Dauerbaustelle Stadtmauer: Nürnbergs Sandstein bröckelt

20.1.2018, 06:00 Uhr
Architekt Matthias Neubeck und Simone Butzer vom Hochbauamt suchen nach einer dauerhaften Lösung für die Stadtmauer.

© Michael Matejka Architekt Matthias Neubeck und Simone Butzer vom Hochbauamt suchen nach einer dauerhaften Lösung für die Stadtmauer.

Die Stadtmauer ist eine Dauerbaustelle - doch Simone Butzer wundert das nicht. Erstens ist die Befestigungsanlage In ihren Grundfesten über 500 Jahre alt, "außerdem vier Kilometer lang", ergänzt Butzer. Die Mitarbeiterin im Hochbauamt ist für die Innenmauer der Befestigungsanlage zuständig - und für 74 Türme rund um die Altstadt. Die Außenmauer betreut der Servicebetrieb öffentlicher Raum

An der Stadtmauer, weiß Simone Butzer, gibt es immer etwas zu tun - so wie aktuell an der Marientormauer, die dort teilweise in Trümmern liegt. Und das, obwohl dieser Teil der Mauer noch nicht so alt ist. Simone Butzer hat historische Fotos dabei: Eines zeigt den Teil der Mauer 1952, Streben halten das im Zweiten Weltkrieg arg beschädigte Mauerwerk. Erst 1987 folgt die Sanierung. Und jetzt? Musste die Stadt bereits 2016 "notfallmäßig eine Sicherung vornehmen, weil ein, zwei Steine gebröckelt haben".

Wasser hat den Sandstein mürbe gemacht

Inzwischen aber wissen Butzer und Architekt Matthias Neubeck: Der Zustand der Mauer ist so schlecht, dass eine größere, dauerhafte Lösung her muss. Auch weil die letzte nur 30 Jahre gehalten hat. Das Problem war die Vorgehensweise. Denn der damals verbaute Sandstein wurde hydrophobiert. Dabei handelt es sich um eine Beschichtung, die tief in das Material reicht und Feuchtigkeit abhalten soll - nur ist eben über den Zwinger, dem rund zwölf Meter breiten Bereich zwischen innerer Grabenmauer und der eigentlichen Wehrmauer, Wasser in den Stein eingedrungen und hat ihn zermürbt.

Eingedrungenes Wasser hat den Sandstein an vielen Stellen zermürbt.

Eingedrungenes Wasser hat den Sandstein an vielen Stellen zermürbt. © Michael Matejka

Inzwischen haben Architekt Neudeck und seine Mitarbeiter viel freigelegt und Spannendes gefunden: Fundamente des alten Turms, die Keller der Gastronomie, die auch auf dieser Seite des Marientors einst war, wovon auch in Bränden geschmolzene Teller und Flaschen zeugen. Und: Neudeck hat schon Ideen, was hier entstehen könnte. Die aber müssen Hochbauamt und Architekt erst mit dem Landesamt für Denkmalschutz und anderen Stellen besprechen. Fix ist: eine dauerhafte, "Nürnberg-gerechte" (Neubeck) Lösung soll her, möglichst bis ins Jahr 2019. Simone Butzer lässt aber auch durchblicken, dass die Mauer optisch "nicht 1:1 wieder hergestellt wird".

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