Blaue Nacht: Künstlerin macht Galerie zum Außenraum

25.4.2014, 10:05 Uhr
Blaue Nacht: Künstlerin macht Galerie zum Außenraum

© Eduard Weigert

Die Schuhsohlen melden gleich Irritation. Alles so rau beim Gehen in der Galerie Kohlenhof, der Boden bremst ein wenig. Was, bitte, stimmt hier nicht? Es ist das raue Nürnberger Gehsteigpflaster, das in dem großen Raum mit den Oberlichtern frisch verlegt worden ist. Die Galerie ist vier Wochen lang Fußgängerzone. Ihr Linoleumboden ist vorerst unterm Pflasterstrand verschwunden.

Sollte es plötzlich Glatteis geben, steht eine leicht ramponierte, orangene Streusandkiste bereit. An der verputzten (Innen-)Wand hängt ein Briefkasten, „Grasersplatz“ verkündet das Straßenschild. Man könnte hier locker eine Zigarettenkippe in die Ecke schnippen. Wie das draußen auch viele tun.

Ihr dritter Auftritt

„Out Side in“ heißt diese faszinierende Station der Blauen Nacht, die gestern teilweise noch Straßenbaustelle war. Ab Samstag, 3. Mai, wird sie fertig und in der Grasersgasse 15 zu sehen sein. Die Performance-Künstlerin Barbara Engelhard aus Fürth ist schon zum dritten Mal in Nürnberg dabei. Wieder hat sie mit ihrem Konzept die Jury des Kunstwettbewerbs überzeugt. Unvergessen, 2011 hat sie mutige Blaue-Nacht-Besucher im Rathaussaal zu „lebendigen Skulpturen“ verknotet. Diesmal stülpt die Absolventin der Nürnberger Kunstakademie das Äußere nach innen, dreht die Welt wie einen Handschuh um. „Kein regelmäßiger Räum- und Streudienst“ ist auf einem anderen Schild zu lesen. Wer rechnet damit schon in einer Kunstgalerie?

Malerei studiert

Was ist öffentlicher, was privater Raum, das sei ihr Thema, sagt die schmale 39-Jährige, die Malerei studiert und das Fach Kunst im öffentlichen Raum bis zum Diplom im letzten Jahr draufgesattelt hat. Wenn die Gäste der Blauen Nacht zwischen 19 und 24 Uhr strömen, werden sie in der Galerie Kohlenhof auf einen Straßenkreuzer-Verkäufer treffen, können sich für ein paar Cent Kaugummis aus Automaten lassen oder einem Straßenmusiker lauschen. Was Menschen in einer Fußgängerzone eben alles so tun.

Echte Peitschenlampen beleuchten den weißen Ausstellungsraum — auch wenn ihre Masten wegen der Zimmerdecke ein wenig gekürzt werden mussten. Barbara Engelhard singt übrigens mit Überzeugung das Loblied auf Sör. Man habe sie dort toll unterstützt. All das gebrauchte Straßenmobiliar, die Schilder, Streukästen, Fahrradständer und der Hinweis auf die Toiletten kommen aus dem Sör-Fundus. In der Blauen Nacht wird in der Grasersgasse sogar die Eingangstüre ausgehängt. Damit das Innen noch mehr wie außen wirkt.

„Out Side In“ ist in der Blauen Nacht am 3. Mai und danach bis zum 31. Mai in der Galerie Kohlenhof beim Germanischen Nationalmuseum, Grasersgasse 15 (Donnerstag, Freitag und Samstag von 14 bis 20 Uhr) zu sehen. Mehr dazu unter www.kunstvereinkohlenhof.de.


 

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