Corona: Bayerns Jugendherbergen unter neuem Rettungschirm?

21.4.2020, 06:00 Uhr
Corona: Bayerns Jugendherbergen unter neuem Rettungschirm?

© Stefan Hippel /NNZ

Ministerpräsident Markus Söder hat in seiner Regierungserklärung mitgeteilt, dass auch die Jugendherbergen im Freistaat unter den neuen, 500 Millionen Euro umfassenden Rettungsschirm fallen. Genaueres ist noch nicht bekannt. Die Jugendherbergen sollen auch Thema in der heutigen Kabinettssitzung sein.

"Ein Lichtstreif am Horizont", kommentiert der bayerische DJH-Vorstand Winfried Nesensohn. Erst einmal sei die größte Not gebannt, auch wenn die 58 bayerischen Jugendherbergen weiter in der Krise stecken würden.


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Die Nürnberger Einrichtung in der einstigen Kaiserstallung ist das Vorzeigeobjekt schlechthin: "Das ist unumstritten die tollste Jugendherberge der Welt", schwärmt Marko Junghänel, Pressesprecher des DJH Landesverbands Bayern.

Die Lage neben der Kaiserburg, das großartige historische Ambiente, innen vor sieben Jahren rundum saniert: Das Haus mit 95 Zimmern hat einen sehr guten Ruf. Doch seit Wochen sind alle 353 Betten leer — eine der vielen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus. Von den 48 Mitarbeitern sind 43 in Kurzarbeit, nur fünf halten noch die riesige Herberge in Schwung.


Florian Haber, stellvertretender Hausleiter, muss sich selbst Mut zusprechen: "Man darf sich nicht ins Negative verrennen, man muss positiv denken. Es bleibt einem gar nichts anderes übrig."

In normalen Zeiten wäre das Haus auf dem Burgfelsen jetzt zu 75 Prozent belegt, in den Osterferien hätte man kein Zimmer mehr bekommen. Stattdessen: komplette Leere. Die Zimmer stehen offen,die Mitarbeiter lüften das Haus täglich durch. Beim zweiten Rundgang werden alle Fenster wieder geschlossen. Außerdem werden die Wasserleitungen kurzfristig aufgedreht, um Legionellen in den Rohren zu vermeiden.

Habers Hoffnung ist, das Haus ab Pfingsten wieder öffnen zu dürfen. Reservierungen ab diesem Zeitpunkt nimmt er an: "Notfalls müssen wir halt absagen, wenn es bis dahin nicht geht." Der vorsichtige, sehr vage Hinweis der bayerischen Politik, dass die Hotellerie ab Pfingsten eventuell ihren Betrieb wieder hochfahren könne, gibt ihm Zuversicht.



Der DJH-Landesverband ist nun verhalten optimistisch: Erst ein Brandbrief hatte die Politik auf die existenzbedrohende Situation der Jugendherbergen aufmerksam gemacht. Die jetzige namentliche Erwähnung für das nächste Hilfsprogramm durch Söder gibt Mut. "Das kann uns weiterbringen, auch wenn es für uns sehr schwierig bleibt", meint Junghänel.

Dass aus dem zuständigen Sozialministerium fast keine Reaktion kam, hatte die Verantwortlichen der bayerischen Jugendherbergen irritiert. Auf Anfrage von nordbayern.de teilt das Sozialministerium mit, dass es die existenzbedrohende Lage der Jugendherbergen sehr ernst nehme. Diese generationenübergreifende Bildungs- und Begegnungsorte, müssten unbedingt erhalten bleiben.

Enttäuscht ist Jugendherbergssprecher Junghänel auch von den Banken: "Das ist der eigentliche Skandal. Wir hatten den irrigen Glauben, dass ein Kredit für ein gesundes Unternehmen, wie wir es sind, in der jetzigen Situation einfach ist." Auf eine konkrete Nachfrage gab es "zwar keine unmittelbare Ablehnung, aber ein großes Zögern." Die Bearbeitung laufe sehr schleppend, immer wieder tauchten andere Hürden auf.

Der bayerische Jugendherbergsverband rechnet derzeit mit acht Millionen Euro, um die Krise zu überstehen. Er hofft je zur Hälfte auf einen Staatszuschuss und einen Bankkredit.


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