Bus-Chaos zum Christkindlesmarkt: "Es war die Hölle los"

23.12.2019, 06:17 Uhr
Trotz Verbot fahren viele Touristenbusse durch die Augustinerstraße in Richtung Christkindlesmarkt.

© Roland Fengler Trotz Verbot fahren viele Touristenbusse durch die Augustinerstraße in Richtung Christkindlesmarkt.

Besinnlichkeit sieht anders aus: Kaum hat der Bus mit den Besuchern aus Japan in der Grasersgasse gestoppt, scheucht die Reiseleiterin ihre Gruppe im Eiltempo in Richtung Hauptmarkt. "Keine Zeit, keine Zeit" ruft sie noch schnell und eilt davon. Busfahrer Zeljko Dugan kennt den Grund für die Hektik: Viereinhalb Stunden habe er für die Fahrt von Frankfurt nach Nürnberg gebraucht, stöhnt der 59-Jährige. "Überall war Stau." Weil es an diesem vierten Adventssamstag so viele Menschen in die Nürnberger Innenstadt zieht, konnte er die letzten Meter nur im Schritttempo passieren. "Eigentlich hätten wir schon vor gut einer Stunde hier sein sollen."


Touristenbusse sorgen für Chaos in der Augustinerstraße


Um den Zeitplan nicht völlig durcheinander zu bringen — die Reisegruppe will heute noch weiter nach Rothenburg ob der Tauber — hat die Gästeführerin die Zeit für den Besuch des Christkindlesmarktes auf 45 Minuten zusammen gekürzt. Das hat Folgen auch für Dugan, der ohnehin dringend eine Pause braucht. Er kann nicht, wie von der Stadt geplant, weiter zum Volksfestplatz fahren, um dort zu parken. Jordan Okosun, der heute für Ordnung in der Grasersgasse sorgt, drückt deshalb ausnahmsweise ein Auge zu und lässt den Bus länger halten. "Das geht aber nur, weil heute nicht so viel los ist", betont der Mitarbeiter der Firma Engelhardt.

Im Schnitt fertigen der 22-Jährige und seine Kollegen hier 44 Busse pro tag ab. Polen, Tschechien, Italien, Ungarn — auch heute kamen schon Gäste aus halb Europa an. "In der letzten Woche war hier die Hölle los", sagt Okosun, der den Fahrern nicht nur die Begrüßungsgutscheine der Stadt in die Hand drückt, sondern auch dafür sorgt, dass nicht alle gleichzeitig zurück kommen, um die Besucher wieder einzusammeln. Denn das Team kann nur maximal sechs Stellplätze belegen. "Es wäre schön, wenn auch die Ankunftszeiten geregelt wären", findet Okosun.

Station am Vestnertor stark frequentiert

3300 Busse haben bislang den Christkindlesmarkt angesteuert, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Das passe zur längeren Marktdauer in diesem Jahr, sagt die Chefin der Congress- und Tourismuszentrale, Yvonne Coulin. "Wie gut es insgesamt gelaufen ist, wird erst unsere Übernachtungsstatistik für den Dezember zeigen."

Stark genutzt wird auch die Station am Vestnertor. In der Augustinerstraße dürfen dagegen nur noch Busse halten, deren Gäste nicht mehr so mobil sind — hier hatten sich Anwohner massiv über die chaotische Verkehrssituation beschwert. Im kommenden Jahr plane die Stadt weitere Einschränkungen, so Wirtschaftsreferent Michael Fraas. Während des Christkindlesmarktes hat es aber offenbar keine größeren Probleme gegeben. "Am Bürgertelefon hatten wir keine Beschwerden", so der Sprecher des Servicebetriebs Öffentlicher Raum, André Winkel.

Verlagerung in die Grasergasse

Weitgehend problemlos verlief auch die Verlagerung der Haltestelle am Königstor, die durch eine Baustelle blockiert ist, in die Marienstraße. Allerdings werde der neue Stopp noch nicht so stark angenommen wie erwartet, so Coulin. "Zum Teil hat sich das auch in die Grasersgasse verlagert."

Auch wenn er diesmal im Stau stand: Unterm Strich stellt Busfahrer Dugan der Stadt in Sachen Organisation ein gutes Zeugnis aus. Nur in Berlin läuft es aus seiner Sicht noch ein bisschen besser. "Das liegt aber an den breiteren Straßen dort."

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