Coronavirus: Wer geht mit meinem Bello Gassi?

19.3.2020, 05:54 Uhr
Ab in die Tagesbetreuung: Die Situation wurde von den Mitarbeiterinnen des Hundezentrums, Silvia Kadic (links) und Nicole Reinhold, nachgestellt. Dem Broholmer namens Brego wird an der Tür vom Halter sein Halsband abgenommen, er kommt auf das Hundeschulgelände und wird dort in Empfang genommen.

© Corina Fundel Ab in die Tagesbetreuung: Die Situation wurde von den Mitarbeiterinnen des Hundezentrums, Silvia Kadic (links) und Nicole Reinhold, nachgestellt. Dem Broholmer namens Brego wird an der Tür vom Halter sein Halsband abgenommen, er kommt auf das Hundeschulgelände und wird dort in Empfang genommen.

"Uns erreichen täglich Anrufe von Leuten, die direkt betroffen sind", berichtet Leiterin Tanja Schnabel. Das Tierheim könne leider in solchen Fällen nicht einspringen, "dafür haben wir platztechnisch keine Kapazitäten". Die Mitarbeiter verweisen die Anrufer auf Tierpensionen in der Umgebung und empfehlen, sich im Bekanntenkreis oder in der Nachbarschaft umzuhören.

"Tierübergabe erfolgt kontaktlos"

Die Tierheim-Chefin betont, dass bei jeder Vermittlung eines Tieres darauf hingewiesen wird, dass man für den Notfall jemanden haben sollte. "Da geht es gar nicht um Corona, man kann sich ja auch unverhofft ein Bein brechen", so Schnabel.

Für manche bleibt momentan als Ausweg nur die Tierpension, so Hundetrainerin Corina Fundel, die sich im Tierheim vor allem um die schwer vermittelbaren Vierbeiner kümmert. Die 35-Jährige leitet das Fürther Hundezentrum Pro Canem – mit Tagesbetreuung und Hundepension. "Aufgrund des allgemeinen Reiseverbots sind zwangsläufig sehr viele Plätze frei geworden, wir springen gerne ein." Sie betont: "Auch Leute mit kleinem Geldbeutel, die jetzt auf Hilfe angewiesen sind, können sich gerne bei uns melden."

Aktuell gehören ein Drittel ihrer Kunden zur Risikogruppe, also Senioren und Menschen mit Vorerkrankungen. Aktuell betreut sie acht Vierbeiner von Menschen, die in Nürnberg, Fürth und Erlangen leben, und "derzeit nicht rausgehen können oder wollen". Die Tiere werden von Angehörigen oder den Betroffenen vorbeigebracht. "Die Übergabe des Hundes erfolgt kontaktlos", ergänzt sie, "weil wir unser eingezäuntes Hundeschulgelände als eine Art Schleuse nutzen."

Noch ist die Zahl der Gasthunde überschaubar. "Anfragen haben wir sehr viele, aber oft finden sich dann doch noch Freunde und Nachbarn, die beim Gassigehen aushelfen", fährt Fundel fort. "Es kamen sogar schon Anfragen von älteren Leuten, ob wir ihren Hund im Todesfall nehmen würden." Die Verunsicherung sei gerade sehr groß.

Falsche Coronavirus-Gerüchte

Einige Tierheime in Deutschland berichten dabei von Anrufen unwissender Halter, die ihre Haustiere aus Angst vor einer Ansteckung abgeben wollen, obwohl es dafür keinerlei Hinweise gibt. In Nürnberg gab es solche Anfragen bislang noch nicht. Tanja Schnabel betont trotzdem nochmal: "Haustiere sind keine Gefahr!"

In der Einrichtung in Erlenstegen wurden zwar die offiziellen Besuchs- und Tiervermittlungszeiten eingestellt, aber Fund- und Abgabetiere werden weiterhin aufgenommen – nach telefonischer Ankündigung.

Auch eine Tiervermittlung sei möglich, ergänzt die Leiterin, allerdings in beschränkter Form. "Nur wer konkret bereit ist, ein Tier zu adoptieren, soll sich telefonisch melden, um einen Einzeltermin auszumachen", informiert sie. Auch der Notdienst des Tierheims ist im Einsatz und außerhalb der sonst üblichen Öffnungszeiten erreichbar. Er hilft im Notfall – etwa wenn jemand ein verletztes Tier am Straßenrand entdeckt.

Kontakt zum Tierheim unter der Rufnummer 0911/919890, zum Hundezentrum Pro Canem unter Telefon 0911/97909760.
Nur für Notfälle: Die Nummer des Tiernotdienstes lautet 0160/2524332.

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