Bombenfund in Nürnberg: Wer zahlt eigentlich für Schäden?

29.7.2019, 12:45 Uhr
Ein Bombenfund hielt im Februar ganz Nürnberg in Atem.

© Ralf Rödel Ein Bombenfund hielt im Februar ganz Nürnberg in Atem.

Wer zahlt eigentlich für die Schäden, wenn bei der Entschärfung etwas passiert?

Sollten Teile eines Gebäudes beschädigt werden, springt nach Angaben der Versicherungskammer Bayern die Gebäudeversicherung ein. Wichtig ist jedoch bei Wohngebäuden, dass das Risiko "Feuer" mitversichert wurde. Es sichert auch Explosionen mit ab. Kriegsereignisse sind davon zwar ausgeschlossen, doch das gilt nicht, wenn es sich um eine Weltkriegsbombe handelt, betont Matthias Schenk von der Nürnberger Versicherung. Sollte Inventar beschädigt werden, springt die Hausratversicherung ein. Bezahlt wird laut Schenk der Neuwert, es spiele also keine Rolle, wenn das Mobiliar schon älter sei, so der Pressereferent. Sollten Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen werden, zahlt unter Umständen die Teilkaskoversicherung. Hier hängen die Leistungen aber vom Alter des Fahrzeugs und dem gewählten Tarif ab.

Und wie kann ich nachweisen, dass eventuelle Schäden tatsächlich auf die Entschärfung einer Bombe zurückzuführen sind?

Laut Bayerischer Versicherungskammer sind hierfür Sachverständige und Gutachter zuständig, sie werden von der jeweiligen Versicherung beauftragt. Sie trägt auch die Kosten für die Untersuchung, etwa durch einen Statiker - allerdings nur dann, wenn ein ersatzpflichtiger Schaden festgestellt wird. Möglich ist auch, dass die Haftpflichtversicherung des Grundstückeigentümers zuständig ist. Zwischen öffentlichen und privaten Gebäuden wird übrigens nicht unterschieden. Entscheidend sei nur, dass eine Gebäude-Feuerversicherung besteht, so Inge Sommergut von der Versicherungskammer.

Wie teuer ist eine gezielte Sprengung für die Stadt Nürnberg?

Frühere Bombenentschärfungen hätten mit etwa 50.000 Euro zu Buche geschlagen, berichtet Bürgermeister Christian Vogel. In Bayern gibt es einen Katastrophen-Fonds, der voraussichtlich einen Teil der Kosten übernimmt. Den Rest muss die Stadt Nürnberg übernehmen.

"Natürlich wird das Thema Bombenfunde in den Schulungen auch angesprochen, denn damit muss man in jeder größeren Stadt Deutschlands rechnen", sagt Florian Löffler, der Leiter Maschinentechnik bei der Bayerischen Bau-Akademie in Feuchtwangen, Landkreis Ansbach. "Aber wir gehen nicht ausführlich darauf ein, schließlich sind wir keine Kampfmittelexperten."


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In dem Fort- und Weiterbildungszentrum des bayerischen Baugewerbes werden, neben vielen anderen Berufsgruppen der Branche, auch sogenannte Baugeräteführer geschult. Sie sitzen später in Kränen, Baggern oder steuern schwere Radlader. 300 bis 400 Teilnehmer belegen jährlich speziell in diesem Bereich die Kursangebote.

Das richtige Verhalten spielt freilich eine große Rolle, sollte plötzlich ein rostiges Metallstück im Erdreich auftauchen. "Wer so etwas anbaggert, wird erst einmal vorsichtig nachschauen, was er da unter der Schaufel hat", so Löffler. Denn schließlich könnte es sich auch bloß um ein Rohrleitungsstück handeln. Sollte es aber tatsächlich ein alter Sprengkörper aus dem Krieg sein, muss der Baggerführer sofort seinen Vorgesetzten verständigen, der wiederum die örtlichen Behörden zu benachrichtigen hat.

Glücklicherweise seien Unglücksfälle in diesem Zusammenhang auf Baustellen sehr selten, sagt Florian Löffler. Er und seine Kollegen können sich nur an einen tragischen Vorfall erinnern: Im Oktober 2006 starb ein Maschinenführer bei Arbeiten auf der A3 nahe Aschaffenburg, weil er mit seiner Betonfräse eine Fünf-Zentner-Bombe geschrammt und zur Explosion gebracht hatte. Jahrzehntelang waren Millionen von Autos über diesen gefährlichen Straßenbelag gerollt, ohne dass etwas passiert war.