Eintrag ins Goldene Buch: Der Bundespräsident ist heute in Nürnberg

20.11.2020, 07:46 Uhr
Spieler der Meistermannschaft des 1. FC Nürnberg von 1968 durften sich vor zwei Jahren in Anwesenheit des damaligen Oberbürgermeisters Ulrich Maly (Mitte) bereits ins Goldene Buch der Stadt Nürnberg eintragen. Am Tisch sitzt Fritz Popp, hinten stehen Horst Leupold, Karl-Heinz Ferschl, OB Ulrich Maly, Franz Brungs, Ludwig Müller. Am Freitagnachmittag darf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier signieren.   

© Edgar Pfrogner Spieler der Meistermannschaft des 1. FC Nürnberg von 1968 durften sich vor zwei Jahren in Anwesenheit des damaligen Oberbürgermeisters Ulrich Maly (Mitte) bereits ins Goldene Buch der Stadt Nürnberg eintragen. Am Tisch sitzt Fritz Popp, hinten stehen Horst Leupold, Karl-Heinz Ferschl, OB Ulrich Maly, Franz Brungs, Ludwig Müller. Am Freitagnachmittag darf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier signieren.  

Das Staatsoberhaupt trifft sich im Rathaus mit Corona-Helfern und würdigt ihren Einsatz. Außerdem spricht er am Abend beim Festakt "75 Jahre Nürnberger Prozesse" im Memorium Nürnberger Prozesse im Justizpalast. (Die Veranstaltung wird ab 19 Uhr per Livestream auf www.phoenix.de und www.memorium-nuernberg.de übertragen.)

Man muss schon etwas Besonderes leisten, um für einen Eintrag im Goldenen Buch für würdig befunden zu werden. Max Morlock, FCN-Legende und Fußball-Weltmeister von 1954, wurde gleich drei Tage nach seinem Treffer im Berner Endspiel ins Rathaus gebeten. Und auch Sprengmeister Richard Hesse wollte man 1953 ehren: Er hatte in der Nachkriegszeit 300 Bomben und Minen sowie mehr als 700 Blindgänger entschärft.

Eintrag ins Goldene Buch: Der Bundespräsident ist heute in Nürnberg

© Monika Wiedemann/Stadtarchiv

Königin und Kanzler

Ansonsten ist es eine üppige Sammlung gekrönter oder mächtiger Häupter: Königin Silvia von Schweden trug sich anlässlich 350 Jahre Friedensmahl in Nürnberg ein, Bundeskanzler Helmut Kohl und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac sind auch dabei. Als der 1. FC Nürnberg 2007 sensationell DFB-Pokalsieger wurde, durfte gleich die ganze Mannschaft und Trainer Hans Meyer signieren.

Wer unterschreiben darf, bestimmt der Stadtrat. Bei Steinmeier hatte es sich sehr kurzfristig entschieden, dass er ins Rathaus kommt. Also erließ der Oberbürgermeister eine Dringliche Anordnung, die der Stadtrat bestätigt.

Originale sind im Stadtarchiv

Das Goldene Buch ist übrigens kein Buch, sondern eine Kassette, in die Einzelblätter eingelegt werden. Die Originale kommen ins Stadtarchiv, weil dort die konservatorischen Bedingungen am besten sind. Im Rathaustresor bleibt dagegen die braune Originalschatulle von 1897, dort werden dann Faksimile verwahrt.

Der Entwurf für die historistische, lederne Kassette mit ihren verschnörkelten Metallbeschlägen stammt von dem Münchner Maler Friedrich Wilhelm Wanderer. Auf der Vorderseite ist die Silhouette Alt-Nürnbergs, etliche Wappen und das Wort "Stadtbuch" eingeprägt.

"Form der Ehrung"

"Der Eintrag ist eine besondere Form der Ehrung", begründet Christoph Böhmer vom Amt für Ehrungen, warum man an dem Brauch festhält, "viele andere Städte haben ebenfalls Goldene Bücher." Zugleich wertet es eine Stadt natürlich auf, wenn Promis dort ihren Schriftzug hinterlassen.

Auch Hitler hat signiert

Allerdings würde Nürnberg heute lieber auf einige Einträge verzichten: Adolf Hitler hat 1939 unterschrieben, während der NS-Diktatur haben auch Robert Ley als Reichsleiter der NSDAP und etliche Ritterkreuzträger gezeichnet. "Die NS-Blätter gibt es auch weiterhin, sie werden aber getrennt von den übrigen Ehrengästen aufbewahrt", betont Böhmer.

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