Fall 8 der Weihnachtsaktion

Diabetes macht arm: Rollstuhlfahrer Heinz ächzt unter Aufwand für spezielle Medikamente

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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21.11.2022, 10:01 Uhr
Einen Fuß hat Heinz W. schon eingebüßt - eine Folge seiner Diabetes-Erkrankung. Am anderen Fuß plagt ihn auch schon eine offene Ferse.

© e-arc-tmp-20161214_170134-5.jpg, NNZ Einen Fuß hat Heinz W. schon eingebüßt - eine Folge seiner Diabetes-Erkrankung. Am anderen Fuß plagt ihn auch schon eine offene Ferse.

Mit manchen Diagnosen ist nicht zu spaßen. Diabetes zum Beispiel. "Ich habe das am Anfang nicht wahrhaben wollen", räumt Heinz W. (Name geändert) ein. Das ist nun 20 Jahre her - und er musste das bitter bereuen: Inzwischen ist der eigentlich unternehmungslustige Fürther weitgehend auf einen Rollstuhl angewiesen. Obendrein droht ihm womöglich bald die vollständige Erblindung.

Wie konnte es so weit kommen? Als Vertriebsspezialist war er früher viel herumgekommen, hatte sogar eine eigene kleine Firma gegründet und hat sich mit viel Sport stets fit gehalten. Bis ihm eine Entzündung am rechten Fuß schlagartig den Ernst der Lage klarmachte. "Die Gefäße waren so verändert, dass die Ärzte an den Erreger nicht herankamen", erzählt er, "es kam zu einem dauernden Hin und Her zwischen der Aufnahme in Krankenhäusern und der Entlassung". Der Fuß war bald nicht mehr zu retten, Stück um Stück wurde dem Fürther der Unterschenkel abgenommen.

Das entsprach auch der Ausprägung seiner Diabetes-Erkrankung: Die nämlich zeigte sich in starken Schwankungen und war offenkundig typischer Ausdruck einer sogenannten Brittle Diabetes - bis hin zu kurzfristigen Koma-Zuständen, wie sie Heinz W. schon an die 30 mal durchlebt hat. "Und ich habe noch keine Ruhe, der Oberschenkel-Stumpf ist immer wieder offen", berichtet er. Nur ein paar wenige Schritte schafft er noch - mit Gehstock. Zum Glück, denn in seine Küche kommt er auch mit seinem schmäleren Rollstuhl nicht hinein.

Enorme Schmerzen

Mit solchen Problemen und mit den enormen Schmerzen steht er gewiss nicht allein. Doch dazu gesellten sich bei dem gebürtigen Westfalen noch eine ganze Latte weiterer Leiden: eine schwere Darmschädigung, die er auf die frühere Einnahme starker Antibiotika zurückführt und die fast jeden Toilettengang zur Qual werden lässt, und die dramatisch zunehmende Erblindung. "Nur telefonieren kann ich noch, aber Fernsehen oder einen Computer bedienen ist nicht mehr drin."

Auf ein finanzielles Polster kann der Patient nicht zurückgreifen. Im Gegenteil: Als er seine Firma aufgeben musste, stand das Konto auf Null. Und eine Erwerbsunfähigkeitsrente bleibt ihm als langjährig Selbständigen auch versagt. "Ohne meine Partnerin hätte ich mich längst aufgegeben", meint er. Staatliche Unterstützung erhält er allerdings durchaus - Grundsicherung, Pflegegeld etwa, das sogenannte persönliche Budget, das Menschen mit schwerer Behinderung zusteht und mit dem er Assistenzkräfte finanzieren kann, die ihm im Alltag zur Seite stehen.

Teure Tropfen und Cremes

Übermäßig strapaziert wird das schmale Budget allerdings durch enorme Ausgaben für diverse Arzneien. Als Beispiel zieht Heinz W. ein winziges Fläschchen mit Augentropfen aus der Tasche. "Da kosten 10 Milliliter fast zwölf Euro, eine Creme kostet 20 Euro." Unterm Strich benötigt er rund 350 Euro pro Monat. Zwar ist er von Zuzahlungen - durch eine Einmalüberweisung an seine Krankenkasse - befreit. Aber die von dieser übernommenen Präparate helfen ihm oft nicht, so sein Arzt. Und es bleibt ihm nicht anders übrig, als Kosten selbst zu übernehmen.


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