Cordula Wirkner: "Wir wollten unseren eigenen Weg finden"

20.4.2020, 19:55 Uhr
Cordula Wirkner:

© Alex Chepa

Frau Wirkner, wie kam es zur Zusammenarbeit mit Ihren Töchtern?

Cordula Wirkner: Ich beschäftige mich ja schon seit meiner eigenen Kindheit mit französischen Chansons, insofern ist das bei meinen Kindern quasi in die Muttermilch eingeflossen. Die Arbeit an unserem letzten Album "Magie", bei dem wir uns ausschließlich auf die Franzosen gestürzt haben, hat auch bei unseren Kindern Interesse an dieser Musik geweckt. Wir haben dann eines Abends das Stück "Vois sur ton chemin" (aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu") mit der Familie in einer Art Session gesungen. Das war ein unglaublich lustiger Familienabend. Wir schnitten das per Handy mit und dachten nachher, das ist etwas, was uns alle begeistert und interessiert.

 

Gab es solche familiären Hausmusikabende schon früher?

Wirkner: Nein. Jeder von uns ist ja ein Künstler oder Instrumentalist in seiner eigenen Sparte. Hannah studiert Violine in Würzburg, hat gerade ein Erasmus-Stipendium in Lyon und konnte sich eine Akademie-Stelle im Concertgebouw Amsterdam erspielen. Lenya hat letztes Jahr Abi gemacht und ist noch mit ihrer Schauspielprüfung beschäftigt. Unser Sohn Vincent ist Schlagzeuger und Maler, Klaus und ich sind beide noch in der Schule tätig, haben also auch ordentlich was um die Ohren - da muss man sich schon sehr zusammenraufen, um überhaupt mal vier Stücke aufnehmen zu können.

 

Und wie kam es dann zu Ihrem Album?

Wirkner: Wir waren zusammen in Frankreich im Urlaub, aber nicht nur, um in der Sonne zu liegen, sondern auch, um zu proben und zu arrangieren – immer früh, bevor wir zum Strand gegangen sind. Unsere Nachbarin, eine französische Bildhauerin, war total begeistert davon und hat uns am Ende des Urlaubs einen Auftritt in ihrer Ausstellung organisiert. Nun muss man wissen, dass die Franzosen ihre Chansons lieben so wie sie sind, die arrangieren da nicht viel dran rum. Ich glaube die fanden das sehr charmant, dass wir als Deutsche uns das trauen. Wir wurden gefragt, ob wir nicht Aufnahmen hätten. Hatten wir nicht, und so kam es zu dieser CD.

 

Die klingt im Vergleich zu früheren Werken sehr poppig. . .

Wirkner: Diese klassischen Chansons, die ich und Klaus bis jetzt gemacht haben, waren ja doch eher Spartenmusik, viele Redakteure meinten, das wäre zu anspruchsvoll, um im Radio gesendet zu werden. Wir haben ganz bewusst versucht, das so zu produzieren, dass es nicht mehr nur in dieses Spartenprogramm fällt, sondern dass man sich damit zum Beispiel auch bei größeren Festivals bewerben kann. Da kommt auch der Einfluss der Mädchen durch. Aber wir haben nicht versucht, irgendetwas zu kopieren. Wir wollten unseren eigenen Weg finden.

 

Gibt es innerhalb einer Familie ein besonderes musikalisches Verständnis?

Wirkner: Da muss man zwischen Proben und Aufführung unterscheiden. Die Proben sind sicherlich ein wenig anstrengender, als wenn man mit Personen probt, die einem nicht ganz so nahe stehen. Jeder hat Ideen und jeder will auch was zu sagen haben, aber diese Einheit wird gerade bei den Auftritten spürbar. Wir wissen wie die andere atmet, wir haben ähnliche Stimmfarben. Außerdem haben wir uns zu jedem Lied eine kleine Choreografie ausgedacht, das macht unglaublich Spaß!

 

Begegnet man sich innerhalb einer Familienband denn auf Augenhöhe oder greifen da doch eher die eingespielten Machtstrukturen zwischen Eltern und Kindern?

Wirkner: In der Findungsphase gibt es diese Machtstrukturen bestimmt, es gibt Reibungspunkte, wo nicht immer alles gleich so stimmig ist. Aber das Schöne ist, dass am Ende doch jeder zu seinem Recht kommt. Zum Beispiel bei der Verteilung der Strophen, da singe ja nicht nur ich, sondern da kommt jede mal in den Vordergrund. Aber wie gesagt, es ist nicht so einfach, wie wenn man sich mit einer gewissen Distanz begegnet. Es ist schon manchmal ein Feuerwerk (lacht). Aber wenn man live auf der Bühne steht, ziehen alle an einem Strang.

Aktuelle CD: Chants Fleuris, "Ella" (Timezone Records)

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