Der Mini-Garten in Gleißhammer treibt erste Blüten

28.6.2014, 06:59 Uhr
Der Mini-Garten in Gleißhammer treibt erste Blüten

© Peter Romir

Genau genommen hat der Platz zwischen Schloss-, Ernst- und Gottfriedstraße gar keinen Namen — und brauchte ihn bis vor kurzem auch nicht. Es war ein Unort mit Parkplätzen, wildem Müll und grauen Fassaden, den jeder Passant möglichst schnell hinter sich ließ.

Doch seit etwa drei Monaten hat sich das geändert. Der Stadtteilarbeitskreis und die „Urban Gardening“-Gruppe der Ohm-Hochschule verwandelten das heruntergekommene Fleckchen in einen bunten Nachbarschaftsgarten.

Inzwischen blüht es in einem Dutzend Beete in allen möglichen Farben und auch am grauen Eisenzaun drum herum rankt sich das Grün. Am Eingang zu diesem kleinen Gartenparadies sitzt eine bunte Mischung von Leuten unter einem großen Sonnensegel: Anwohner, Studenten und Vertreter des nahegelegenen Kulturladens Zeltnerschloss. Am Arbeiten sind in der Gluthitze nur kleinere Jungs, die fachmännisch mit Schaufel und Gieskanne hantieren.

„Bei den Kindern kommt der Garten super an“, freut sich Lisa Voltz vom Kulturladen. „Wir haben hier oft mehr Kids als sinnvolle Aufgaben für sie. Und da sie oft andere Vorstellungen von Gartenarbeit haben als die Erwachsenen, bekamen sie schließlich sogar ihr eigenes Beet.“

Einige Bedenken

Das Experiment „Garten am Schlossplatz“ hat die Erwartungen der Macher mehr als erfüllt. „Bei der Eröffnung freuten sich alle, dass der Müll weg war“, erinnert sich Anwohnerin Violeta Meier. „Aber manche hatten doch Bedenken, dass der Garten keine einzige Nacht unbeschädigt überstehen würde. Nun steht er schon drei Monate, ohne dass groß was passiert ist. Ich habe den Eindruck, dass die Leute hier den Platz ins Herz geschlossen haben und immer ein bisschen mit draufgucken, was hier passiert.“

„Bisher hatten wir nur einen einzigen kleinen Fall von Vandalismus“, stimmt auch Student Tom Grellner zu. „Ursprünglich hatten wir einen sehr rustikalen Tisch hier, der aus einem Brett auf ein paar Bierkästen bestand. Die wurden uns geklaut! Vermutlich, weil jemand sie für Pfand abgegeben hat . . .“. Inzwischen hat ein Bierzelt- Tisch den Platz eingenommen. Denn, und da sind sich alle Gärtner einig, einen Ort zum Zusammensitzen und Ratschen soll es auf jeden Fall geben.

„Es ist uns wichtig, dass es ein Treffpunkt wird — auch für diejenigen, die kein Beet haben“, erzählt Grellner. „Deshalb sind wir auch jeden Dienstag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr offiziell „geöffnet. Neulich haben zwei Jungs aus der Scharrerschule hier ihre Brotzeit gegessen, das fand ich gut.“ Für die Zukunft ist sogar geplant, Kaffee auszuschenken, falls sich ein paar Anwohner bereitfinden, ihn zuzubereiten.

Wenn es nach dem Stadtteil-Arbeitskreis geht, ist das eine Vorschau auf die zukünftige Nutzung als Stadtteilplatz: „Den Garten wird es etwa zwei Jahre lang geben“, meint Lisa Voltz. „Danach will die Stadt den ganzen Platz neu gestalten — mit einer Mischung aus Grün und Parkplätzen.“ Spätestens dann soll der Schlossplatz seinen stolzen Namen zu Recht tragen.

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