Bunter Westen mit zu wenig Grün

19.6.2012, 07:59 Uhr
Bunter Westen  mit zu wenig Grün

© Claudia Beyer

Der 54-Jährige lebt schon immer im Gebiet des Bürgervereins — genauer gesagt seit 1997. Damals verschlug es den gebürtigen Karlsruher der Arbeit wegen nach Nürnberg. Erst wohnte der IT-Berater und Softwareentwickler in Eberhardshof, seit 2001 hat er sich in Gostenhof niedergelassen. Vor vier Jahren traten er und seine Frau dem Bürgerverein bei. „Ich habe hier ein Haus, in dem ich wohne, also muss ich mich auch um meinen Stadtteil kümmern“, sagt Uwe Janza.

Er genießt die „bunte Lebendigkeit“ des Viertels und „die entspannte, offene Atmosphäre, die hier noch herrscht“. Der 54-Jährige zeigt sich besorgt, „dass durch die Aufwertung des Stadtteils Leute, die das Gostenhofer Lebensgefühl gewohnt sind, Probleme bekommen.“ Und spielt dabei auf die kurz vor der Fertigstellung stehenden Stadthäuser am Jamnitzer Platz an, die vor allem betuchte Menschen mit einem bürgerlichen Lebensstil nach Alt-Gostenhof locken werden.

Im Bürgerverein gab es bei seinem Amtsantritt viele Baustellen, erinnert er sich. Ein Thema war die Finanzierung und Attraktivität des Vereinsheftes, das seit der März-Ausgabe erstmals keine roten Zahlen mehr schreibt. Anfangs musste Janza sich vor allem auf Organisatorisches konzentrieren, bevor er sich nun verstärkt inhaltlichen Veranstaltungen widmen kann — wie jüngst „Der Nürnberger Westen ist bunt. Und wo bleibt das Grün?“. Denn das fehlende Grün sowie mangelnde Spielmöglichkeiten für den Nachwuchs seien die größten Defizite hier.

Und so begrüßt er die Pläne des Kinder- und Jugendhauses mit Aktivspielplatz auf dem Gelände der früheren Pinselfabrik Weghorn und Recht in der Muggenhofer Straße. Auch der Ausbau des Frankenschnellweges bewegt die Stadtteilbewohner. „Wie kann man nur auf die Idee kommen, mit der Vergrößerung einer Straße für mehr Ruhe und weniger Abgase sorgen zu wollen?“, sagt Janza kopfschüttelnd.

Noch einige Unklarheiten

Aktuell beschäftigt ihn das Bauvorhaben der Datev auf dem Gelände der ehemaligen Möbel Quelle (wir berichteten). Der 54-Jährige hofft, dass die Grünfläche so gestaltet wird, dass auch die Anwohner von ihr profitieren. In einem Gesprächstermin mit dem Bauherren möchte er erfahren, wie die aktuellen Planungen im Detail aussehen, „da gibt es noch einige Unklarheiten“.

Der Vereinsvorsitzende bedauert, dass sich das Gros der Menschen im Stadtteil an die Zustände gewöhnt habe. Die meisten wohnen zur Miete und sehen sich als einflusslos. Janza möchte die Leute mobilisieren, „dass mehr Menschen im Stadtteil ihre Wünsche äußern“. Er bietet ihnen den Bürgerverein als Ansprechpartner an, der dann die Infos in gebündelter Form an die Stadt weitergibt. Um das Interesse der Bürger zu wecken, hat er beispielsweise für die „Wo bleibt das Grün?“-Veranstaltung Zettel in Supermärkten ausgehängt. Mit mäßigem Erfolg — lediglich 30 Zuhörer kamen.

Der Bürgerverein zählt 182 Mitglieder, „ich bin sehr unglücklich darüber, dass es so wenige sind“, ergänzt Janza. Das Durchschnittsalter liegt bei über 60 Jahren — „und genau das ist mein Problem“. Er wünscht sich mehr Zulauf und jüngere, engagierte Mitglieder. Denn die Zahl der Aktiven liegt bei zehn, bedauert er — mit Schwerpunkt Gostenhof.

Auch wenn Eberhardshof nicht explizit im Vereinsnamen auftaucht, gehört der Stadtteil zum Einzugsgebiet — und zählt fünf Mitglieder. Damit die Eberhardshofer sich angesprochen fühlen, wollte Janza den Vereinsnamen ergänzen. Er wurde zwar mit seinem Ansinnen bei der Hauptversammlung überstimmt, trotzdem legt er weiterhin besonderes Augenmerk auf diesen Stadtteil. Janza: „Ich werde auch künftig verstärkt versuchen, mit den Leuten in Kontakt zu kommen.“ Man könnte dort beispielsweise einen Hinterhof-Flohmarkt initiieren, regt er an.

Der nächste Termin? Das Stadtteilfest Gostenhof, das am 30.Juni von 14 bis 22 Uhr rund um die Dreieinigkeitskirche über die Bühne geht.

Kontakt zum Bürgerverein unter Tel. (0911) 327075.

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