Der StandPunkt: Warum wir schreiben

2.11.2015, 20:04 Uhr

5000 Geburtstagskarten für Abdolfattah Soltani wurden bereits an den iranischen Botschafter geschickt – erreichen werden sie den Empfänger im iranischen Evin-Gefängnis wahrscheinlich nie. Und doch werden sie große Wirkung entfalten, denn das Regime wird zum wiederholten Male erfahren, dass der Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises hier nicht vergessen wird.

Ob die Kundgebungen der letzten Jahre, die Karten oder nun die Feierstunde zu Soltanis Freilassung führen werden, mittlerweile sitzt er seit vier Jahren in Haft, ist unklar. Keiner weiß, was Protestnoten bewirken (können). Aber: Es bleibt die einzige Option. Wenn ein Unrechtsstaat die Würde seiner Bürger mit Füßen tritt, dürfen wir nicht müde werden, daran zu erinnern. Ohne denen nachzugeben, die – gerade in diesen unruhigen Zeiten – zu gähnen beginnen, wenn es schon wieder um die Menschenrechte geht.

Denn darauf spekulieren undemokratische Staaten wie der Iran ja gerade: Dass Menschen wie Soltanti vergessen werden. Dass die schnelllebige Medienöffentlichkeit ihre Aufmerksamkeit an eine andere Stelle lenkt.

Doch diese Postkarten zeigen: In Nürnberg wird der Wandel von der „Stadt der Reichsparteitage“ zur „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ gelebt – und Unrecht wird, auch durch Protest via Postkarten, angeprangert. Das sind wir denen schuldig, die ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren für die Freiheit, die wir haben.

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