Das "Tinto" serviert Tapas

8.12.2011, 16:36 Uhr
Das

© Michael Matejka

Der Schauspieldirektor erinnert sich wehmütig – auch wenn die Küche der beiden Lokale selbst nicht so grandios gewesen ist. Es gab einen gastronomischen Ort, an dem sich das Geschehen auf der Bühne und im Parkett bis in die Nacht fortsetzen ließ.

Die Theaterkneipe ist seitdem Traum. Wenigstens bleibt jetzt die Bar im Schauspiel-Foyer nach den Vorstellungen geöffnet, so dass man mit einem Glas Wein in der Hand noch diskutieren kann. Bedient wird diese Bar von dem Nürnberger Unternehmen „Barteufel“, das vor allem auf Catering spezialisiert ist. Jetzt hat „Barteufel“ auch ein Lokal in unmittelbarer Schauspielnähe übernommen: das Restaurant des benachbarten Museums für Kommunikation in der Lessingstraße. Auch so ein vertrackter Laden, meint der Schauspieldirektor, wo die Bewirtschaftung dauernd wechselt.

Es gibt in Nürnberg Lokale, die das Publikum meidet, als läge ein Tabu über ihnen. Zuletzt hat man es im Museum mit Sushi versucht. Die gehen eigentlich überall, aber sie gingen hier eben nicht. Nun gibt es Tapas. Das ist eine zweite Offerte, die der Nürnberger kaum ausschlagen mag. Es gibt Tapas-Restaurants in der Stadt, in denen man kaum Platz findet. Als wir vor einem Theaterbesuch ins „Tinto“ kommen, wie das Museums-Restaurant jetzt heißt, ist jedenfalls genügend Platz vorhanden.

Auf einer Schiefertafel vor dem Lokal haben wir das Mittagsangebot gelesen: Fleischküchle mit Kartoffel-Gurken-Salat oder Lasagne, jeweils ein Salat dazu, für 6,50 Euro. Das sei sehr gut nachgefragt, erklärt Simone Kopka, die vom „Sushi Glas“ ins „Tinto“ gewechselt ist und sich hier um Catering und Feiern kümmert. Auch da sei man auf gutem Wege. Nur mit der Laufkundschaft am Abend – da müsse noch etwas geschehen.

Am Ambiente kann es nicht liegen. Das hat sich seit dem Ausflug des Lokals nach Japan kaum geändert. Es ist gediegen, es ist geschmackvoll: die schwarzen Möbel, die elegante Lichtführung, vielleicht ein bisschen kühl. Die Treibräder für Eisenbahnzüge erinnern daran, dass hier das Eisenbahnmuseum untergebracht war. Spanische Musik klingt nicht unangenehm aus den Lautsprechern.

Am Speiseangebot könnte es nur dann liegen, wenn der verstockte Franke eben bei seinen eingefleischten Tapas-Erwartungen bleiben möchte. Denn Küchenchef Michael Beyer bietet kreative Varianten an. Und kulinarisch Neugierige sollten glücklich sein darüber.

Wir wären neugierig auf die Tamarindensuppe, denn die kennen wir nicht. Aber wir entscheiden uns doch für die Fabada Asturiana (4,30 Euro). Denn an dieser Bohnensuppe aus Asturien (in Nürnberg äußerst rar) kann man erkennen, wie typisch spanisch hier gekocht wird. Sie schmeckt typisch, ist höchstens zu diskret in ihrem Knoblauch-Verzicht, enthält aber zwei Fleischsorten (Schweinebauch und Rind) und die notwendige Blutwurst. Die Probe wird bestanden.

Dann wählen wir ein Lamm-Ragout mit Pflaumen (6,90 Euro), Tranchen von der Hähnchenbrust in Honig-Senf-Sauce (5,90 Euro) und gegrillte Scampi mit Zimt und Orangen (5,30 Euro). Dazu Patatas Bravas für 2,90 Euro als Beilage (sonst gibt es bleiches Baguette). Die gebackenen Kartoffeln sind ein wenig langweilig, weil mit temperamentloser Sauercreme serviert. Alles andere aber lässt uns erstrahlen. Denn der leichte Sauergeschmack der Pflaumen ergänzt perfekt das Lamm, das auch schon mit Zimt gewürzt ist. Genau wie die Scampi, die durch Orangenstücke neu orchestriert werden. Und die Honig-Senf-Sauce zu den Scheiben vom Hähnchen ist intensiv. Also ein paar ungewohnte Akzente. Das gefällt uns. Weniger gefällt, dass alle warmen Töpfchen gleichzeitig auf den Tisch kommen und allmählich abdampfen. Da muss man wohl nacheinander bestellen. Es geht dann schnell.

Es gibt eine umfangreiche Getränkekarte mit vielen Spirituosen und Cocktails, weil sich das „Tinto“ auch als Nachtbar versteht und bis 1 Uhr geöffnet ist. Die Weine liegen um fünf Euro für 0,2 Liter. Das ist für die Sorten aus der Mancha und dem Languedoc, die wir trinken, sehr angemessen.

Vielleicht ist da ja eine Chance für eine neue Theaterkneipe. Denn nach der Vorstellung sind die kleinen Portionen der Tapas ideal. Die Atmosphäre des Lokals ist kommunikativ. Und ein Cocktail als Schlussapplaus kann auch nicht schaden. Außerdem ließen sich von der Schauspielbar nach hier doch bestens Brücken schlagen. Der Schauspieldirektor will demnächst kosten gehen. Womöglich kann er glücklich werden.

Mehr Informationen über das Tinto in unserer Rubrik Essen und Trinken!

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