Blühende Fantasie: Warum Kinder Geschichten erfinden dürfen
23.12.2020, 12:15 Uhr"Der Konstantin ist heute im Kindergarten so schlimm hingefallen, dass der Krankenwagen ihn abholen musste – mit Blaulicht!" oder: "Auf dem Spielplatz habe ich drei Mädchen kennen gelernt, bei der einen übernachte ich jetzt." Spannende Geschichten, die sich bei näherem Nachfragen aber als erfunden herausstellen. Kleine Kinder haben oft eine große Fantasie und sind wahnsinnig kreativ darin, sich Dinge auszudenken. Inwieweit können Eltern das auf sich beruhen lassen – und wann sollten sie lieber eingreifen?
In erster Linie sollten Erwachsene das Spiel erstmal mitspielen und sich für die Geschichten ihrer Kinder interessieren, sagt Dana Mundt, Sozialpädagogin bei der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung mit Sitz in Fürth: "Man erfährt dabei soviel über die Gedankenwelt der Kinder, was sie beschäftigt und in ihren Köpfen vorgeht und wie sie sich die Welt erklären." Auch wenn sich die Geschichten am Ende als nicht ganz wahrheitsgetreu entpuppen, ist das erstmal kein Grund zur Sorge: Dies spricht laut Mundt für eine gesunde Kindesentwicklung. Denn über Rollenspiele und Fantasiegeschichten lernen Kinder Empathie – und nebenher die Welt zu verstehen.
Predigten bringen nichts
Was Eltern außerdem nicht außer Acht lassen sollten: Erfundene Geschichten setzen nicht nur Fantasie und Intelligenz voraus, sondern auch einiges an sprachlicher Leistung. Aus ihrer Beratungspraxis weiß Mundt aber auch, dass es viele Eltern in Alarmbereitschaft versetzt, wenn sie glauben, ihr Kind lüge wie gedruckt. Predigten zu halten, bewirkt dann aber oft das Gegenteil: Die Kinder lügen aus Angst vor Bestrafung dann erst recht.
Seit 20 Jahren: Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung
Und selbst wenn Eltern sich unsicher sind, ob die erzählte Geschichte wirklich so passiert ist, sollten sie ihrem Kind erstmal einen Vertrauensvorschuss gewähren, rät die Vertreterin des Fachverbandes für Erziehungs- und Familienberatung. Für kleine Kinder fühlen sich auch imaginierte Dinge wie etwas real Erlebtes an. Nachfragen, wenn ihnen etwas komisch vorkommt, dürfen Eltern natürlich trotzdem.
Generell können Kinder unter drei und manchmal auch unter vier Jahren nicht immer die Wahrheit von Lügen unterscheiden. Erst ab einem Alter von fünf oder sechs Jahren überblicken sie Situationen besser und können Lügen einsetzen, um etwas Bestimmtes zu erreichen.
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