Die bewegte Geschichte des Nürnberger "Reichs-Burger-King"

30.4.2018, 15:14 Uhr
2006 verkaufte die N-Ergie das Trafohaus und Burger King zog ein. Die profane Nutzung des NS-Baus war nicht unumstritten.

© Eduard Weigert 2006 verkaufte die N-Ergie das Trafohaus und Burger King zog ein. Die profane Nutzung des NS-Baus war nicht unumstritten.

Eigentümer der denkmalgeschützten Immobilie ist Daniel Kopp. Bei Sonnenschein seien die Reste der Reichsadler an den 14 Meter breiten Schmalseiten des Trafohauses beliebte Fotomotive, sagt er, alle halbe Stunde mache es da einmal Klick, mindestens.

Als Eigentümer kann Kopp untersagen, dass Bilder aus dem Inneren des Trafowerks in der Zeitung erscheinen. Und er macht von diesem Recht Gebrauch, weshalb hier nur Außenaufnahmen des Gebäudes zu sehen sind.

Das Trafohaus liegt rund 200 Meter östlich der Zeppelintribüne und war auf den Strombedarf einer ganzen Großstadt ausgelegt. Innen, hinter den hohen Toren, standen Transformatoren, die Hochspannungsstrom in eine niedere Spannung umwandelten.

Ab 1960 gehörte das Trafohaus der N-Ergie, die es bis 1998 für die Energieversorgung und als Lager nutzte. Danach stand es leer. 2002 plante Architekt Hanno Höllfritsch an der Stelle ein Hotelhochhaus, das Umspannwerk sollte darin gleichsam als Entree integriert werden. Realisiert wurde das Projekt nicht. Als es 2006 um den Verkauf der ungeliebten Immobilie ging, spielte bei der N-Ergie ein Nachdenken darüber, ob es zu der Geschichte des Nazi-Baus passt, wenn dort Hamburger verkauft werden, keine Rolle.

Der damalige Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, Hans-Christian Täubrich, hielt die kommerzielle Nutzung für "pikant". Jetzt leitet Florian Dierl das Dokumentationszentrum, er bezeichnet es als eine "Kuriosität", dass eine amerikanische Fast-Food-Kette ausgerechnet in einem Gebäude der Nazis logiert. "Ich sehe da aber nichts, was man skandalisieren müsste."

Völlig entspannt ist der Umgang mit dem Gebäude auch im Fitnessstudio Clever fit, das neben Burger King residiert. Immer wieder fragen Kunden, welche Funktion das Gebäude ursprünglich hatte. "Dann erzähle ich vom Umspannwerk", sagt Arno Winkler, der das Fitnessstudio mit Markus Stolle leitet.

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