Christkindlesmarkt: Viel Andrang am ersten Wochenende

3.12.2018, 16:39 Uhr
Christkindlesmarkt: Viel Andrang am ersten Wochenende

© Fotos: Roland Fengler

Als Roger Schmidt am Samstag um 10 Uhr die Plane zurückzieht, wartet bereits ein Ehepaar vor seiner Christkindlesmarkt-Bude. Die handbemalten Weihnachtskugeln und Teelichter haben es den beiden Österreichern angetan. Hinterleuchtete Winterlandschaften mit blitzenden Sternen und weithin strahlenden Fenstern der tief verschneiten Häuschen sind eine der Spezialitäten des kleinen Betriebs aus dem thüringischen Lauscha. Hier, im Landkreis Sonneberg, ist die Glaskunst zu Hause.

Alles ist handgeblasen und handbemalt, so Schmidt, der – wie er sagt – seine Verwandtschaft auf dem Christkindlesmarkt vertritt, der das Geschäft eigentlich gehört. Betreiber Thomas Ulbrich, dessen Ehefrau und eine Freundin seien in dem "klassischen Familienbetrieb" rund ums Jahr damit beschäftigt, die weihnachtliche Glaskunst herzustellen: Kugeln und Glocken, Herzen und Zapfen, Vögel und Windlichter in unterschiedlichen Größen und Farben. Dies sei "ein irrer Aufwand" mit "viel Herzblut dahinter", sagt der erfahrene Verkaufsprofi Schmidt.

Während die Thüringer Glaskunst sieben Jahre auf einen Platz beim Christkindlesmarkt warten musste, hat Arndt Tennie schon bei der ersten Bewerbung den Zuschlag bekommen. Die kleine Manufaktur, die er mit seiner Ehefrau betreibt, stellt Weihnachtssterne aus Papier her. Die aufwendige Scherenschnitt-Technik eignete sich Nicola Tennie während ihrer Kindheit in Oberbayern von ihrer Mutter an, die diese Kunst ebenfalls als Kind erlernt hatte.

Stern-Unikate aus Handarbeit

Das Prinzip: Karopapier (wie aus dem Schulheft) wird auf Maß geschnitten und eng zu einer Art Ziehharmonika gefaltet. Dann folgt der Scherenschnitt per Hand. Am Ende wird jedes dieser Stern-Unikate verklebt, mit Hilfe eines eingearbeiteten Fadens aufgespannt und mit Metallicfarben lackiert. Gold, Silber und Kupfer sind die gängigsten Varianten, sagt Arndt Tennie, es gibt aber auch Weiß, Lila, Grün oder andere Farben, die ein Kunde vielleicht wünscht.

Gut 10.000 Exemplare entstehen derzeit pro Jahr in Heimarbeit. Sieben oder acht Mitarbeiterinnen hat die Manufaktur bislang für dieses althergebrachte Kunsthandwerk begeistern können, für das es laut Tennie weder Schablonen noch Aufzeichnungen gibt. Je nach Größe des Sterns braucht es zu seiner Entstehung bis zu 800 Einzelschnitte mit einer Schnittlänge im Papier von bis zu 17 Metern. Kein Wunder also, dass die bis zu 40 Zentimeter großen Kunstwerke zwischen 17 und 86 Euro kosten.

Fast jeder Sechste kommt aus dem Ausland

Wer solche Besonderheiten auf dem Hauptmarkt sucht, kann trotz des städtischen Lageplans mitunter herumirren. Denn längst nicht jeder Standbetreiber hat sein etwa postkartengroßes Nummern-Täfelchen sichtbar aufgehängt, das die Buden nach dem Willen des Marktamtes eigentlich kennzeichnen soll.

Dem Großteil der Menschen aus aller Welt, die sich beschaulich über den Markt treiben lassen, dürfte dies auch egal sein. Spanisch, Russisch und Englisch hört man, asiatische Laute und osteuropäische Idiome. Tatsächlich reist fast knapp jeder sechste der jährlich gut zwei Millionen Besucher aus dem Ausland an. Spitzenreiter, gemessen an den Übernachtungen, waren zuletzt die USA, gefolgt von Italien und Großbritannien.

Deutsche Adventspilger setzen gerne auf Tagesfahrten. Zwischen 140 und 160 Reisebusse steuern die Weihnachtsstadt Nürnberg an jedem Adventstag an – durchschnittlich. Zumindest am Auftaktwochenende entstehen dabei kaum Probleme. Fast alle Fahrer halten sich an das Einfahrtverbot zur Innenstadt – nur ein italienischer Bus steht am Samstagnachmittag verlassen in der Königstraße, nahe der Marthakirche, halb auf dem Parkstreifen, halb auf der Fahrbahn.

Größerer Andrang verspricht mehr Umsatz

Derweil hat sich die Innenstadt prall mit Menschen gefüllt. Zwischen Lorenzkirche und Hauptmarkt heißt es ausweichen, stoppen, kleine Umwege gehen. Die Händler freut es, denn bis zu einer gewissen Dichte verspricht ein größerer Andrang auch mehr Umsatz. Wobei Qualität der beste Garant ist, wie der Andrang an bestimmten Buden zeigt. Die "Papierstadt Nürnberg" etwa bietet allerlei Karten und Notizbüchlein, hübsche Alben, Boxen und natürlich Papier feil. Liebevolle Federzeichnungen – darunter ganz besondere Weihnachtsmotive – finden sich am Stand des in der Steiermark lebenden Künstlers Hans Steffin.

Ein paar Meter weiter gibt es echte Plauener Spitze. Maschinenware mit schönen handwerklichen Ergänzungen natürlich, sonst wären sie gleichsam unbezahlbar, die fein gearbeiteten Tischtücher, Fensterbilder und Christbaumanhänger. Alles für eine stimmungsvolle Adventszeit . . .

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