CSU-Kandidat Kastler engagiert sich für Umwelt und Gesundheit

21.5.2014, 12:06 Uhr
 CSU-Kandidat Kastler engagiert sich für Umwelt und Gesundheit

© CSU

Martin Kastler ist Frankens Feuerwehr in Brüssel: Er schaltet die Sirene ein, wenn dort bei den Themen Umwelt und Ernährung gezündelt wird. So hat der Schwaba­cher EU-Abgeordnete zum Beispiel gegen Gen-Honig oder die drohende Privatisierung des Trinkwassers mobil gemacht. Der CSU-Kandidat orientiert sich bei der Europapolitik nicht immer am Parteibuch: „Jeder hat seinen eigenen Weg, hinterlässt eigene Spuren“, sagt Kastler im NZ-Gespräch. „Ich muss nicht alle Abstimmungs-Empfeh­lungen nachplappern, ich kann selber ganz gut den­ken.“

So war es zum Bei­spiel bei seinem Engage­ment gegen Gentechnik: „Da gab es in meiner Par­tei früher andere Mehr­heiten. Heute sind die meisten stolz, dass Bayern gentechnikfrei ist.“ Kast­ler war auch der erste konservative Abgeordnete, der beim Datenschutz Flagge gezeigt und gegen das Swift-Abkommen gestimmt hat. „Ich bin nicht immer auf der Linie. Aber ich weiß, dass ich in der richti­gen Partei bin.“ Sein politisches Aha-Erlebnis war die Deutsche Ein­heit: „Damals, noch als Schüler, war das für mich der Anlass für den Partei­eintritt“, erinnert sich der 39-Jährige.

Das Zusammenwachsen von Ost und West war für ihn auch aus der Famili­engeschichte heraus bedeutsam; und Kastler lebt es selbst vor: Er hat nicht nur in Erlangen, sondern auch in Prag studiert (Geschichte und Politikwis­senschaften). Er war Mitarbeiter in der außenpolitischen Abteilung des tschechischen Präsidenten Václav Havel – und Kastler heiratete eine Tschechin, das Paar hat drei gemein­same Kinder. Dass er sie zurzeit öfter sehen kann, gehört für ihn zu den positiven Neben­effekten des Europawahlkampfes. „Ich genieße es, bei meiner Familie zu wohnen und im Wahlkreis zu sein.“ Direkt vor dem NZ-Besuch hatte er mit Dagmar Wöhrl einen Termin im Nürnberger Tierheim – und wie fast jedes Thema, so hat auch dieses eine europapolitische Dimension.

Das gilt nicht nur für Welpentransporte, son­dern allgemein für die Haustierhaltung: „Euro­paweite Standards wür­den viel Tierleid verhin­dern.“ Mehr Sorgen macht ihm derzeit allerdings die Lage der Menschen in der Ukraine. Kastler findet es wichtig, hier verbal abzurüsten. „Die EU hat eine Mittler­rolle – und als Staatenbund hat sie mehr Gewicht als ein einzelnes Land.“ Noch größer sollte die EU allerdings in den kommenden Jahren nicht werden: „Wir müssen uns konso­lidieren.“ Gegen die Aufnahme weite­rer Mitgliedsstaaten sprechen auch organisatorische Gründe: „Viele Pro­zesse sind in der Entscheidungsfin­dung dermaßen aufwendig, so kann’s nicht weitergehen.“

Neben einem Erweiterungsstopp und einer Bremse für die Brüsseler Regulierungswut fordert die CSU in ihrem Europaplan auch Volksabstim­mungen. Alles Vorschläge, die man von den omnipräsenten Af D-Plakaten kennt. Wollen die Christsozialen so dem neuen Konkurrenten das Wasser abgraben? Die Reihenfolge ist anders, betont Kastler: Die „Alter­native für Deutschland“ habe Positionen der CSU übernommen. Er plädiert dafür, das Original und damit auch regional zu wählen: „Bei der AfD ist auf den ersten zehn Plätzen kein Einziger aus Bayern dabei. Damit ist klar, dass von ihr nie­mals bayerische Interes­sen vertreten werden. Wir haben in jedem bayeri­schen Regierungsbezirk einen EU-Abgeordneten. Und es sind unsere The­men, die wir schon lange fordern und teilweise auch durchsetzen.

Bayern ist das Bundesland mit den größten plebiszitären Ele­menten in Deutschland, da brauche ich mir von einer AfD nichts sagen las­sen.“ Auch dem SPD-Spitzen­kandidaten Martin Schulz wirft er vor, vor der Wahl in fremden Revieren zu wildern. „Der tut jetzt so, als ob er die Programma­tik der CSU der letzten fünf Jahre geschrieben hät­te“, ärgert sich Kastler. „Der hätte immer mit uns die Möglichkeit gehabt, mit uns zu stimmen. Aber er hat entweder nicht teil­genommen, weil der die meiste Zeit im Parlament nicht da war, oder er hat anders gestimmt, nämlich für Bevormundung und für mehr Regulierung.“ Sauer auf die SPD ist Kast­ler auch, weil sie das Gütesiegel „Made in Germany“ unnötig in Gefahr brachte: „Das verdanken wir unter anderem den SPD-Abgeordne­ten aus Deutschland.

Obwohl Partei­chef Gabriel die EU-Abgeordneten dazu aufgerufen hatte, dafür zu sor­gen, dass es weiterhin dieses Siegel geben darf. Muss sich da Brüssel ein­mischen? Nein!“ So überflüssig manches Brüsseler Begehren sind, gibt es doch auch wich­tige und hart erkämpfte Regelungen. Das weiß Kastler unter anderem aus seiner Tätigkeit im Umwelt- und Sozi­alausschuss, daher hat er auch zum Freihandelsabkommen mit den USA eine klare Haltung: „Ich erwarte mehr Transparenz – und die Beibehaltung unserer Standards, die wir EU-weit etwa bei der Lebensmittelsicherheit erreicht haben.“ Kastler weist hier auf eine weitere, kaum bekannte Kom­plikation hin: Die USA haben insge­samt eher laxe, aber zugleich in den einzelnen Staaten stark unterschiedli­che Vorschriften.

Mit Listenplatz 7 hat Martin Kast­ler gute Chancen auf einen Wiederein­zug in das Europaparlament. Den­noch, das gesteht der Mittelfranke ganz offen, ist er ein wenig aufgeregt. Die Aussichten der CSU sieht er gleichwohl positiv, er rechnet mit 45 Prozent. Kastler hofft jedoch nicht nur als Politiker auf eine Rückkehr nach Straßburg: Dort könnte er auch ein vergessenes Hobby wieder aufle­ben lassen. „In meinem früheren Leben war ich Kirchenmusiker.

Und nun habe ich die Einladung, einmal im Monat in einer Straßburger Wall­fahrtskirche zu spielen“, freut er sich. „Wenn der Wahlkampf vorbei ist und alles gut läuft, dann wird dort die Orgel erklingen.“

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