"Das schreit zum Himmel": 78-Jähriger darf in Bank nicht zur Toilette

20.2.2021, 06:00 Uhr
Ein Ehepaar aus Fürth hat eine unschöne Erfahrung in einer Nürnberger Bankfiliale machen müssen. Dem 78-jährigen Mann wurde der Zugang zu den Toiletten verwehrt.

© picture alliance / Patrick Seeger/dpa Ein Ehepaar aus Fürth hat eine unschöne Erfahrung in einer Nürnberger Bankfiliale machen müssen. Dem 78-jährigen Mann wurde der Zugang zu den Toiletten verwehrt.

In Zeiten von Corona läuft vieles anders als sonst. Alle Situationen, bei denen Personen irgendwo länger und gemeinsam verweilen, werden vermieden: Im Café oder dem Restaurant kann nur noch "To go" bestellt werden, in die Bäcker- oder Bankfiliale darf nur eine bestimmte Anzahl an Personen, untereinander und in der Schlange muss Abstand gehalten werden. Und auch die Möglichkeit, als Kunde Zugang zu den Sanitäranlagen zu erhalten, ist nicht mehr so selbstverständlich.

Keine Ausnahmen bei dringender Notdurft?

So erlebt haben das Ingrid und Herbert Probst, die kürzlich die Filiale der Santanderbank in der Nürnberger Lorenzer Straße besuchten. "Wir warteten etwa fünf Minuten, als mein Mann sagte, dass er zur Toilette müsse", erzählt Ingrid Probst, die das Erlebte noch immer sichtlich ärgert. "Auf unsere Nachfrage hin wurde geantwortet, das sei aufgrund der Pandemie nicht möglich", so die 64-jährige weiter. "Mein Mann ist aufgrund eines Hüftleidens nicht gut zu Fuß und hat betont, dass er es nicht mehr schafft, aber wir wurden dennoch zu einer Toilette in einem Parkhaus hinter der Filiale geschickt".

Dort angekommen wurde die Eingabe einer sechsstelligen Nummer auf dem Parkschein gefordert. "Wir haben nicht im Parkhaus geparkt und wurden auch nicht darauf hingewiesen, dass diese Nummer benötigt wird. Sie können sich vorstellen, wie es meinem Mann und mir in dieser Situation ergangen ist, er konnte fast nicht mehr".


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"Das schreit zum Himmel"

Das Ehepaar hatte Glück: Sie sprachen einen Mann an, der mit einer Reinigungsmaschine im Parkhaus war und dieser ließ den 78-jährigen umgehend in die Toilette. "Ein Glück, dass dieser Mann zufällig da war, so freundlich war und die Möglichkeit hatte, uns hineinzulassen, sonst wäre es im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose gegangen", schildert Probst die Situation. "Wir sind beide Risikogruppe und wirklich sehr darauf bedacht, uns und andere nicht zu gefährden, aber jemanden in so einer Situation hängen zu lassen, das schreit zum Himmel. " Sie hätten sich geschämt, dass Vernunft und Menschlichkeit hier auf der Strecke geblieben sind, so die 64-Jährige.

"Die Situation falsch eingeschätzt"

Die Santander Bank entschuldigt sich auf Nachfrage für den Vorfall. Der betreffende Mitarbeiter habe die Situation anders wahrgenommen, ihm sei in dem Moment nicht ersichtlich gewesen, dass es sich um einen so dringenden Fall handelte und habe sich deswegen stark an den Corona-Regeln orientiert, erklärt Pressesprecherin Julia Huhn. Er sei sehr bestürzt und habe zudem nicht daran gedacht, dass eine Parkausweisnummer bei der anderen Toilette einzugeben ist.

"Wir entschuldigen uns in aller Form und haben bereits persönlich mit dem Kunden gesprochen. Unser Mitarbeiter hat die Situation in dem Moment leider falsch eingeschätzt und war in Bezug auf die strengen Sicherheitsregeln etwas verunsichert. Selbstverständlich können unsere Kunden in dringenden Fällen die Toiletten nutzen – auch in der aktuellen Situation. Wir haben den Vorfall zum Anlass genommen, unsere Kolleginnen und Kollegen in den Filialen nochmal entsprechend zu informieren, so dass Vergleichbares nicht wieder vorkommen wird", so Huhn.

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