Corona in Pflegeheimen: "Größter Ausbruch, den wir in Nürnberg je hatten"

31.12.2020, 05:58 Uhr
Hygienemaßnahmen (in Heimen trägt das Personal FFP2 Masken) schützen leider nicht immer.

© Claudia Lehner, NN Hygienemaßnahmen (in Heimen trägt das Personal FFP2 Masken) schützen leider nicht immer.

324 Plätze hat das Heim im Südwesten Nürnberg, infiziert haben sich 198 Bewohner. Zudem haben sich 34 Mitarbeiter mit Covid-19 angesteckt. “Es ist der größte Ausbruch, den wir in Nürnberg bisher hatten”, sagt Gesundheitsreferentin Britta Walthelm.

Im konkreten Fall hat der hohe Infektionsstand bei den Mitarbeitern wohl wie eine Art Katalysator gewirkt: Ergibt eine Reihentestung einen hohen Grad an Covid-19-Infektionen unter den Mitarbeitern, fallen viele aus. Wenige Gesunde müssen die Bewohner pflegen - die Einhaltung der Hygienerichtlinien wird dadurch schwerer. Ein Heim könne dadurch in eine Krisensituation kommen, sagt Walthelm, die eine Leitung überfordern könne.

Hinzu komme, dass Pflegepersonal ohnehin knapp sei, entsprechend sei es schwierig, kurzfristig Ersatz zu finden. “Es ist wichtig eine solche Lage frühzeitig ernst zu nehmen und sich Gedanken zu machen, sowie Kontakt mit uns und der Heimaufsicht aufzunehmen”, sagt Gesundheitsreferentin Walthelm.

Physischer Kontakt

Seit Beginn der Pandemie müssen die Heime Hygienekonzepte mit hohen Anforderungen anwenden - da die Pflege physischen Kontakt bedinge, sei das nicht immer leicht umzusetzen, so Walthelm. Prinzipiell müsse ein Heim - ähnlich wie andere Unternehmen -, die Abläufe so organisieren, dass die einzelnen Bereiche getrennt voneinander agieren können und somit keine Vermischung von Mitarbeitern stattfindet. Das sei aber oft den Bewohnern schwer zu vermitteln.

Zum anderen passierten viele Infektionen der Mitarbeiter wohl nicht direkt am Arbeitsplatz - sondern eher bei der (Raucher-)Pause, in der man ohne Maske und Schutz zusammensteht, vermutet Walthelm.

In der Einrichtung im Südwesten Nürnbergs habe man nun eine externe Reinigungsfirma beauftragt, die Heim-eigenen Reinigungsmitarbeiter würden etwa bei der Essensversorgung eingesetzt. Ein externes Hygieneinstitut sei beauftragt, über eine Zeitarbeitsfirma habe man zusätzliches Personal akquiriert. Zudem werde geprüft, ob von Hilfsorganisationen Hilfstätigkeiten übernommen werden können.

Hoher Wert bei älteren Bürgern

Prinzipiell habe Nürnberg, wie viele andere Kommunen einen hohen Wert an Covid-Infektionen bei älteren Bürgern. Während im Spätsommer noch die meisten Erkrankungen in der Gruppe der 15 bis 35-Jährigen gemeldet wurden, machen nun Infektionen in der Gruppe der Über-60-Jährigen 42 Prozent der Infektionen aus. “In der Rückschau wäre ein früherer, harter Lockdown gut gewesen”, sagt Walthelm. Die Stadt alleine habe den aber nicht alleine durchführen können, das wäre Landes- oder Bundesaufgabe gewesen.

Im Moment gingen die Infektionszahlen etwas nach unten, wie sie sich jedoch weiterentwickeln, kann auch Walthelm nicht sagen. Aber: “ Es wird einen Weihnachtseffekt geben”, glaubt sie. Etwa 14 Tagen nach dem Fest werde wohl ein Anstieg der Corona-Zahlen zu beobachten sein. Aktuell sei auch das Testaufkommen sehr hoch: Allein am Flughafen Nürnberg wurden am Mittwoch rund 2000 Corona-Tests durchgeführt.

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