Coronavirus: Aus der Traum vom Schwimmen im April

18.4.2020, 05:50 Uhr
Die Mitarbeiter von NürnbergBad haben das Freibad West bereits auf Vordermann gebracht. Ab wann dort gebadet werden darf, ist allerdings vollkommen unklar.

© Foto: Michael Matejka Die Mitarbeiter von NürnbergBad haben das Freibad West bereits auf Vordermann gebracht. Ab wann dort gebadet werden darf, ist allerdings vollkommen unklar.

Je schöner das Wetter wird, desto eher wandern die Gedanken hoffnungsvoll in Richtung des ersten Freibad-Besuchs. Doch wann in den Nürnberger Schwimmbädern wieder geschwommen werden kann, ist in Anbetracht der Coronakrise weiterhin unklar.

Zunächst stand der 19. April als Datum im Raum. Bis dahin sollten die Bäder mindestens geschlossen bleiben. Inzwischen ist klar: Damit wird es nicht getan sein. Auch wenn Ministerpräsident Markus Söder leichte Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen angekündigt hat, ist von Freizeitbetrieben wie Schwimmbädern noch lange nicht die Rede. "Die Bäder bleiben definitiv bis zum 10. Mai geschlossen", sagt Manuela Schneider, die bei NürnbergBad für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist. Für die nächsten drei Wochen ist der Traum vom Badbesuch also mindestens aus.

Schwimmbäder: Die Becken sind längst gefüllt

Trotzdem krempeln derzeit mehr als 50 Mitarbeiter von NürnbergBad die Ärmel hoch, denn die städtischen Bäder sollen bereit sein, wenn die Ausgangsbeschränkungen endlich fallen. Im Freibad West geht es bereits seit Anfang April rund. Das Schwimmerbecken ist sauber und schon wieder mit frischem Wasser befüllt. Als nächstes stand die Reinigung des Sprungbeckens an. Den obligatorischen Sicherheitsabstand dabei einzuhalten, stellte für die Bademeister keine Herausforderung dar: Die Edelstahlbecken sind groß, auch zu "normalen" Zeiten würden die Mitarbeiter keineswegs Nase an Nase dort arbeiten. Ohnehin erlaubt der städtische Notfallplan, dessen Geltungsdauer nun bis zum 10. Mai verlängert wurde, die Fortführung aller Arbeiten, die ohne Berührungspunkte mit dem Bürger ablaufen können.

Über Arbeitsmangel dürften sich die Bademeister kaum beschweren. Wasseraufbereitungstechnik und die Duschen mussten wieder in Betrieb genommen werden. Die Sicherheitsprüfung des Sprungturms stand auf der Liste ebenso wie die Inaugenscheinnahme der alten Bäume auf dem Freibadgelände.

Es galt, Bänke und Papierkörbe wieder an ihre Sommerplätze zu bringen und nicht zuletzt die Solaranlage in Betrieb zu nehmen. Nur die Heizung bleibt aus Kostengründen noch so lange abgeschaltet, bis der Zeitpunkt der "Nach-Corona-Saisoneröffung" feststeht, sagt Joachim Lächele, der seit 1. April wieder zweiter Werkleiter von NürnbergBad ist. Die ersten Wasserratten könnten daher noch auf ein wenig frischere Wassertemperaturen treffen.

In den Hallenbädern Langwasser und Nordost wird die Corona-Zwangspause jetzt dazu genutzt, die alljährlichen Revisionsarbeiten anzugehen. Normalerweise müssen beide Bäder dafür im Sommer vorübergehend dicht gemacht werden. Heuer könnte NürnbergBad die angenehme Qual der Wahl haben: Wird der Sommer durchwachsen, dann könne die Schließzeit diesmal entfallen, zum Vorteil der Badegäste, die sich dann auch während der Sommerferien in wohliger Hallenbad-Wärme tummeln könnten.

Im Falle anhaltender Hochsommerhitze könnte Lächele die Hallenbäder trotz vorgezogener Jahresarbeiten schließen, um so mehr Personal in den Freibädern zu haben.

Gäste sollen nicht warten müssen

Nach den Revisionen im Langwasserbad steht für die Mitarbeiter das Stadionbad auf dem Programm. Und sobald das Nordost-Bad "fit" ist, beginnt auch im Naturgartenbad die Saisonvorbereitung. Denn ganz gleich, wann die Bäder wieder eröffnen dürfen: Die Nürnberger werden nur zu gerne dem Badespaß frönen - und sollen dann nicht mehr warten müssen, sagt Lächele. "Wir stellen uns gerne der Herausforderung."

52 Vollzeitkräfte packen inzwischen mit an, ein paar andere sind (allgemein) erkrankt, einige weitere feiern noch Überstunden ab. Und alles was älter als 60 Jahre oder vorerkrankt ist, bleibt wegen Corona vorläufig Zuhause, hat NürnbergBad angeordnet. Dieses Angebot bestehe für die betroffenen Mitarbeiter auch weiterhin, so Schneider. "Die Kollegen sind weiterhin freigestellt, aber wer wieder arbeiten kommen möchte, darf das natürlich tun, solange medizinisch nichts dagegen spricht."

Wie der Betrieb in den Schwimmbädern aussehen könnte, wenn die Ausgangsbeschränkungen irgendwann vorbei sind, ist offen – der Sommer könnte recht herausfordernd für die Bäder werden. Wird die Zahl der Schwimmer pro Becken vorübergehend beschränkt? Dürfen vielleicht nur zwei Badegäste gleichzeitig in jeden Duschraum? Gelten für Vereinsschwimmer womöglich strenge Regeln beim Bahnen ziehen – kein überholen etwa, schwimmen nur in eine Richtung oder ähnliches?

"Wir wären für alles gerüstet"

Das alles bleibt abzuwarten. Die Entscheidung darüber liege nicht bei Betreibern, sondern bei der Regierung. Doch eines steht für Schneider fest: "Wir wären für alles gerüstet." Man sei bereit, den Normalbetrieb wieder hochzufahren, oder eben beispielsweise auf eine Begrenzung der Besucherzahlen zu reagieren. Technisch sei das mithilfe der Kassen und Drehkreuze kein Problem. "Das haben wir im März bereits so gemacht, als nur noch 500 Menschen gleichzeitig ins Hallenbad durften, das hat gut funktioniert", so Manuela Schneider.

Gerade mit Blick auf die Freibäder gibt sie sich jedoch abwartend. Großveranstaltungen seien immerhin bis Ende August untersagt. "An einem heißen Tag sind 6000 Besucher im Westbad keine Seltenheit, das ist einer Großveranstaltung schon gleichzusetzen." Es bleibe außerdem abzuwarten, wie die Menschen auf die nun verkündeten Lockerungen reagierten. Schneiders Erfahrung nach zeigten sich viele Badegäste etwas uneinsichtig bei der Schließungen der Bäder: "Da sei doch Chlor im Wasser, sagen uns dann viele", erzählt sie – und appelliert für die nächste Zeit an die Vorsicht und das Verständnis der Menschen. "Im Wasser selbst kann zwar nichts passieren, aber wenn neben mir im Becken jemand hustet, eben doch."


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