Das Feuer lodert noch

29.4.2019, 19:45 Uhr
Das Feuer lodert noch

Die Vergangenheit liegt auf der anderen Straßenseite. Von seinem Hof aus kann Werner Bender die alte Feuerwache sehen. Die Holztore, hinter denen die Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Langenfeld lagerte, sind Glasfronten gewichen. Heute hat hier der Radlertreff sein Zuhause. Die Feuerwehr ist schräg gegenüber eingezogen, in ein brandneues Funktionsgebäude.

Werner Bender ist von überall zu Einsätzen gestartet, manchmal gar direkt von sich zu Hause. "Wenn es stark geregnet hat, stand das alte Feuerwehrhaus als Erstes unter Wasser", lacht Bender. Schläuche, Ausrüstung und Feuerwehrfahrzeug wurden dann auf dem Bauernhof der Familie Bender zwischengelagert.

Den hat Werner Bender vor längerer Zeit von seinem Vater übernommen, nachdem der gelernte Maschinist jahrelang als Omnibusfahrer unterwegs gewesen ist. "Die Selbstständigkeit, mein eigener Chef zu sein — das hat mich gereizt." Es ist nicht der einzige Chefposten, bei dem Bender seinen Vater beerbt hat. Als der 1980 als Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr aufhört, sind sich die anderen schnell einig: "Das soll der Sohn machen."

Auch hinter den Rolltoren liegen Zukunft und Vergangenheit eng nebeneinander. Auf der einen Seite wartet das neue Löschfahrzeug, Baujahr 2015, auf Einsätze. An der anderen Wand lehnt eine Drehleiter von 1925.

Noch ein Stück weiter, im Gang, der zu Küche, Schul- und Aufenthaltsraum führt, hängen Bilder früherer Einsatzfahrzeuge. Für das 1964 vom Brauerei- zum Feuerwehrauto umgemodelte Gefährt sind die Langenfelder berühmt. "Trotz der roten Lackierung ist das Jägermeister-Logo durchgeschimmert", lacht Bender.

Das Auto hat Bender noch im Einsatz erlebt, so lange ist er dabei. "Damals ist man als junger Mensch zur Feuerwehr — außerdem waren mein Großonkel und später ja mein Vater Kommandant." Bender aber ist unabhängig davon Feuer und Flamme für das Ehrenamt. Obwohl er im Monat dafür mindestens 30 Stunden unterwegs ist, seit er mit 21 Jahren die Führung übernimmt.

Ganze Familie ist dabei

Erlaubt ist das nicht, "eigentlich hätte ich 29 sein müssen". Aber es habe keinen gestört. Jetzt ist er bald 40 Jahre im Dienst, seit 1993 auch als Kreisbrandmeister für den Landkreis Neustadt an der Aisch/Bad Windsheim. Heißt: Bender begleitet Lehrgänge, nimmt Leistungsprüfungen ab, ist überörtlich im Einsatz.

Da bleibt Zeit mit der Familie auf der Strecke — könnte man meinen. Nicht bei Werner Bender. "Meine Frau, meine Töchter, die Schwiegersöhne, alle sind bei der Feuerwehr." Seine Frau bei Übungen und Festen dabeizuhaben, sei natürlich ein Vorteil gewesen. Aber nicht deshalb hat er nie ans Aufhören gedacht. Sondern weil das Feuer in ihm für sein Ehrenamt noch lodert. "Mir macht es noch Spaß." Das spürt man — wie die Liebe für den Ort, in dem Bender geboren ist, 18 Jahre im Gemeinderat und 25 Jahre im Posaunenchor war. Noch länger aber ist er Kommandant.

24 Einsätze hat die Freiwillige Feuerwehr Langenfeld 2018 gefahren. Egal ob in Neustadt/Aisch, Scheinfeld, Sugenheim oder Markt Bibart: Geht der Alarm an, steigt Bender vom Traktor. Auch wenn es manchmal wichtig wäre, die Saat noch fertig auszubringen. "Aber wenn du bei Alarm überlegen musst, brauchst du’s eigentlich nicht mehr machen."

Werner Bender überlegt nie. Auch wenn mancher Einsatz Nerven kostet, zum Beispiel ein im Auto eingeklemmter Junge. Einige Einsätze vergisst Bender nie. Auch die lustigen. Wie den des mit dem Auto von der Straße abgekommenen und eingeklemmten Paars. Die Frau sei nackt, hieß es im Notruf. "Wir dachten, sie sei schwanger — dabei waren die erst in der Produktion", lacht Bender.

Für ihn ist Feuerwehr eine Berufung. Eine, die ihm viel zurückgegeben hat. "Du lernst Kameradschaft und Zusammenhalt — wir sind wie eine große Familie." Die hat ihrem Oberhaupt mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen in Gold viel zu verdanken. Einen Ein-Mann-Betrieb hat er in eine moderne Freiwillige Feuerwehr verwandelt, eine Jugendfeuerwehr mit aktuell sieben Kindern aufgebaut. Eins von vielen Beispielen.

Das größte bleibt das Feuerwehrhaus. Mit einem Modell, das er selbst aus Sperrholz gebastelt hat, ist Bender vor den Gemeinderat getreten. "So konnten die sich was vorstellen", sagt er heute. Für die Grundsteinlegung 1999 hat er eine provisorische Mauer gebaut. "Wir wollten das am Florianstag machen, aber die Baufirma war nicht so weit." Das unter der Alibi-Mauer kein Fundament war, "hat keiner gemerkt".

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