Brief an Söder: Der Unmut der Golfer wird immer größer

4.3.2021, 10:15 Uhr
Allein im Grünen: Golf ist ungefährlich – und doch seit November verboten.

© Edgar Pfrogner, NN Allein im Grünen: Golf ist ungefährlich – und doch seit November verboten.

Wenn selbst einer von Deutschlands obersten Pandemie-Hütern Golf spielen geht - kann das so gefährlich sein? Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts, soll Anfang Februar laut Tagesspiegel in einem Berliner Golfclub seinem Sport nachgegangen sein. Dort ist das auch im Lockdown erlaubt. In Bayern hätte er das hingegen nicht gedurft. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern sind die Golfplätze hier seit Monaten geschlossen.

Und das lässt viele Golfspieler an der Verhältnismäßigkeit zweifeln. Denn die Hygiene-Konzepte der Vereine waren schon vor dem Lockdown streng. Auch beim Golfclub am Reichswald ist der Unmut unter den 850 Mitgliedern, darunter 200 Kinder und Jugendliche, groß, erzählt Präsident Wolfgang Siry. "Ich sehe keinen Grund, warum es beispielsweise einem Ehepaar aus einem gemeinsamen Haushalt untersagt sein sollte, mit 200 Metern Abstand zu einem anderen Golf zu spielen."

Alleine im Wald

Genau das wäre mit vorheriger Anmeldung und verschiedenen Startzeiten problemlos möglich, "wenn das Clubhaus und die Driving Range geschlossen bleiben, bewegen sich die Menschen frei im Wald", so Siry – sie tun also das, was sehr viele Menschen derzeit tun. Vor ein paar Tagen hat der Golfclub am Reichswald deshalb einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder geschrieben, der der Redaktion vorliegt. Auch andere Clubs aus Bayern wandten sich zuletzt mit ihrem Anliegen an die Staatskanzlei.

Brief an Söder: Der Unmut der Golfer wird immer größer

© Foto: Edgar Pfrogner

In dem Schreiben "ersuchen" die Clubs die Bayerische Staatsregierung, "die Schließung der Golfplätze in Bayern spätestens ab dem 8. März 2021 aufzuheben, unter Beachtung der dann geltenden Kontaktbeschränkungen". Die dauerhafte Schließung der Anlagen "schadet den Menschen mehr als das, was man mit einer Sperrung erreichen will", heißt es in dem Brief weiter. "Eine fortdauernde Schließung der Sportstätten im Freien für den Individualsport führt dazu, dass die Menschen vermehrt andere – unkontrollierte – Aktivitäten suchen, etwa auf überfüllten Wanderwegen, in Parks oder Spielflächen und sich somit eindeutig einem Infektionsgeschehen aussetzen."

"Bayerischer Golftourismus"

Erschwerend komme hinzu, dass in den vergangenen Monaten viele Golfer aus dem Freistaat in angrenzende Bundesländer reisten, weil dort das Spielen erlaubt war. Wolfgang Siry spricht von einem "bayerischen Golftourismus". Das können und wollen die Clubs nicht länger akzeptieren, "wenn Wandern, Spaziergehen, Langlaufen gestattet ist, so muss auch Golfspielen auf der entsprechend weitläufigen Sportstätte ermöglicht werden".

Auch der Bayerische Tennis-Verband drängt immer lauter auf eine Öffnung der Plätze. "Nach einem harten Winter mit monatelangem Lockdown verlangt die bayerische Tennisszene nun deutliche Lockerungen und einen ,normalen‘ Saisonverlauf in den Sommermonaten", sagte Präsident Helmut Schmidbauer zuletzt.

Abstandhalten wäre beim Tennis, ähnlich wie beim Golf, kein Problem. Trotzdem sind die Hallen seit Mitte November geschlossen – mancher hat auch keine Hoffnung mehr, dass sich daran in diesem Frühjahr noch etwas ändert. Klaus Spindler klingt trotzdem ziemlich entspannt, wenn man ihn nach seinem Befinden fragt.

Nur Kaderspieler dürfen trainieren

"Ändern kann man es eh nicht", sagt der Tennis-Abteilungsleiter des TSV Altenfurt, wo 350 Menschen sonst den Schläger schwingen. Die Hallensaison haben sie beim TSV schon abgehakt, wie groß das Loch in der Kasse sein wird, kann Spindler noch nicht genau beziffern.

Derzeit beantragt er verschiedene Zuschüsse. Wieviel Geld der Verein erstattet bekommt, weiß niemand. In der Altenfurter Tennishalle durften in den vergangenen Monaten nur einige Kaderspieler trainieren, ähnlich beim 1. FC Nürnberg am Valznerweiher. Zudem fielen mehrere geplante Turniere sowie die Hallenrunde der Pandemie zum Opfer, auch die vielen Abos für die große Tennishalle konnten nicht genutzt werden.

Vorbereitung für April

Klaus Spindler redet aber lieber über die Zukunft. In den kommenden Wochen wollen sie beim TSV die Freiplätze für ein hoffentlich schönes und warmes Frühjahr vorbereiten, sodass ab April darauf wieder Menschen spielen könnten.

Die bayerischen Golf- und Tennisspieler dürften jedenfalls interessiert verfolgt haben, was Bund und Länder bis in die Nacht zum Donnerstag hinein auf dem Corona-Gipfel besprachen. Auf der Agenda des Treffens stand neben vielen anderen Themen auch der Breitensport - der ab der kommenden Woche wieder möglich sein soll. Wie genau? Das bayerische Kabinett wird die Beschlüsse des Gipfels am heutigen Donnerstag diskutieren.

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