Der neue NN-Karikaturist: Oft bitterbös und nah bei den Menschen

28.1.2021, 13:53 Uhr
Zeichnet nun auch für die "Nürnberger Nachrichten": Thomas Plaßmann.

© privat Zeichnet nun auch für die "Nürnberger Nachrichten": Thomas Plaßmann.

Die Liste der Auszeichnungen, die sich Thomas Plaßmann "erzeichnet" hat, ist lang: Gut zwei dutzend Preise bekam der 60-Jährige für seine spitze Feder - darunter immer wieder vordere Plätze beim Karikaturen-Preis der deutschen Zeitungsverleger, der "Rückblende". Er ist seiner Geburtsstadt Essen treu geblieben, schätzt aber Franken sehr, wie er im Gespräch erzählt.

Plaßmann schwärmt von spätmittelalterlicher, frühneuzeitlicher Kunst und Geschichte und erlebte so Franken "durch Reisen im Jugendalter in die Region, wo, beim Anblick von Kaiserburg und Bamberger Reiter, Dürerhaus und Creglinger Altar, den Felsen und Ruinen der Fränkischen Schweiz sich dies ein wenig materialisierte…. und wer mal ein rechtes Schäufele mit einem fränkischen Dunkel genossen hat", schwärmt er, das "R" rollend, der sei den fränkischen Stärken ohnehin verfallen.

Affinität zum "Club"

Aber er sehe "auch die dunklen Seiten. Ohne richtiger Fußballfan zu sein, erweist sich eine gewisse Affinität zum Club als Aufforderung stetiger Leidensbereitschaft mit Frankenbezug."

Man sieht: Der Mann hat Humor, bisweilen einen schwarzen bis bitterbösen, und der findet sich auch in seinen Zeichnungen. Da sind nicht selten Verlierer-Typen zu sehen, die das Leben beutelt. Aber nie mit Schadenfreude, sondern mit Empathie und Mitgefühl. "Was macht die Politik mit den Menschen?" - das ist eine Frage, die Thomas Plaßmann um- und antreibt. "Die Leserinnen und Leser sollen sich abgeholt und verstanden fühlen mit ihren Sorgen", sagt er.

"Soziale Themen liegen mir"

"Soziale Themen liegen mir", so der 60-Jährige, der sich selbst als "linkskatholisch" sozialisiert bezeichnet. Daher auch seine Neigung zu kirchen-kritischen Karikaturen, die stets zeigen: Da liegt ihm etwas am Herzen, das ihm - trotz mancher Entfremdung - nahe geht.

Sein Lebensweg ist ungewöhnlich: Er studierte zunächst Geschichte und Germanistik. "Lehrer wollte ich aber nie werden", so Plassmann. Daher schloss er eine Tischler-Lehre an und war in diesem Beruf auch tätig. Seit 1988 verlagerte er sich aufs Zeichnen - und wurde dann rasch zu einem der bekanntesten deutschen Karikaturisten.

Seine Zeichnungen erscheinen in der "Frankfurter Rundschau", der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", der "Neuen Ruhr Zeitung", der "Berliner Zeitung" und in einigen Kirchenzeitungen - und nun auch in den "Nürnberger Nachrichten".

Zu seinen Vorbildern gehören die ganz Großen: Paul Flora, Luis Murschetz und natürlich auch Horst Haitzinger, der bis vor einem Jahr und insgesamt über fünf Jahrzehnte Karikaturen lieferte, bevor er mit 81 in den Ruhestand ging. Lange schon aber hat Plaßmann seinen ganz eigenen Stil entwickelt - auf den sich unsere Leserinnen und Leser nun freuen können, etliche Male in der Woche.

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