Die Falcons kämpfen mit einem Zuschauerrückgang

22.3.2017, 14:54 Uhr
"Diejenigen, die da waren, haben uns die ganze Saison toll unterstützt": Sebastian Schröder (links) hat sich an die Situation im BBZ gewöhnt.

© Foto: Zink "Diejenigen, die da waren, haben uns die ganze Saison toll unterstützt": Sebastian Schröder (links) hat sich an die Situation im BBZ gewöhnt.

811. So viele Zuschauer wollten am vergangenen Samstag live in der Halle am Berliner Platz erleben, wie die Falcons ein schon verloren geglaubtes Basketballspiel gegen Gotha noch auf wunderbare Weise in einen Sieg verwandelten. Man könnte auch sagen: Etwa Tausend haben sich die Aufholjagd entgehen lassen, so viele Zuschauer hätten noch ins Nürnberger Berufsbildungszentrum gepasst.

Die Stimmung war trotzdem gut, vor allem nachdem sich die Falcons nach der Halbzeitpause an ihre Stärken erinnerten und einen Rückstand von zwölf Punkten in einen Sieg mit 13 Punkten Vorsprung verwandelten. Dennoch hätten sie sich beim Nürnberger Basketballclub natürlich alle wieder einmal ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewünscht; die netten Menschen an der Kasse, der Trainer, der Pressesprecher und natürlich auch Sebastian Schröder, der Kapitän, der das vergangene Jahrzehnt mit dem NBC auf dem Parkett verbracht hat, egal, ob sie sich gerade in der drittklassigen Pro B gequält haben oder mitten im April noch von der Bundesliga geträumt haben.

"Natürlich ist man ein bisschen traurig, dass nicht mehr Leute gekommen sind", sagt Schröder und blickt nach oben auf die Tribüne, die sich wenige Minuten nach dem schönen Erfolg rasant geleert hat. "Aber in Nürnberg gibt es eben ein breites Angebot und wenn man nicht so erfolgreich ist, wird es immer schwer."

Im Gegensatz zu den Vorjahren haben sie diesmal nicht um die Playoffs, sondern nur gegen den Abstieg gekämpft. Der Umbruch im vergangenen Sommer hat vermutlich ebenfalls einige Interessierte abgeschreckt. 777 Menschen haben in dieser Saison im Schnitt die Heimspiele der Falcons verfolgt, nur bei Baunach, dem Bamberger Farmteam, ein Verein ohne echtes Profil und ohne Zweitliga-Tradition, sind noch weniger gekommen. In der Spielzeit 2014/15 kamen durchschnittlich 1359 Zuschauer ins BBZ, ein Jahr später waren es immerhin noch 1061. Das, sagt Schröder, "war besonders seltsam. Vor zwei Jahren hatten wir so eine gute Saison, in den Playoffs war die Halle ausverkauft und beim ersten Spiel der neuen Saison war sie wieder halb leer."

Kaum Budget für Werbung

So ist das wohl in Nürnberg, Schröder hat sich an die Situation gewöhnt. Aktuell ist der Zuschauerrückgang etwas leichter zu erklären, zwischenzeitlich wussten sie ja gar nicht, ob sie überhaupt noch eine weitere Saison Profi-Basketball in Nürnberg anbieten können. Nach dem Rückzug des Hauptsponsors nach der letzten Spielzeit war kaum Budget für Werbung übrig.

Um die Ränge ein wenig voller zu bekommen, haben sie auch Gruppen eingeladen, die bis dahin vielleicht noch gar nicht wussten, dass es Profi-Basketball in Nürnberg gibt. Schülerlotsen, Freizeitspieler, Flüchtlinge, die Diakonie – wiedergekommen sind davon aber die wenigsten. "Es fehlt in der Halle der Eventcharakter", sagt Pressesprecher Markus Mende. Ein Spektakel können sie an guten Abenden auf dem Parkett bieten, aber nicht drumherum, das gibt die aus der Zeit gefallene Schulturnhalle nicht her.

Pläne für eine eigene Halle gibt es, aber ob und wann diese kommt, ist noch nicht absehbar. "Ich glaube, die Leute haben uns im Herzen aber nicht im Kopf", sagt Mende.

Seitdem der Verbleib in der Liga gesichert ist, arbeiten sie intensiv daran, den Etat für die nächste Spielzeit zu vergrößern, dann soll auch wieder mehr Geld da sein, um sich bei Nürnbergs Basketballfans im Kopf festzusetzen. Dass das Publikum an einem Tag zum Eishockey, am nächsten zum Handball und am anderen zum Basketball geht, glaubt Ralph Junge, der Trainer und Sportdirektor, nicht, es muss ihnen gelingen, die Basketball-Begeisterten nachhaltig anzulocken. "Diejenigen, die da waren, haben uns toll unterstützt", sagt Schröder.

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