Das neue Album von The Elephant Circus

22.3.2021, 17:19 Uhr
Expressiv gebrüllt: die Nürnberger Band Elephant Circus.

© Foto: PR Expressiv gebrüllt: die Nürnberger Band Elephant Circus.

"Prophets of bliss" lautet der programmatische Titel für die elf neuen Songs, erschienen beim hauseigenen Label Gänseblümchen Tonträger. Und ebenjene, die "Propheten der Glückseligkeit", kriegen gleich im einleitenden "Caravan of wrath" ihr Fett weg. Ein Song, der von verunsicherten, frustrierten Menschen erzählt, die nur allzu leicht zwielichtigen Heilsversprechen und Verschwörungstheorien auf den Leim gehen. Ein schlingerndes Gitarrenriff und ein schleppender Rhythmus führen zu einem erhabenen Refrain, dem der dicke, pathetische Pinselstrich, mit dem Uli Tsitsos hier malt, ziemlich gut steht: "These are the legions, the legions of the damned/ They pledge allegiance to the twisted" (Das sind die Legionen, die Legionen der Verdammten. Sie schwören den Verdrehten Treue").

Im stürmischen, unheilvollen "The Serpentine", getextet vom Bassisten Tom Sylva, trifft eine eingängige Mitsumm-Melodie auf expressiv gebrüllte Zeilen und harsche Rhythmuswechsel, und "Disco Explosion" klingt wie eine Punk-Version der Bee Gees.

Überhaupt fügen sich auf "Prophets of Bliss" Tsitsos künstlerische Gegensätze – der eingängige Americana-Sound der ersten Elephant-Circus-Alben und die oft schrägen Experimente seiner Solo-Werke – erstaunlich stimmig zusammen.


Wie The Elephant Circus 2013 klang


Der Sound des durch Drummer Michael Szilovics vervollständigten Trios ist rauer und kantiger, als der der ursprünglichen Besetzung der seit den späten Nuller-Jahren aktiven Band, die personell, abgesehen von Uli Tsitsos, eine vollkommen andere ist. Die altbewährten, auf klassische amerikanische Singer-Songwriter verweisenden Einflüsse bekommen im jetzigen Line-Up einen harschen, gitarrenlastigen Punk-Einschlag, ohne aber auf musikalische Raffinesse zu verzichten.

Dreh- und Angelpunkt von The Elephant Circus ist nach wie vor des Bandleaders beseelte, durchdringende, expressive Stimme, welche – die Silben dehnend, kauend und ausspuckend – weniger Textinhalte vermittelt, als zum beherrschenden, improvisierenden Instrument wird.

Aufgewühlt und stürmisch

Dabei drehen sich nicht alle Songs um die Pandemie, doch selbst wenn sich im lustigen "No Beer at the ZZ Top Show Blues" so etwas wie Albernheit breit macht, bleibt die Grundstimmung doch aufgewühlt und stürmisch.

Aufgenommen wurde das Album übrigens ganz Corona-konform getrennt voneinander, Spur für Spur, in den jeweiligen Heimstudios der Musiker. Und klingt dafür erstaunlich organisch.

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