mitarbeiter der Werke demontierten den Gaszähler und schraubten zwei Stopfen auf die Rohre. Mehr machten sie nicht; es gab keine weiteren Sicherungen, keine Plomben, nichts. © Gerullis

Auch das Sozialamt informierten die Stadtwerke nicht, aus Datenschutzgründen, wie es damals hieß. Dabei hätte das Amt die Rechnungen beglichen, wenn es nur davon gewusst hätte. Doch Karl-Heinz B. war dort nie aufgetaucht.
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Auch das Sozialamt informierten die Stadtwerke nicht, aus Datenschutzgründen, wie es damals hieß. Dabei hätte das Amt die Rechnungen beglichen, wenn es nur davon gewusst hätte. Doch Karl-Heinz B. war dort nie aufgetaucht. © Wilhelm Bauer

Der 56-jährige saß wieder einmal in einer eiskalten Wohnung (die Jahre zuvor war ihm Ähnliches schon mehrfach passiert). Ihm reichten eine Zange und ein Schlauch, damit er die Lücke überbrücken konnte.
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Der 56-jährige saß wieder einmal in einer eiskalten Wohnung (die Jahre zuvor war ihm Ähnliches schon mehrfach passiert). Ihm reichten eine Zange und ein Schlauch, damit er die Lücke überbrücken konnte. © Bernd Hafenrichter

Auch in jener Nacht zog er den Schlauch ab, dichtete allerdings das Rohr nicht mehr richtig ab und leitete damit die Katastrophe ein.
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Auch in jener Nacht zog er den Schlauch ab, dichtete allerdings das Rohr nicht mehr richtig ab und leitete damit die Katastrophe ein. © Peter Vrbata

Anders als der Stadtrat sah das Gericht später durchaus eine Mitschuld bei den Stadtwerken. Doch den Angeklagten entlastete das in den Augen der Richter nicht. Die Spruchkammer blieb in ihrem Urteil nur wenig unter der möglichen Höchststrafe von fünf Jahren und schickte B. für 51 Monate hinter Gitter.
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Anders als der Stadtrat sah das Gericht später durchaus eine Mitschuld bei den Stadtwerken. Doch den Angeklagten entlastete das in den Augen der Richter nicht. Die Spruchkammer blieb in ihrem Urteil nur wenig unter der möglichen Höchststrafe von fünf Jahren und schickte B. für 51 Monate hinter Gitter. © Rudolf Contino

Nach den Maßstäben des Rechtsstaates war die Reaktion angemessen, die Tat hinreichend gesühnt. Nach den Maßstäben vieler Angehöriger der Opfer war sie das nicht.
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Nach den Maßstäben des Rechtsstaates war die Reaktion angemessen, die Tat hinreichend gesühnt. Nach den Maßstäben vieler Angehöriger der Opfer war sie das nicht. © Wilhelm Bauer

Eine Mutter hatte noch im Gerichtssaal versucht, sich auf B. zu stürzen; die Urteilsverkündung ging beinahe im Tumult unter. (im Bild: Helfer gönnen sich nach stundenlanger Suche eine kleine Stärkung)
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Eine Mutter hatte noch im Gerichtssaal versucht, sich auf B. zu stürzen; die Urteilsverkündung ging beinahe im Tumult unter. (im Bild: Helfer gönnen sich nach stundenlanger Suche eine kleine Stärkung) © Herbert Voll

Die Leser unserer Zeitung hatten damals gespendet für all jene, die ihr Hab und Gut verloren hatten in den Trümmern.
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Die Leser unserer Zeitung hatten damals gespendet für all jene, die ihr Hab und Gut verloren hatten in den Trümmern. © Herbert Voll

Schaulustige sahen sich im Unglücksjahr 1987 die Reste des Hauses Nummer 6 an, die von der Gasexplosion übrig geblieben waren.
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Schaulustige sahen sich im Unglücksjahr 1987 die Reste des Hauses Nummer 6 an, die von der Gasexplosion übrig geblieben waren. © Michael Matejka

Günther Schultes. Der Feuerwehrmann war seinerzeit in der Schlüsselfelderstraße im Einsatz...
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Günther Schultes. Der Feuerwehrmann war seinerzeit in der Schlüsselfelderstraße im Einsatz... © Horst Linke

Katastrophen wie die in der Schlüsselfelderstraße haben viele Gesichter. Sie lassen verzweifelte, oft hilflose Menschen zurück, die Antworten suchen und doch nur Fragen finden. Die rätseln, warum es gerade sie treffen musste
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Katastrophen wie die in der Schlüsselfelderstraße haben viele Gesichter. Sie lassen verzweifelte, oft hilflose Menschen zurück, die Antworten suchen und doch nur Fragen finden. Die rätseln, warum es gerade sie treffen musste © Roland Fengler

Der Tod der Angehörigen, der Freunde, ihr Verlust, nur weil einer seine Rechnungen nicht zahlen wollte, wirkt auch Jahre später noch nach.
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Der Tod der Angehörigen, der Freunde, ihr Verlust, nur weil einer seine Rechnungen nicht zahlen wollte, wirkt auch Jahre später noch nach. © Roland Fengler

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